Stuttgart - Großstadt zwischen Wald und Reben. Dieser Slogan war einmal

Stuttgart - Großstadt zwischen Wald und Reben. Dieser Slogan war einmal und hat sich überlebt. Jetzt strebt die ganze Region Stuttgart gemeinsam zu neuen Horizonten und will raus aus der Ecke zwischen Kraut und Rüben. Eine Agentur aus Berlin soll die Richtung beim Tourismusmarketing vorgeben.

Von Klaus Eichmüller

STUTTGART. Embassy, eine Berliner Agentur, soll eine touristische Marke für die Region Stuttgart entwickeln. Nach der Stuttgart-Marketing GmbH hat sich jetzt auch der Aufsichtsrat der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH einstimmig für die Auftragsvergabe ausgesprochen. Ursprünglich hatten sich elf Agenturen, darunter auch Büros aus Stuttgart, beworben. "Jetzt haben wir die Chance, dass eine Berliner Agentur mit einem weiteren Horizont an die Aufgabe herangeht", sagte Michael Föll, Erster Bürgermeister Stuttgarts und Aufsichtsratschef beider Gesellschaften.

Die Marken-Macher aus Berlin können bereits etliche erfolgreiche Projekte vorweisen. Die Hauptstadtkampagne "Be Berlin" stammt ebenso von ihnen wie die Werbeidee für die lettische Hauptstadt Riga. Dank "Live Riga" und vielleicht auch Dank eines günstigen Preisniveaus sind dort im vergangenen Jahr die Gästezahlen aus Finnland um 139 Prozent, aus Russland um 67 Prozent und aus Deutschland um elf Prozent gestiegen.

Von einer touristischen Marke für Stuttgart und die Region erwartet sich der Tourismuschef Armin Dellnitz nach dem Einbruch 2009 mittelfristig wieder steigende Übernachtungszahlen. Bisher entfallen zwischen 30 und 40 Prozent auf Geschäftsreisende, 60 bis 70 Prozent auf Touristen. "Bei den klassischen Städtereisen kann man sicher noch etwas draufpacken", sagt Dellnitz. Ähnlich sieht es auch Bürgermeister Föll: "Der Tourismus ist in Stuttgart und der Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und soll in Zukunft noch weiter wachsen."

Nun soll die 1994 gegründete Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH einen entscheidenden Schritt nach vorne tun. "Jetzt zünden wir nach 15 Jahren die zweite Raketenstufe mit dem Aufbau einer eigenen Tourismusmarke", sagt Föll. Damit, so Dellnitz, solle das gesamte Tourismus-Marketing auf eine neue Ebene gebracht werden. "Wir stehen nicht nur im Wettbewerb mit deutschen Konkurrenten wie Berlin, Hamburg und München", sagt der Tourismuschef, "sondern auch mit den klassischen europäischen Metropolen."

Der Zeitplan für die Agentur Embassy ist ehrgeizig. Bis Sommer soll mit 200 000 Euro eine umfangreiche Marktforschung abgeschlossen sein, bei der Kommunen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Region sowie sämtliche Übernachtungsgäste abgefragt werden. Daraus wird bis Herbst eine touristische Marke entwickelt, "die Mut machen und die Richtung weisen soll", sagt Professor Andreas Mack von Embassy.

Von 2011 an will Dellnitz den gesamten Marketingetat von zwei Millionen Euro jährlich in den neuen Markenauftritt auf Messen, in Printmedien und im Internet pumpen. "Es geht darum, aus der Region eine Art Erlebnispark zu machen", sagt Dellnitz und formuliert die Erwartung an die Marke: "Sie muss nach innen ein starkes Wirgefühl entfalten und nach außen die klassischen Übernachtungsreisenden ansprechen."

Allen Beteiligten ist klar, dass das für die Markenmacher eine Herausforderung ist. Müssen sie doch unter einem griffigen Signet so Unterschiedliches verpacken wie das Mercedes-Museum in Stuttgart und das Nürtinger Stadtmuseum.