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Der Torwarttrainer des VfB Stuttgart hält viel von dem Keeper, der Jens Lehmann beerben soll.

Stuttgart - Eberhard Trautner hat beim VfB Stuttgart schon viele Torhüter trainiert. Jetzt steht wieder einer seiner Schützlinge vor der Beförderung. Sven Ulreich soll in der neuen Saison die Nummer eins sein. "Er schafft das", ist sich der Ex-Profi sicher.

Eberhard Trautner, genannt Ebbo, ist der Dino im Trainerteam der Roten. Seit Juli 1981 ist er beim VfB Stuttgart. Zunächst als Amateur, später als Profi (32 Bundesligaspiele) und seit 2001 als Torwarttrainer. Trautner (43) hat Timo Hildebrand zum Nationaltorhüter gemacht, er hat Thomas Ernst trainiert, Dirk Heinen und Raphael Schäfer. In dieser Saison macht er Jens Lehmann, Alexander Stolz und – bis zu dessen Verletzung – Sven Ulreich fit. Ulreich, der sich bei einem U-21-Länderspiel das Wadenbeinköpfchen gebrochen hat, schuftet derzeit in der Reha-Welt für sein Comeback. Viel Zeit bleibt nicht. Schon bald wird er im Fokus der Fußball-Bundesliga stehen. Offiziell bestätigen will dies zwar noch niemand, doch nach Informationen unserer Zeitung steht fest: Der gebürtige Schor</CS>ndorfer (21), seit der E-Jugend beim VfB, wird die neue Nummer eins im Tor der Roten.

Das Potenzial dafür hat Ulreich auf jeden Fall, da ist sich Ebbo Trautner sicher. Der Coach kennt den Keeper seit dessen B-Jugend-Zeit. Damals – wie heute – trainiert Trautner dreimal in der Woche mit den Nachwuchskräften. Er sieht sich die Spiele der Talente an und spricht mit den Trainern der Jugendmannschaften. Trautner kennt jeden Torhüter beim VfB, von der C-Jugend bis zu den Profis. Und bei Ulreich hatte er vor sechs Jahren gleich ein gutes Gefühl.

„Ich sehe an den Bewegungsabläufen recht schnell, ob sie Potenzial haben“, sagt er. Deshalb wusste er früh: Ulreich könnte einmal ein Kandidat für die Nummer eins im Tor der Roten sein. Dass er damit wohl Recht behalten wird, nimmt Trautner mit gewohnter Bescheidenheit zur Kenntnis. „Das sollte doch das Ziel sein. Der VfB hat schon immer hervorragende Torhüter ausgebildet“, sagt er nur. Gerhard Heinze (Stammkeeper von 1968 bis 1971 und 1972 bis 1975) beispielsweise, Helmut Roleder (1975 bis 1986), Timo Hildebrand (2000 bis 2007). Und jetzt eben Sven Ulreich.

Ulreichs Talent hat Trautner schnell erkannt. In die Köpfe der Nachwuchsspieler kann er aber nicht schauen. Doch genau dort entscheidet sich, ob ein talentierter Schlussmann eine große Karriere vor sich hat. Torhüter stehen unter Druck und unter besonderer Beobachtung. „Damit muss man auch im Kopf klarkommen“, sagt Trautner.

Bei Ulreich macht er sich darüber keine Sorgen. „Er hat bewiesen, dass er auch mental stark ist.“ Als Lehmann-Ersatz gegen Hoffenheim, Wolfsburg (je 3:1) und Freiburg (1:0). Der Torhüter habe sich seit 2008, als er unter Ex-Trainer Armin Veh elf Bundesligaspiele machte und wieder degradiert wurde, „kolossal verändert“, sagt Trautner und zählt Ulreichs Stärken auf: Die Strafraumbeherrschung, die Reaktionsschnelligkeit auf der Linie, das Verhalten in 1:1-Duellen, die Beidfüßigkeit. Und die Schwächen? Trautner überlegt. „Früher hatte er Probleme, den Ball ins Spiel zu bringen.“ Die Betonung liegt auf „früher“ und „hatte“.

Dass Ulreich ein ähnliches Schicksal ereilen könnte wie Michael Rensing, der als Nachfolger von Oliver Kahn bei Bayern München scheiterte, glaubt Trautner nicht<MD><CW> – auch wenn er Parallelen sieht. „Rensing hatte ein schweres Erbe anzutreten, Sven würde Jens ersetzen, das ist auch nicht leicht.“ Rensing konnte seine Chance nicht nutzen. „Natürlich weiß man nie, was die Zukunft bringt, aber ich glaube, Sven kann sich durchsetzen.“

Trautner wird ihn dabei unterstützen. Die Arbeit geht weiter. Mit Ulreich und der neuen Nummer zwei. Die heißt wahrscheinlich Marc Ziegler (Borussia Dortmund). Für Trautner ist Ziegler ein alter Bekannter. In der Saison 1995/1996 war der Torwarttrainer hinter ihm die Nummer zwei.