Von Konstantin SchwarzSTUTTGART. Die Bahn-Projekte Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen-Ulm könnten

Von Konstantin Schwarz

STUTTGART. Die Bahn-Projekte Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen-Ulm könnten zusammen nicht nur 6,2, sondern 11,5 Milliarden Euro kosten. Diese Zahl nennt angeblich ein Gutachten Schweizer Tunnelbau-Ingenieure.

"Kollegen von uns durften in das Gutachten von Spezialisten blicken", berichtet der Internet-Dienst Ferpress. Der Dienst, der ansonsten hauptsächlich über Entwicklungen auf dem Modelleisenbahn-Markt berichtet, setzt sich kritisch mit dem Neubau der Bahn-Infrastruktur in Stuttgart auseinander. Für den neuen Tiefbahnhof samt Strecke Feuerbach-Wendlingen wurden von der Bahn im Dezember 4,1 und für die weitere Strecke bis Ulm 2,1 Milliarden Euro Baukosten genannt. Letztere werden allerdings noch aktualisiert.

Er habe in einem Schweizer Anwaltsbüro einen Blick in die 160 Seiten starke Expertise werfen dürfen, sagte ein Mitglied des Ferpress-Vorstands am Mittwoch auf Anfrage. Die Ersteller, "honorige Leute", verlangten für das noch unveröffentlichte Papier eine erhebliche Aufwandsentschädigung. Das ominöse Gutachten solle "noch zur rechten Zeit der Allgemeinheit zur Kenntnis gebracht werden", heißt es bei Ferpress.

Zahlen, die lange bekannt sind und ebenfalls weit über den von der Bahn genannten Kostenannahmen liegen, verbreitete am Dienstag das ZDF-Magazin "Frontal 21". Die Reporter konfrontierten unter dem Titel "Milliardenloch im Schwabenland" Bahn-Chef Rüdiger Grube und OB Wolfgang Schuster mit Aussagen des Bundesrechnungshofes von 2008. Die Behörde sieht Stuttgart 21 bei 5,3, die Strecke bei 3,2 Milliarden Euro. Grube und Schuster reagierten vor der Kamera ungelenk. Der Bahn-Chef, seit Mitte 2009 im Amt, kannte die Zahlen nicht. Sein Unternehmen hatte aber 2008 dazu Stellung bezogen. Schuster wiegelt ab und riet, den Bund zu befragen.

Am Mittwoch reagierte die Bahn mit einer Pressemitteilung auf "Frontal". Im ZDF waren auch Verschwörungstheorien der Stuttgart-21-Gegner referiert worden. "Offenbar liegen der Redaktion die populistischen Positionen näher als der sorgfältige Umgang mit aktuellen Informationen", so der Bahn-Konzern. Viele Aussagen seien schlicht falsch, öffentlich zugängliches Zahlenmaterial sei ignoriert worden. Zum Bericht des Rechnungshofes, der an den Haushaltsausschuss des Bundestages ging, nehme man keine Stellung.

Korrigiert hat die Bahn die Behauptung, der Nordflügel des alten Bonatz-Bahnhofs werde am 11. Mai abgerissen. Den Termin hatte die Grünen-Kreisvorsitzende Irmela Neipp-Gereke bei einer Demo am Montag genannt. Der Abriss werde im zweiten Halbjahr 2010 erfolgen, hieß es im Stuttgart-21-Sprecherbüro von Wolfgang Drexler.