Foto: AP

Nach dem 0:1 gegen Chile müssen die Eidgenossen um den Einzug ins Achtelfinale zittern.

Port Elizabeth - Erst ein umstrittener Feldverweis, dann ein bitteres Abseitstor: Trotz eines WM-Rekordes ist Ottmar Hitzfeld mit der Schweiz unsanft von Wolke sieben heruntergeholt worden.

Nach dem 0:1 (0:0) gegen Chile müssen die Eidgenossen um den Einzug in das Achtelfinale bei der Fußball-WM zittern.

Die Rote Karte gegen Valon Behrami in der 31. Minute und eine Abseitsstellung vor dem Siegtreffer von Mark Gonzalez (75.) brachten Hitzfeld & Co. zu Recht auf die Palme.

Dass sein Team seit der WM 1994 in 559 regulären Spielminuten ohne Gegentor geblieben war und damit die bisherige Bestmarke Italiens (550) knackte, war nur ein schwacher Trost. Zumal Eren Derdiyok in der Schlussminute frei stehend den möglichen Ausgleich für die eine Stunde in Unterzahl agierenden Schweizer vergab.

Durch einen Sieg gegen Honduras können die Eidgenossen (3 Punkte) aber noch den Einzug in das Achtelfinale, das Chile (6) nach dem zweiten Sieg fest im Visier hat, perfekt machen.

Rote Karte für Behrami

Nach einer halben Stunde geriet Hitzfeld an der Seitenlinie erstmals richtig in Wallung. Im Anschluss an einen Zweikampf mit Bayer Leverkusens Arturo Vidal sah Behrami vom kleinlich pfeifenden Schiedsrichter Khalil Al Ghamdi (Saudi-Arabien) die Rote Karte.

„Der Feldverweis war völlig übertrieben. Natürlich hat Behrami mit den Armen gearbeitet, aber das war kein Schlag und keine Tätlichkeit“, kritisierte der frühere Weltklasse-Schiedsrichter Urs Meier im ZDF.

Für eine ähnliche Szene nach dem Wechsel wurde Chiles Gary Medel von Al Ghamdi, der insgesamt neun Gelbe Karten verteilte, nur verwarnt.

Während Behrami, der für Tranquillo Barnetta in die Startformation gerückt war, nach seinem Feldverweis ungläubig dreinschaute, konnte Hitzfeld nur mühsam beruhigt werden.

Hitzfelds Taktik empfindlich gestört

Durch die Rote Karte wurde die Taktik des früheren Bundesliga-Trainers von Borussia Dortmund und Bayern München über den Haufen geworfen.

Hitzfeld hatte sein Team gegenüber dem 1:0-Sensationssieg zum Auftakt gegen Europameister Spanien auf drei Positionen verändert. Neben Behrami standen auch Innenverteidiger Steve von Bergen für den verletzten Philippe Senderos sowie Angreifer Alexander Frei anstelle des Leverkuseners Derdiyok in der Startformation. Frei musste seinen Platz kurz vor der Pause für Barnetta räumen, weil Hitzfeld nun noch mehr auf Defensive setzte.

Chilenen taten sich lange Zeit schwer

Trotz Überzahl taten sich die Chilenen gegen die Eidgenossen, die in der ersten Hälfte keine Chance verbuchten, äußerst schwer. Benaglio, der in der 10. Minute bei zwei Distanzschüssen erstmals geprüft worden war, musste vor der Pause nur bei einem Versuch von Alexis Sanchez energisch zufassen.

Kurz nach Wiederbeginn jubelte der Stürmer von Udinese Calcio zu früh, als der Ball nach einem Freistoß im Netz zappelte, Ghamdi den Treffer wegen Abseits aber zurecht nicht gab.

Wenig später steuerte Sanchez nach einem schweren Patzer von Stephane Grichting allein auf das Schweizer Tor zu, scheiterte aber am erneut überragenden Benaglio.

Vor dem 0:1 kam der Keeper vom VfL Wolfsburg jedoch einen Schritt zu spät. Der bei einem weiten Pass aus der eigenen Hälfte im Abseits stehende Esteban Paredes umkurvte Benaglio und flankte butterweich auf den Kopf des ebenfalls eingewechselten Gonzalez, der sich die Chance nicht entgehen ließ.