Von Michael IsenbergJahrelang haben Suchtmediziner um die neue Behandlungsmethode für Schwerstdrogenkranke

Von Michael Isenberg

Jahrelang haben Suchtmediziner um die neue Behandlungsmethode für Schwerstdrogenkranke gerungen. Jahrelang haben sich Politiker hitzige Gefechte darüber geliefert, ob "Heroin auf Krankenschein" zulässig ist oder nicht. Jahrelang hat man sich am Stammtisch das Maul zerrissen, ob man Junkies überhaupt helfen muss - wo sie doch "selbst Schuld haben" an

ihrer Sucht.

Gut, dass diese Debatten vorbei sind. Oder doch nicht? Die fachlichen, politischen und ideologischen Schlachten um die Diamorphin-Behandlung sind zwar geschlagen. Doch jetzt geht in Berlin auf höchster Ebene zwischen Ärzten und Krankenkassen das Geschacher ums Geld los. Weil alle mit leeren Taschen dastehen, ist die Warnung vor einem Scheitern des Projekts ernst zu nehmen.

Es stünde dem Gemeinderat der Stadt Stuttgart gut zu Gesicht, wenn er sich jetzt klar zur Heroin-Therapie und den nötigen kommunalen Zuschüssen

bekennt. Dann wüsste man zumindest, woran man ist. Die Landeshauptstadt kann und darf nicht abseits stehen, wenn es um moderne Therapieformen geht - zumal der Zuschuss für 50 Patienten finanziell überschaubar ist. Wer jetzt klemmt, ruft bloß die alten Geister. Die braucht beim Thema Sucht keiner.