Riechen streng, schützen aber vor Krebs: Zwiebeln Foto: dpa

Zwiebelwickel sind ein altes Hausmittel gegen Ohrenschmerzen – nicht umsonst ist die Zwiebel Heilpflanze des Jahres. Denn unter ihren Schichten verbirgt sich so einiges.

Stuttgart - Zwiebeln sind gesund. Damit die Knolle ihre gesunden Inhaltsstoffe richtig entfalten kann, sollte der Verbraucher auf ein paar Dinge achten:

Ernte

Speisezwiebeln werden hauptsächlich im Frühjahr gesät, wenn der Boden frostfrei ist. In Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz wird die Winterzwiebel angebaut. Sie wird Ende August ausgesät, steht den Winter über auf dem Feld und wird früher geerntet. „Diese Spezialität ist milder im Geschmack und kann Ende Juni, Anfang Juli geerntet werden. Lagern kann man sie aber nicht“, sagt Andrea Schneider vom Fachverband Deutsche Speisezwiebel. In Deutschland werden die meisten Zwiebeln in Bayern (1966 Hektar) und Niedersachsen (1197 Hektar) angebaut. In Baden-Württemberg wird das Gemüse auf 254 Hektar angepflanzt. Zwiebeln aus Deutschland sind fast ganzjährig erhältlich, sagt Schneider. „Nur im Mai und Juni wird das Gemüse oft aus Neuseeland importiert.“

Für den Profianbau gibt es über 100 Sorten, die sich manchmal in der Form unterscheiden und in verschiedene Reifegruppen unterteilt werden. „Selbst für den Profi ist es aber schwierig, geschmacklich einen Unterschied festzustellen“, sagt Schneider. Hobbygärtner pflanzen häufig Steckzwiebeln oder die oft im Samenhandel erhältlichen alten Sorten zum Aussäen wie Zittauer Gelbe oder Rote Braunschweiger.

Zwiebeln gehören zur Familie der Zwiebelgewächse und haben ihren Ursprung vermutlich in den Steppen von Zentral- und Westasien. Seit mindestens 4000 Jahren wird die Zwiebel von den Völkern Asiens, des Orients und der Mittelmeerländer genutzt. Verbreitet wurde die Zwiebel nördlich der Alpen durch die römischen Soldaten. Populär wurde sie aber erst im Mittelalter. So ist sie in der Pflanzenliste Karls des Großen verzeichnet.

Inhaltsstoffe

Für den typischen Zwiebelgeruch sind die schwefelhaltigen Verbindungen zuständig. Der tränenreizende Stoff Allicin dient der Pflanze als Fraßschutz. Die Inhaltsstoffe der Zwiebel wirken verdauungsfördernd, entzündungshemmend und blutdrucksenkend. Der Verein NHV Theophrastus hat die Zwiebel nicht nur deshalb zur Heilpflanze 2015 gewählt:

Zwiebelwickel helfen unter anderem bei Ohrenentzündungen, Kopfschmerzen, Erkältung, Husten und Bronchitis. Je nach Bedarf dafür ein bis drei geschälte Zwiebeln in Ringe oder Stücke schneiden, in ein dünnes Baumwolltuch wickeln und mit einem Brett quetschen. Den Wickel erhitzen und dann mit einer Mütze, einem Schal oder einem Tuch fixieren. Gegen Husten hilft Zwiebelsirup, für den man ein bis drei klein geschnittene Zwiebeln und Zucker benötigt. In einem Gefäß wird eine Schicht gehackte Zwiebel mit einem Esslöffel Zucker bestreut, dann folgen Schicht um Schicht Zwiebeln und Zucker. Alles eine Stunde oder länger zugedeckt ziehen lassen und den Sirup dann teelöffelweise einnehmen, so die Experten von NHV Theophrastus. Der Sirup sollte täglich frisch zubereitet werden. Zwiebeln enthalten Vitamin C, aber auch Vitamin A, B und E sowie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Selen und Zink. Der enthaltene Stoff Quercetin greift in zwei Prozesse ein, die bei der Bildung von Krebstumoren eine Rolle spielen. Er verhindert, dass krebserregende Substanzen aktiviert werden, und beschleunigt deren Abbau. Außerdem stört er das Wachstum der Krebszellen. Die Moleküle, die für die krebshemmende Wirkung verantwortlich sind, werden durch Zerdrücken, Schneiden oder Kauen des Gemüses freigesetzt.

Einkauf und Lagerung

Zwiebeln werden von Juli bis Oktober geerntet, und durch ihre gute Lagerfähigkeit sind sie ganzjährig erhältlich. Beim Einkauf achten Verbraucher darauf, dass die Zwiebeln prall und trocken sind. „Die Schale sollte intakt sein, denn sie ist ein natürlicher Schutz für das Fruchtfleisch“, sagt Andrea Schneider, Geschäftsführerin des Fachverbands Deutsche Speisezwiebel. Wenn man die Packung an einem Zipfel anhebt, muss die Ware „rascheln“. Das Gemüse darf keine Fäulnis infolge von Kopfkrankheiten aufweisen. Dieses Braun- und Faulwerden von den Schlotten, den Zwiebelblättern, her, ist die Folge von zu viel Regen während der Wachstumszeit. Wenn das Gemüse grüne Spitzen hat, kann man diese wie Schnittlauch verwenden. „Es ist nicht giftig“, sagt Schneider und räumt mit einem Vorurteil auf, das ihr schon öfters begegnet ist.

Zwiebeln halten sich am besten, wenn man sie in einem dunklen Vorratsraum bei zehn Grad lagert. Das Gemüse sollte nicht im Plastikbeutel aufbewahrt werden, denn dort kann es schimmeln. Im Kühlschrank fühlt es sich nicht wohl: Dort ist es zu feucht.

Um Zwiebeln ohne Tränen klein zu schneiden, empfiehlt Andrea Schneider, das Schneidebrett ordentlich nass zu machen. Bevor man die Zwiebel mit einem sehr scharfen Messer klein schneidet, hält man sie unter kaltes Wasser.