Deutsche Soldaten in Afghanistan: Wie schon „Die Fremde“ hat auch Feo Aladags Film „Zwischen Welten“ ein brisantes Thema. Foto: Verleih

Der Film der Regiseeurin Feo Aladags Film fragt nicht vordergründig nach dem Sinn der Bundeswehr-Mission in Afghanistan. Sie öffnet dem Zuschauer den Blick auf die Menschen, die täglich die politischen Entscheidungen umsetzen sollen.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Zwischen Welten"

Sie wollte unbedingt in Afghanistan drehen. In Feo Aladags Drama „Zwischen Welten“ über die schwierige Mission der Bundeswehrsoldaten in dem Krisenland sollte alles so echt wie möglich sein. „Es war mir wahnsinnig wichtig, dass wir authentisch sind“, sagt sie.

Während die meisten Filmemacher auf landschaftlich „ähnlich aussehende“, sichere Länder ausweichen, stellten die 42-jährige Aladag und ihre Crew die Kameras an Originalschauplätzen in Kunduz und Masar-i-Sharif auf. Sie drehten mit deutschen Schauspielstars wie Ronald Zehrfeld („Barbara“) und Burghart Klaußner („Das weiße Band“), aber auch mit afghanischen Laiendarstellern wie dem bemerkenswerten Mohsin Ahmady. Diese Authentizität und die herausragenden Schauspieler machen den Reiz des Films aus. Die Hitze mit Temperaturen von bis zu 55 Grad, die Angst der Soldaten bei ihren Einsätzen, die schwierige Kommunikation mit den afghanischen Verbündeten, die fast aussichtslose Lage des einheimischen Truppen-Dolmetschers – all das wird für den Zuschauer spürbar.

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Ronald Zehrfeld spielt den Bundeswehrsoldaten Jesper. Obwohl sein Bruder in Afghanistan getötet wurde, hat sich Jesper erneut zu einem Einsatz dort gemeldet. Seine Einheit soll ein Dorf vor den Taliban schützen. Als der afghanische Übersetzer Tarik (Mohsin Ahmady) wegen seiner Arbeit für die Deutschen von den Fundamentalisten mit dem Tod bedroht wird und auch seine Schwester um ihr Leben fürchtet, steht Jesper vor einer schwierigen Entscheidung.

Aladags Film fragt nicht vordergründig nach dem Sinn der Bundeswehr-Mission. Sie öffnet dem Zuschauer den Blick auf die Menschen, die täglich die politischen Entscheidungen umsetzen sollen. Spürbar wird dabei vor allem Ohnmacht – auf allen Seiten. Jesper reagiert darauf mit Wut, Verzweiflung und schließlich eigenmächtigem Handeln und Befehlsverweigerung. Der junge, sanfte Übersetzer Tarik lebt auf eine fatalistische Art einfach einen Tag nach dem anderen. Irgendwie wird es vielleicht weitergehen und besser werden, mag er sich sagen.

Nach dem „Ehrenmord“-Drama „Die Fremde“ mit Sibel Kekilli in der Hauptrolle hat sich Aladag mit „Zwischen Welten“ erneut ein politisch brisantes Thema vorgenommen. Ihren beeindruckenden afghanischen Hauptdarsteller Mohsin Ahmady hat Aladag zufällig in einem Dorf in der Nähe von Masar-i-Sharif kennengelernt. „Ein zerbrechlicher Mensch zwischen Jugend und Erwachsensein“ – so beschreibt sie den jungen Mann. Die Regisseurin lud ihn zum Vorsprechen ein.

„Bei diesem Casting spielte er auch eine Szene, bei der es einen Moment gab, in dem er ganz stark die Tränen zurückgehalten hat. Da dämmerte mir schon, dass dieser Junge eine Last mit sich herumträgt“, berichtet Aladag. „Sein Vater war ein Taliban, er wurde vor zehn Jahren von den Amerikanern getötet. Mohsin lebt zusammen mit seiner Mutter und seinen zwei Schwestern. Mit verschiedenen Gelegenheitsjobs sorgt er für deren Lebensunterhalt.“

Bei der 64. Berlinale lief „Zwischen Welten“ vergangenen Monat im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen Bären. Auf dem roten Teppich stand bei der Premiere auch Mohsin Ahmady – für die Filmfestspiele hatte er zum ersten Mal in seinem Leben sein Heimatland Afghanistan verlassen.

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