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Zwei Kriminalpolizisten ermitteln im Fall des verschwundenen Leonberger Porsche-Tuners.

Leonberg/Johannesburg - Zwei Beamte der baden-württembergischen Kriminalpolizei sind am Freitag nach Südafrika geflogen, um die örtliche Polizei mit ihrem Wissen über den verschwundenen Leonberger Porsche-Veredler Uwe Gemballa zu versorgen. Ende der Woche ist der Rückflug geplant.

Seit genau zwei Wochen ist der Sportwagentuner Uwe Gemballa in Südafrika verschwunden. Ob er entführt wurde, einen Unfall hatte oder freiwillig untergetaucht ist, sollen nun auch ein Kripo-Beamter vom Landeskriminalamt und einer von der Polizeidirektion Böblingen am Ort des Geschehens herausfinden. Laut dem Böblinger Polizeisprecher Uwe Vincon ist die Abordnung von Beamten ins Ausland in vergleichbaren Fällen "nicht unüblich: Die beiden Kollegen waren bei dem Fall von Anfang an mit dabei und können die Zusammenhänge der Firma erklären." Sollten die südafrikanischen Polizisten etwa Fragen nach Aufträgen für Gemballa haben, könnten sie die beiden Deutschen fragen, anstatt erst langwierige schriftliche Anfragen zu stellen. "Es ist auf jeden Fall einfacher, wenn man jemanden vor Ort hat", sagt Uwe Vincon.

Den Auslandseinsatz hat das Auswärtige Amt auf diplomatischem Wege vorbereitet, erklärt Vincon den Ablauf, "dann haben wir eine Einladung bekommen, an den Ermittlungen teilzunehmen". Am Freitag begaben sich die erfahrenen Beamten, die aber nicht auf Entführungsfälle spezialisiert sind, auf die Dienstreise. Der Einsatz ist laut Hauptkommissar Vincon "vorläufig bis Ende der Woche" geplant.

Über die Arbeit in Johannesburg will Vincon allerdings nichts sagen, auch nicht über die ersten Vernehmungen, die laut der örtlichen Zeitung "Sunday Times" stattgefunden haben. Die Öffentlichkeitsarbeit sei nun Sache der südafrikanischen Polizei, die das Heft des Handelns in der Hand halte. In Südafrika wurden am Montag keine Neuigkeiten veröffentlicht, die Polizei schottete die beiden deutschen Kollegen ab. Immer noch unklar ist unter anderem, wer der ominöse Unbekannte war, mit dem Gemballa laut Zeugen nach seiner Landung am 8. Februar in Johannesburg Kontakt hatte. Einen Tag später telefonierte der 54-Jährige zum bisher letzten Mal mit seiner Frau in Deutschland. Er gab an, einen Unfall gehabt zu haben und Geld in Höhe von etwa einer Million Euro zu benötigen.

Gegen die vor allem in Internet-Foren kursierende Meinung, Gemballa sei untergetaucht, weil er Probleme mit den deutschen Finanzbehörden habe, regt sich immer mehr Widerspruch. Ein ehemaliger langjähriger Mitarbeiter des Porsche-Experten sagte unserer Zeitung: "Das ist nicht seine Art. Er kämpft immer wie ein Löwe um seine Firmen und fühlt sich für seine Leute verantwortlich. Dass er einfach verschwindet, kann ich mir nicht vorstellen." Der Mann bestätigt Informationen, wonach der Betrieb bei Gemballa seit vergangenem Jahr auf Kurzarbeit läuft und auch, dass Mitarbeiter nicht immer pünktlich ihr Gehalt bekamen. Dazu war vom Unternehmen auch am Montag keine Stellungnahme zu bekommen. Der Ex-Mitarbeiter betont aber, dass wirtschaftliche Schwierigkeiten für den Firmenlenker kein Anlass seien, das Handtuch zu werfen: "Geht nicht, kennt er nicht." Viel eher sei es möglich, dass der Geschäftsführer "den Risikofaktor hochgefahren hat, um Aufträge an Land zu ziehen".

Unter den Menschen, die sich einen getunten Porsche für 650.000 Euro oder mehr leisten können, gebe es auch Kriminelle, spekuliert der Mann, der in der Konstruktion tätig war: "Wahrscheinlich wollte er mit den falschen Leuten Geschäfte machen." Die "Sunday Times" bringt Gemballa mit einem angeblich in seiner Heimat verurteilten "tschechischen Milliardär" in Verbindung.

Bereits vergangene Woche äußerten sich aktuelle und ehemalige Mitarbeiter gegenüber unserer Zeitung so: Uwe Gemballa sei ein Enthusiast und Workaholic, der seinen Betrieb nie im Stich lassen würde. Die Polizei kann diese Möglichkeit bisher allerdings ebenso wenig ausschließen wie den Unfall oder eine Entführung. Weshalb Gemballa aber nach einem Unfall eine Summe übermitteln sollte, die er als Sicherheitsleistung hinterlegen muss, und sich dann nicht mehr meldet, erklärt die Polizei auch am Montag nicht. Die Möglichkeit einer Entführung rückt immer wieder in den Blickpunkt. "So oder so", sagt Uwe Vincon, "am besten wäre es, er würde bald wieder auftauchen."