Die Kanzlerin reist in die Türkei - und trifft mit Recep

Die Kanzlerin reist in die Türkei - und trifft mit Recep Tayyip Erdogan auf einen Ministerpräsidenten, der sich auf keine feste Position zwischen Orient und Europa festlegen lässt. Eine EU-Vollmitgliedschaft liegt in weiter Ferne - zum Verdruss der deutschen Wirtschaft.

Von Norbert Wallet

Berliner Redaktion

BERLIN. Unter dem Eindruck neuer Spannungen im deutsch-türkischen Verhältnis trifft sich Kanzlerin Angela Merkel heute in Ankara mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Nach dessen Forderung, in Deutschland türkische Gymnasien einzurichten, bekräftigte sie die Bedeutung der deutschen Sprache für eine gelungene Integration der türkischen Mitbürger. "Das bedeutet natürlich, dass die deutsche Sprache erlernt wird und die deutschen Gesetze eingehalten werden." CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte unserer Zeitung: "Wir wollen die Millionen türkischstämmigen Bürger in unserem Land erfolgreich integrieren."

Auf dem Programm der zweitägigen Reise Merkels stehen noch andere brisante Themen. Dazu gehören die schleppenden Beitrittsverhandlungen zwischen der Europäischen Union und dem Nato-Partner sowie der schwierige Versöhnungsprozess der Türkei mit Armenien. Ausgangspunkt ist ein Massaker an Armeniern in der Türkei im Ersten Weltkrieg. Erdogan bestritt erneut einen Völkermord an den Armeniern.

Die Wirtschaft dringt auf eine weitere Annäherung der EU an die Türkei. "Die deutsche Wirtschaft mahnt eine emotionsfreie Diskussion um die Beitrittsverhandlungen der Türkei an. Unsere Wirtschaftsbeziehungen mit der Türkei entwickeln sich seit Jahren überdurchschnittlich gut", so der Bundesverband der Deutschen Industrie. Die schwarz-gelbe Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag über eine "privilegierte Partnerschaft", nicht aber über eine Vollmitgliedschaft in der EU verhandeln.

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