Die Pläne ... Foto: Visualisierung: Icade Reim Deutschland GmbH/Schaller Kyncl

In zwei Jahren sollen an der Türlenstraße Büros, Wohnungen und ein Park mit See entstehen.

Stuttgart - Seit vier Jahren steht die frühere Mercedes-Niederlassung an der Türlenstraße leer. Das wird sich ändern. Von Frühjahr an soll die Kreativszene einziehen, später neu gebaut werden. Der französische Besitzer plant anspruchsvolle Gebäude in einer Parklandschaft.

Mit den Namen für Bauprojekte ist es so eine Sache. Besonders kreativ kommen die meist nicht daher. Look 21 etwa nennt die Icade Reim Deutschland GmbH, eine Tochter des französischen Immobilienriesen Icade, ihr neues Projekt in Stuttgart. Das ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass die frühere Mercedes-Niederlassung an der Ecke Türlen-/Heilbronner Straße direkt gegenüber des Stuttgart-21-Geländes liegt und damit einen Blick auf die künftige Großbaustelle erlaubt.

Dabei hätte das Projekt einen Namen verdient, der sich mit ihm selbst beschäftigt. Denn was anstelle des früheren Autohauses entstehen soll, ist außergewöhnlich. "Wir wollen ein Bindeglied zwischen Natur, Stadt und Stuttgart 21 schaffen", sagt Frank Doucet, Geschäftsführer von Icade Deutschland. Die Pläne stammen vom Stuttgarter Architektenbüro Schaller und Kyncl, das sich bei einem internen Wettbewerb gegen vier Mitbewerber durchgesetzt hat.

Entlang von Türlen- und Heilbronner Straße soll ein teils frei schwebender Gebäuderiegel 14000 Quadratmeter Büros sowie Wohnungen und Geschäfte aufnehmen. Dahinter sollen kleinere Wohnhäuser entstehen, dazwischen eine Parkanlage mit See und begrünten Gebäudestufen. Knapp 120 Wohnungen sind insgesamt geplant, die Icade nach Fertigstellung im Paket verkaufen will. Die Büroräume sollen nur veräußert werden, falls sich ein Interessent findet, der alle Flächen komplett abnimmt. Icade investiert insgesamt 130 Millionen Euro.

Bei der Stadt ist man voll des Lobes. "Uns war wichtig, dass dieses zentral gelegene Grundstück nicht nur für Büros genutzt wird, sondern auch Wohnungen gebaut werden", sagt Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. Wichtig seien ebenso die hohen ökologischen Ansprüche, die angelegt würden. Baubürgermeister Matthias Hahn wird deutlicher: "Über hundert Wohnungen an dieser Stelle sind ein Pfund."

Platz für Kreative: Ausstellungsräume für ein Jahr

Der Baubeginn ist derzeit noch offen. "Wir fangen an, wenn wir einen Mieter für die Büroflächen gefunden haben", sagt Doucet. 14000 Quadratmeter zu vermieten ist derzeit nicht einfach. Das sei auch einer der Gründe für die fast vierjährige Verzögerung, denn ursprünglich seien größere Büroanteile vorgesehen gewesen, ein Interessent sei aber wegen der Wirtschaftskrise abgesprungen. Danach habe man neu geplant.

Icade hofft jetzt auf einen Konzern, der von außerhalb in die Innenstadt umziehen will. "Wir sind optimistisch und glauben, dass wir die Büros innerhalb von zwei Jahren vermietet haben", sagt Doucet. Das Projekt soll bereits nächste Woche am Stuttgarter Stand auf der Immobilienmesse Mipim im französischen Cannes beworben werden.

Viel schneller wird der Baubeginn ohnehin kaum möglich sein, denn zunächst muss die Stadt einen neuen Bebauungsplan für das Areal erarbeiten. Bis es so weit ist und der Gemeinderat sich mit dem Projekt befasst hat, werden wohl eineinhalb Jahre vergehen, schätzt Wirtschaftsförderer Klaus Vogt. Eine Rolle wird dabei auch spielen, ob den Stadträten der interne Architektenwettbewerb von Icade ausreicht.

Der relativ lange Zeitraum bis zum Baubeginn bietet auch Chancen. Wie berichtet, wird von Frühjahr an das bisherige Gebäude für die Stuttgarter Kreativszene genutzt. Dort können etwa Designer oder Fotoateliers für ein Jahr Ausstellungsräume beziehen. Betreiber wird die Raum auf Zeit GmbH. "Ich bin froh, dass diese Zwischennutzung gelungen ist", so Vogt, "ich würde mir mehr solche Beispiele wünschen."

Und wer weiß: Vielleicht fällt den Kreativen in dieser Zeit sogar noch ein angemessenerer Name für Look 21 ein.