Musiker Sebel, eigentlich Sebastian Niehoff, hat „Zusammenstehen“ geschrieben. Foto: dpa/Caroline Seidel

Erst war es nur der Frust über die eigene abgesagte Tour, doch dann entwickelte sich das Lied zu einer Art Corona-Hymne: Der Musiker Sebel hat mit seinem Song „Zusammenstehen“ einen Hit gelandet.

Recklinghausen - Fast zwei Millionen Klicks und immer mehr Versionen: Der Singer-Songwriter Sebel aus Recklinghausen wollte sich mit seinem Mutmach-Song „Zusammenstehen“ nur den Frust von der Seele schreiben - und hat bei Zuhörern in der Corona-Krise weltweit einen Nerv getroffen.

„Ich hatte nie vor, den großen Corona-Hit zu schreiben. Ich habe nur getan, was ich immer schon tue: Meine Gedanken und Emotionen in ein Lied fließen lassen“, sagte der 39-Jährige der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Er sei an einem Abend Mitte März von einer wegen der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie abgesagten Tournee zurückgekehrt. „Ich war allein und hatte niemanden zum Reden. In wenigen Stunden entstand das Lied.“

Darin singt der Musiker Sebel sich selbst am Klavier begleitend von der Hoffnung, dass die Krise mit ihrer plötzlichen und zerstörerischen Wucht die Menschen trotzdem enger zusammenrücken lässt. Auf Facebook lud er das Stück hoch und forderte seine Kollegen und andere Künstler auf, mit eigenen Tonspuren und Versionen zu dem Stück beizutragen. Bereits am Tag danach sei sein Postfach mit Reaktionen übergequollen, sagt Sebel, der eigentlich Sebastian Niehoff heißt. Mehr als 160 Einsendungen haben ihn demnach inzwischen erreicht. „Das hat sich völlig verselbstständigt“, sagt er.

Aus immer mehr Teilen von Deutschland und der Welt senden Musiker ihre Instrumental-Beiträge oder Coverversionen, etwa ein Tamburin-Spieler aus Quarantäne in Los Angelos oder ein Musiker mit seinem Dudelsack. Eine italienische und englische Version sind inzwischen entstanden. Besonders berührt habe ihn der Beitrag des jungen Chores Kids on Stage: 30 bis 40 Kinder singen darin - jeweils zu Hause aber dann digital zusammengefügt - das Lied gemeinsam.

Den Erlös aus der Aktion will Sebel in den Nothilfefonds der Deutschen Orchester-Stiftung einfließen lassen. „Ich kann ja nicht über Solidarität singen und mich dann damit bereichern“, sagt er. Die Stiftung hat angekündigt mit dem Fonds freiberufliche Musiker zu unterstützen.