Die Frankfurter Spieler holen sich nach dem 0:1 gegen Darmstadt die Fan-Schelte ab. Foto: Bongarts

Die Darmstädter Taktik ging auf. Gegen die destruktive Art des Aufsteigers findet Frankfurt kein Mittel und verliert das brisante Hessenderby. Die Mannschaft von Armin Veh steckt mitten drin im Abstiegskampf. Vorstandschef Bruchhagen redet von neuen Spielern.

Frankfurt/Main - Darmstadt 98 hat das brisante Hessenderby bei Eintracht Frankfurt gewonnen und die sportliche Krise des großen Nachbarn dramatisch verschärft. Die Eintracht verlor am Sonntag das erste Duell der beiden seit mehr als 33 Jahren mit 0:1 (0:1) und hat nach nur einem Sieg in den vergangenen elf Spielen nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz der Fußball-Bundesliga. Für die „Lilien“ bedeutete der Sieg das nächste große Highlight nach ihrem Durchmarsch von der Dritten in die erste Liga.

Kapitän Aytac Sulu beendete mit seinem Tor in der 30. Minute eine kleine Negativserie von fünf Spielen ohne Sieg. Gegen die Eintracht hatte Darmstadt bislang nur einmal vor 36 Jahren gewinnen können und liegt nun vier Zähler vor der SGE. „Ein wahnsinnig schönes Erlebnis, dass ich mit so einem Spiel zurückkehren darf, ist super. Es war eine starke Teamleistung von uns. Wir haben ein bisschen auf die Verunsicherung der Frankfurter gebaut“, sagte Darmstadts früherer Eintracht-Profi Jan Rosenthal.

Die Frankfurter waren bedient: „Wir haben alles versucht. Es hat nicht funktioniert. Je länger das Spiel gedauert hat, desto weniger wollten alle den Ball haben, das ist einfach enttäuschend“, sagte Bastian Oczipka. Vorstandschef Heribert Bruchhagen machte direkt nach dem Spiel bei Sky deutlich, dass in der Winterpause neue Spieler verpflichtet werden sollen.

Die Brisanz des Nachbarschaftstreffens war jederzeit spürbar. Nach der Partie konnte die Polizei mögliche Ausschreitungen von Eintracht-Fans, die auf dem Platz Richtung Darmstadt-Block marschierten, verhindern. Zuvor hatten im Frankfurter Block viele Fahnen der „Lilien“ gebrannt. „Wer den Fußball liebt, der verzichtet auf solche Aktionen“, sagte Bruchhagen.

Auf dem Platz gingen beide Teams physisch engagiert ans Werk. Erste Nickligkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Stefan Aigner grätschte Darmstadts Fabian Holland (3.) weg, und die Gäste fielen nach Körperkontakten recht theatralisch.

Es entwickelte sich das erwartete Spiel. Frankfurt - fußballerisch eigentlich mit dem besseren Personal - versuchte, Druck aufzubauen, schaffte das aber nicht. Darmstadt lauerte auf Konter und hatte mit dem unruhigen Spielgeschehen schon ein erstes Ziel erreicht.

Ein klarer Plan war im Frankfurter Spiel nicht zu erkennen

„Wir haben uns von den Nickligkeiten anstecken lassen. Es fehlt die Struktur“, monierte Eintracht Präsident Peter Fischer in der Halbzeit bei Sky. Bis dahin hatten die Heimfans nur eine maue Chance gesehen. Aigner (26.) köpfte in Rückenlage und ohne Druck über das Tor. Mit Wucht erzielte Sulu den Darmstädter Führungstreffer nach einer Freistoßflanke von Tobias Kempe. Carlos Zambrano war einfach stehen geblieben und hatte dem kopfballstarken Sulu für sein viertes Saisontor leichtes Spiel beschert.

Kurz darauf musste Frankfurts Verteidiger David Abraham verletzt raus. Für ihn kam Marco Russ und damit nach den unter der Woche noch angeschlagenen Marc Stendera, Stefan Reinartz und Slobodan Medojevic ein weiterer Akteur, der nicht bei 100 Prozent sein konnte. Alex Meier (gesperrt) und die verletzten Johannes Flum und Luc Castaignos fehlten ohnehin. Nächste Woche gegen Dortmund fehlen dann sicher Russ, Zambrano und Stendera, die alle ihre fünfte Gelbe Karte sahen.

Darmstadt hatte in Rosenthal und Marcel Heller ein Duo, das es dem Ex-Arbeitgeber nur zu gerne zeigen wollte. Und sie taten dies mit ihren Kollegen mit der in dieser Saison schon von manchem Gegner als maximal unattraktiv kritisieren Taktik. Frankfurt war naiv genug, sich reichlich Gezeter und Schubsereien anzuschließen.

Ein klarer Plan war im Frankfurter Spiel noch nicht zu erkennen, aber es gab immerhin Torchancen. Aigner scheiterte frei an Darmstadts Torwart Christian Mathenja (52.). Kurz darauf reagierte der Schlussmann aus kurzer Distanz prächtig bei einem von Russ abgefälschtem Ball. Nun machte die Eintracht deutlich mehr Druck, kam aber durch die Darmstädter Abwehr einfach nicht durch. Die größte Chance hatten sogar die Gäste. Heller (83.) kam aus wenigen Metern nicht an Lukas Hradecky im Eintracht-Tor vorbei.