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Der (un)heimliche Herrscher des FC Barcelona fordert höchste Perfektion – sein Wort ist gefürchtet.

Barcelona - Wenn er nur atmet, drehen sie in Barcelona die Ohren auf Empfang. Wenn er dann auch noch etwas sagt, beginnen manche zu zittern. Und Johan Cruyff sagt dauernd etwas. Wöchentlich ordnet er die Verhältnisse beim FC Barcelona neu. Wie sein früherer Rivale Franz Beckenbauer lässt Cruyff (62) sich in einer Zeitungskolumne aus.

Seine Montags-Meinung ist gefürchtet. Denn im Gegensatz zu Beckenbauer, der oft verbindlich unverbindlich bleibt, sind Cruyffs Kommentare meistens ätzend. Der Holländer kann nicht anders. Er war schon immer Chef und wird immer Chef sein. In Barcelona heißt es, dass er sogar Präsident Joan Laporta ins Amt gehievt hat. Sportdirektor Txiki Begiristain oder Trainer Josep Guardiola waren bei ihm Lehrlinge. Unter Trainer Cruyff gewann der Spieler Guardiola 1992 den Europapokal.

Womit das Selbstverständnis der legendären Nummer 14 klar skizziert ist: Keiner kann es besser, keiner weiß es besser. Und keiner hat höhere Ansprüche an Perfektion.

Dieser Mann war für den Fußball ein Segen. Und doch verfluchen ihn manche bei Barça. Gleichzeitig wissen sie: Cruyff könnte recht haben. So wie zuletzt, als er feststellte: "Es gab in dieser Saison einige Matches, bei denen die Champions aller Wettbewerbe nicht auf dem Level gespielt haben, auf dem sie bereits waren. Manche lernen aus ihren Fehlern nicht."

Real ist der Erzrivale. Nichts scheint wichtiger als Triumphe gegen die Königlichen. Schon jetzt denken alle nur an El Clasico, das Duell gegen Real in knapp vier Wochen. Der VfB Stuttgart und das Spiel am heutigen Mittwoch bleibt eine (un)nötige Pflicht, auch bei Cruyff. In seiner Kolumne findet sich darüber kein Wort, auch nicht über Messis Hattrick gegen Valencia.

Das Schweigen der Eminenz sei kein gutes Zeichen, sagen hier fast alle. Es zeige, dass etwas nicht stimmt. Dass der FC Barcelona weit von den gehobenen Ansprüchen des heimlichen Chefs entfernt ist. Nur einer gibt sich immer wieder unbeeindruckt: Barça-Trainer Pep Guardiola. Denn kaum einer kennt den knorrigen Holländer besser. Auch er strebt nach dem perfekten Fußball. Aber er weiß von dem Leid, das Perfektionismus auslösen kann. Er hat erlebt, dass Cruyff seinen Ansprüchen fast erlegen wäre, als er einen schweren Herzanfall auf der Trainerbank erlitt. Also sagt Guardiola immer wieder dasselbe - obwohl seine Zweifel stets greifbar sind: "Cruyff hat recht."

In Katalonien schätzen sie dies an Pep. Seine Loyalität dem Alten gegenüber. Aber auch seine Klugheit. Denn im Gegensatz zu Cruyff weiß Guardiola: Der erste Schritt, keine Fehler mehr zu machen, ist zu zweifeln, dass sie unabänderlich sind.

Den kompletten Artikel lesen Sie in unserer Printausgabe vom 17. März.