Die Bevölkerung im Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen kann die Protestplakate und Transparente

Die Bevölkerung im Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen kann die Protestplakate und Transparente einrollen. Der Plan, beim Vaihinger Bahnhof den neuen Stuttgarter Fernomnibus-Bahnhof zu errichten, ist vom Tisch.

Von Josef Schunder

STUTTGART. Am Dienstag hat der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik einmütig bei nur drei Enthaltungen die Bestrebungen beendet, für einen Fernomnibus-Bahnhof (FOB) in Vaihingen einen Bebauungsplan zu schaffen. Zugleich beauftragte er die Verwaltung, die bis zuletzt um den "guten Standort" gekämpft hatte, mit einer neuen Suche nach einem geeigneteren Platz.

Die Grünen und die CDU möchten den FOB knapp jenseits der Stadtgrenze am Flughafen ansiedeln - auch gegen den Widerstand der Flughafen-Geschäftsführer und des Oberbürgermeisters von Leinfelden-Echterdingen. Die SPD-Fraktion beurteilt dies zwar skeptischer, könnte dem Standort aber auch etwas abgewinnen. Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) ist jedoch überzeugt davon, dass am Flughafen allenfalls ein kleiner FOB infrage käme, die Stadt noch einen anderen Standort bestimmen müsste. Verwaltungsbürgermeister Klaus-Peter Murawski (Grüne) dagegen meint, der Busbahnhof könnte unter dem Parkplatz P 5 entstehen. Grünen-Fraktionschef Werner Wölfle wiederum hat den Parkplatz P 0 auf dem Feld am Westrand des Flughafens ins Visier genommen. Die heutige Nutzung sei eine "totale Verschwendung". Jürgen Sauer (CDU) brachte den früheren Luftfrachthof ins Gespräch.

Gegen alle Überlegungen haben die Flughafenchefs Widerspruch angemeldet. Der Parkplatz ist für die Westerweiterung des Flughafenvorfelds eingeplant. Der alte Frachthof wird ebenso wie der P 5 als wertvolles und teures Reservegrundstück für hochwertigere Nutzungen betrachtet. Außerdem: "Bis mindestens 2020 wird der alte Frachthof eine offene Baugrube sein, weil nebenan in offener Bauweise für das Projekt Stuttgart 21 gebaut wird", sagt Flughafensprecher Krämer.

Nach dem Willen von CDU und Grünen soll Stuttgarts OB Wolfgang Schuster nun selbst verhandeln und die 35-prozentige Beteiligung der Stadt an der Flughafen-GmbH ins Spiel bringen. Sollte die Operation Flughafen dennoch scheitern, wird sich der dritte Suchlauf aufs Stadtgebiet beschränken. Die Gefahr, dass er endet wie die beiden früheren Suchläufe, ist nach Hahns Auffassung groß. Nur wenn die Fraktionen bereit wären, mindestens zehn bis 15 Millionen Euro für einen FOB auszugeben und nicht nur vier Millionen Euro, könnten neue Standorte ins Spiel kommen. Hahn appellierte, die Option Vaihingen nicht ganz aufzugeben. Doch die Fraktionen wollen sie nicht weiterverfolgen. Die CDU behielt sich das zwar vor, wirkte am Ausstieg in Vaihingen aber mit, weil die Mehrheit den Ausbau der Nord-Süd-Straße verweigert.

Jetzt wird der Plan noch wichtiger, in Obertürkheim und Zuffenhausen Interimsstandorte zu schaffen. Diese Provisorien sollen aber maximal fünf Jahre Bestand haben, beschloss man. Die Fraktion SÖS/Linke und die Grünen freilich beharrten auf dem Standpunkt, dass überhaupt kein Ersatzstandort für den derzeitigen FOB am Hauptbahnhof gebraucht werde - weil das Projekt Tiefbahnhof-Bau noch scheitern werde.