Beim 0:2 gegen die Stars des FC Chelsea macht der 1. FC Heidenheim ein starkes Spiel. Nun müssen am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt dringend Punkte her, um die Talfahrt in der Bundesliga aufzuhalten.
Die Gäste vom ruhmreichen FC Chelsea, dem Weltpokalsieger und zweifachen Gewinner der Champions League, sie hatten die Nacht vor dem Conference-League-Auftritt auf der Ostalb in ihren Hotelbetten direkt neben dem Heidenheimer Schloss verbracht. Noch vor Anpfiff der Partie gegen den 1. FCH bekamen die Blues dann am Rande des Platzes einen konkreten Einblick, wer der wahre König im Ort ist.
„God save the king!“ – so stand es auf einem Banner vor dem Fanblock der Heidenheimer geschrieben, welches das Trainer-Urgestein Frank Schmidt mit Krone, Zepter und dickem Bizeps zeigte. „Hier geht es ja um den Verein – und nicht um mich. Aber es war schon etwas Besonderes. Das ehrt mich. Meine Frau sagt immer, den Kult um mich muss ich aushalten“, sagte der 50-Jährige nach Spielschluss, als sein Team dem Starensemble von der Stamford Bridge zwar einen großen Kampf geliefert hatte, allerdings durch zwei Tore der Blues von Christopher Nkunku (51.) und Mikhailo Mudryk (85.) letztlich mit 0:2 verlor.
„Es war das große Fußballfest, dass sich alle gewünscht haben“, resümierte der Torhüter Kevin Müller, der zwar nicht wie sein Trainer seit 17 Jahren der große Eckpfeiler des Heidenheimer Aufstiegs von der Verbands- in die erste Bundesliga ist; doch auch Müller, zuvor in Diensten des VfB II, spielt bereits seit 2015 für den FCH. Gegen Chelsea erwischte der Keeper vor dem mit 15 000 Fans ausverkauftem Haus einen echten Sahnetag, vereitelte diverse Großchancen der Startruppe von Trainer Enzo Maresca, in der neben dem Ex-Leipziger Nkunku auch der ehemalige Dortmunder Jaden Sancho spielt, der beide Tore für die Gäste vorbereitete.
„Es war eine große, aber keine magische Nacht“, sagte Trainer Schmidt hinterher: „Denn dazu fehlte das richtige Ergebnis.“ Dennoch hat sein Team gegen Chelsea glänzend mitgehalten, verpasste es nur, wie der Gegner die Tore zum richtigen Zeitpunkt zu schießen. „Das 1:0 macht ein 80-Millionen-Euro-Einkauf, das zweite Tor ein 100 Millionen Euro teurer Spieler“, sagte Schmidt mit Blick auf die Torschützen Nkunku und den Linksaußen Mudryk, einen Ukrainer, für den Chelsea bei seinem Wechsel von Schachtjor Donezk ganz tief in die Tasche griff.
Paul Wanner lässt dicke Chance liegen
„Bei der Qualität kannst du letztlich nicht alle Chancen verteidigen. Ich bin stolz auf mein Team“, ergänzte Schmidt – und war eher unglücklich, dass es mit dem Toreschießen nicht geklappt hatte. Mehrfach scheiterte der FCH knapp: Etwa bei zwei engen Abseitstoren von Maximilian Breunig – oder in der 69. Minute, als die spielfreudige Leihgabe des FC Bayern, der 18-jährige Paul Wanner, im Eins-gegen-Eins gegen den starken Chelsea-Schlussmann Filip Jörgensen eine ganz dicke Chance zum 1:1 liegen ließ.
Trotz der Niederlage sind die Mannen von der Ostalb in der Ligaphase der Conference League, die Chelsea nun mit vier Siegen aus vier Spielen anführt, auf Kurs: In den Partien gegen Basaksehir Istanbul (12. Dezember) und St. Gallen (19. Dezember) könnte sich der FCH sogar die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale der besten acht Clubs sichern. Aktuell ist man Neunter.
Doch der Blick von Frank Schmidt ging schnell vom Glanz des Europapokals hin zum Alltag in der Bundesliga, wo man am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt auf dem Heidenheimer Schlossberg erneut ein Heimspiel hat. „Die Liga hat ganz klar Priorität“, sagte der Coach. Schließlich hat sein Team im zweiten Erstligajahr die erste Krise zu durchschreiten – ist von Platz eins am zweiten Bundesliga-Spieltag nach zuletzt nur einem Punkt aus sechs Ligapartien bis auf Rang 15 abgerutscht.
So schlecht standen die Ostälbler zuletzt am dritten Spieltag der Vorsaison, ehe der Aufschwung begann, welcher die Galanacht gegen Chelsea erst möglich machte.