Joachim Löw hat Sorgen. Warum? Deshalb: ... Foto: dpa

Stars in der Krise, Rumpfkader gegen Malta, verletzte WM-Kandidaten - Löw bangt um WM.

Stuttgart - Stars wie Klose und Podolski in der Krise, Rumpfkader gegen Malta, verletzte WM-Kandidaten - ein Berg von Problemen lässt Joachim Löw um eine erfolgreiche Weltmeisterschaft bangen. Zwei Monate vor dem ersten WM-Spiel in Südafrika gegen Australien will der Bundestrainer zwar noch nicht Alarm schlagen, aber die Lage spitzt sich zu. "Ich sage es mal so: Ich mache mir keine Sorgen, aber die Situation ist ernst", sagte der Bundestrainer.

Vor allem der erarbeitete Masterplan für die WM-Vorbereitung gerät ins Wanken. Statt am 12. Mai mit dem vorläufigen Kader von 23 plus x Spielern ins Unternehmen WM-Titel starten zu können, wird sowohl beim Test gegen Malta einen Tag später in Aachen als auch zu Beginn des Trainingslagers in Sizilien gleich eine ganze Elf fehlen - von Michael Ballack bis hin zu den Akteuren der Pokalfinalisten Bayern München und Werder Bremen.

"Man sollte den besten Stürmer schon zur WM mitnehmen"

Das sei problematisch, gestand Löw, der um einen gezielten Aufbau des Teams bis zur Abreise nach Südafrika am 6. Juni fürchtet: "Je später ich alle Spieler habe, desto schwieriger wird es, alle auf ein Niveau zu bringen." Zumal es unter den rund 30 heißen WM-Kandidaten mehr Sorgenkinder gibt, als Löw lieb sein kann. Und an die sandte der DFB-Chefcoach drei Wochen vor der Nominierung des vorläufigen Kaders am 6. Mai in Stuttgart einen Warnruf: "Unser Auswahlverfahren ist noch längst nicht abgeschlossen." Die bewährten Torjäger Miroslav Klose und Lukas Podolski stecken in ihren Vereinen im Dauertief, der Schalker Kevin Kuranyi darf deswegen 18 Monate nach seinem Ausschluss aus der DFB-Auswahl auf eine Begnadigung hoffen.

"Man sollte den besten Stürmer schon zur WM mitnehmen", warb Franz Beckenbauer für den 18-fachen Saison-Torschützen Kuranyi. Der Weltmeister-Coach von 1990 verwies aber zugleich auf die großen Verdienste von Klose oder Podolski im Nationaltrikot. "Die Kastanien haben andere aus dem Feuer geholt", sagte Beckenbauer.

Ballack will an Limits gehen

Thomas Hitzlsperger ist bei Lazio Rom in der Versenkung verschwunden, Simon Rolfes kostet eine Knie-OP den WM-Traum. Marcell Jansen (Fuß) muss auf eine Wunderheilung hoffen, Sami Khedira (Knie) ist derzeit angeschlagen. Löw steht vor der heiklen Aufgabe, dass er mit seinem Trainer- und Betreuerstab alle Spieler mit Problemen in kurzer Zeit in Form bringen muss: "Wir haben bewiesen, dass wir das können", sagt Löw.

Beckenbauer setzt Vertrauen in Löw, sieht den Bundestrainer aber auch unter Druck. "Da ist Jogi Löw gefordert", bemerkte der Kaiser, "aber er ist erfahren, er ist ja schon seit der WM 2006 dabei." Probleme vor einem großen Turnier seien ohnehin normal, beschwichtigte Beckenbauer: "Das hat es immer schon gegeben vor Weltmeisterschaften - auch zu meiner Zeit." Und die Zeit bis zum Ernstfall müsste genügen: "Insgesamt sind es ja fast fünf Wochen."

Ballack will an Limits gehen

Bei seiner Klausur mit Co-Trainer Hans-Dieter Flick, Torwartcoach Andreas Köpke und Chefscout Urs Siegenthaler steckt Löw noch bis heute im Schwarzwald den Fahrplan bis zur Nominierung und bis zum Start der WM-Vorbereitung ab. Im Bundesliga-Endspurt sollen einige Spieler nochmals gezielt beobachtet werden.

Auch Kapitän Michael Ballack dürfte aus der Ferne die Nöte rund ums Nationalteam mit Sorge beobachten. Denn wie wichtig eine optimale WM-Vorbereitung gerade für die deutsche Elf ist, darauf hat der erfahrenste deutsche Spieler schon häufig hingewiesen: "Wir müssen in Südafrika wieder an unserer Grenze spielen, an unser Limit gehen - jeder Einzelne. Wir müssen uns physisch hundertprozentig vorbereiten auf das Turnier." Das ist leichter gesagt als getan.