Von Armin FriedlDie deutschen Fußballfans singen: "Schiri, wir wissen, wo dein

Von Armin Friedl

Die deutschen Fußballfans singen: "Schiri, wir wissen, wo dein Auto ist." Die türkischen Fans hingegen singen: "Schiri, wir wissen, wo deine Mutter ist."

Solche Unterschiede erkennt jemand leichter, der von außerhalb kommt. Und um sie geht es vor allem bei der Deutsch-Türkischen Kabarettwoche, die jetzt im sechsten Jahr im Renitenz-Theater stattfindet. Was einmal mit vier Abenden begann, hat sich nun auf fast zwei Wochen Abendprogramm ausgeweitet. Mittlerweile gibt es Stammgäste wie Sinasi Dikmen, der in seinem aktuellen Programm "Islam für Anfänger" Dinge über den Islam berichtet, die so offiziell nicht verkündet werden.

Die eingangs erwähnte Beobachtung hat Serhat Dogan gemacht, der vor vier Jahren nach Deutschland gekommen ist. Er hat damals die Einschätzung mitgebracht, dass deutsche Frauen weiche Eier lieben. Doch seit er die Sozialpädagogin Sabine getroffen hat, fragt er sich in seinem aktuellen Programm "Danke Deutschland!": "Bin ich ein weicher Macho oder ein harter Mittelspurblockierer?" Solche Feststellungen kommen bestens an. Wer etwa das aktuelle Programm des gebürtigen Mannheimers Bülent Ceylan erleben will, muss bereits in den Hegelsaal der Liederhalle gehen, die Bühne des Renitenz-Theaters ist bei weitem zu klein.

Der Renitenz-Intendant Sebastian Weingarten hat im vergangenen Jahr eine Besucherbefragung durchgeführt und weiß seitdem: Zwei Drittel der Besucher haben keinen Migrationshintergrund, ein Drittel hat türkische Wurzeln. Aber auch Menschen aus anderen Nationen kommen speziell zu diesen Kabarettwochen: "Da fühlen sich auch Griechen oder Spanier angesprochen", so Weingarten. "Unsere Rechnung geht auf. Ein Theater soll alle Menschen ansprechen. Das gilt besonders für Stuttgart, wo sehr viele Menschen aus anderen Nationen leben." So seien bei den vergangenen Deutsch-Türkischen Kabarettwochen auch 50 Prozent der Besucher erstmals Renitenz-Gänger gewesen. Weingarten: "Wir erreichen hier ein ganz neues Publikum."

Weingarten und Kerim Arpad vom Deutsch-Türkischen Forum schauen also zuversichtlich in die Zukunft, auch was das kommende Jahr betrifft, wenn das Renitenz-Theater an neuer Wirkungsstätte im Hospitalhof-Viertel spielen wird.