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Eine Frau und ein Mann sind am Sonntagnachmittag bei einem Absturz ums Leben gekommen.

Neidlingen - Der Absturz eines Motorseglers hat am Sonntagnachmittag zwei Todesopfer gefordert. Die Maschine stürzte in der Nähe der Ruine Reußenstein im Kreis Esslingen gegen einen bewaldeten Steilhang. Die Ursache ist noch unklar.

Die Absturzstelle ist nur für Bergsteiger zu erreichen. Der Blick von der Ruine Reußenstein fällt jäh in die Tiefe, dort unten, an einer bewaldeten Steilwand über dem Neidlinger Tal, ist am Sonntag kurz vor 14 Uhr ein Motorsegler zerschellt. Der Schlag ist bis zum Hofgut ein paar Hundert Meter entfernt zu hören gewesen. Für die Besatzungsmitglieder, die in Schwäbisch Hall gestartet waren, kommt jede Hilfe zu spät.

Mögliche Retter waren in der Nähe

Bei den Toten handelt es sich nach ersten Ermittlungen um einen 81 Jahre alten Piloten und eine 34-jährige Frau, die beide aus der 10.000-Einwohner-Stadt Riedlingen im Landkreis Biberach kommen. Offenbar waren sie von Schwäbisch Hall auf dem Rückflug Richtung Süden.

Sie hatten keine Chance. Dabei waren mögliche Retter unmittelbar in der Nähe. Am Reußenstein veranstaltete die Landesbergwacht Württemberg einen Zulassungslehrgang für die Bergrettungsprüfung. Die zehn Prüflinge, die sich noch einmal den letzten Schliff holen wollten, sowie neun Ausbilder und Prüfer hörten einen lauten Schlag. "Das Flugzeug ist 20 Meter unter ihnen aufgeschlagen", sagt Raimund Wimmer, Sprecher der Bergwacht Württemberg.

Hat Pilot das Bewusstsein verloren?

Die Bergrettung sei binnen kurzer Zeit am Unglücksort gewesen, "da konnte sofort medizinische Hilfe geleistet werden", so Wimmer. Die beiden waren aber bereits tot. Erst später wurde den Männern bewusst, dass sie selbst riesiges Glück gehabt hatten. Besonders einer konnte von sich behaupten, binnen kurzer Zeit zum zweiten Mal knapp einer Katastrophe entgangen zu sein. Der Technische Leiter der Landesbergwacht, Bernd Adler aus Salach, hatte im April ein Lawinenunglück auf der russischen Halbinsel Kamtschatka überlebt. Jetzt, zwei Monate später, schlug ein Flugzeug unterhalb seiner Gruppe an einer Bergwand ein.

Die Bergung des Motorseglers mit der Kennung D-KHRA gestaltete sich schwierig. Die Bereitschaft Stuttgart, die von ihrem Stützpunkt Schopfloch aus für das Gebiet zuständig ist, übernahm die weiteren Bergungsmaßnahmen, unterstützt von der Bereitschaft Geislingen-Wiesensteig. Das blau-weiße Flugzeug war in mehrere Teile zerbrochen. Der Zugang war so gefährlich, dass selbst Polizeibeamte im unwegsamen Gelände von der Bergwacht gesichert werden mussten.

Hat Pilot das Bewusstsein verloren?

Die Ursache des Absturzes ist noch unklar. Nach ersten Zeugenaussagen der Bergwacht wollen die Teilnehmer das typische Geräusch eines Motorseglers gehört haben, ehe das Flugzeug mit einem lauten Knall aufschlug. "Das ist nach dem ersten Eindruck nichts, was auf einen Motorschaden hindeutet", sagt der Esslinger Polizeisprecher Fritz Mehl. Die weiteren Ermittlungen hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig übernommen.

Ob das relativ schlechte Wetter eine Rolle spielte, ist noch unklar. 18 Grad Celsius, bedeckter Himmel, Regen, Nebel - so gab sich der Reußenstein am Sonntagnachmittag. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Besatzung das Hindernis des Reußenstein zu spät bemerkt hat. Auch könnten gesundheitliche Probleme des 81-jährigen Piloten eine Rolle gespielt haben. Ähnlich wie beim Absturz eines Rettungshubschraubers 2005 am nahe gelegenen Boßler könnte der Pilot das Bewusstsein verloren haben.