Seit sechs Jahren steht das Waldhaus auf dem Hasenbergf leer – jetzt wird es zwangsverstgeigert Foto: Peter Petsch

Kann das Waldhaus auf dem Hasenberg in absehbarer Zeit doch noch gerettet werden? Das Amtsgericht Stuttgart hat die Zwangsversteigerung angeordnet. Das Interesse an dem Grundstück in exponierten Lage ist scheint groß zu sein.

Stuttgart - Kann das Waldhaus auf dem Hasenberg, das im vorigen Jahrhundert zu den beliebtesten Ausflugszielen von Stuttgart zählte, in absehbarer Zeit doch noch gerettet werden? Zumindest wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Seit Jahren ist die Suche nach einem Investor, der sich an strenge Auflagen der Stadt halten und ein marodes Gebäude von Grund auf sanieren muss, ohne Erfolg geblieben. Jetzt kommt Bewegung in die scheinbar unendliche Geschichte. Das Amtsgericht Stuttgart hat für Freitag, 28. November 11 Uhr, die Zwangsversteigerung im Saal 4 der Hauffstraße 5 am Neckartor angeordnet.

Der Verkehrswert für das Grundstück mit traumhafter Aussicht ist mit 558 000 Euro angegeben. Nur für den Boden wird ein Betrag genannt. Der Wert der früheren Gaststätte, die der Wirt, Maler und Poet Günter Lemme bis 2008 geführt hat und die seitdem leer steht, wird gleich Null eingeschätzt. Mit anderen Worten: Wer bei der Versteigerung den Zuschlag erhält, muss sehr viel Geld in die Sanierung stecken. Aus dem Rathaus ist zu hören, dass ein Abriss und ein Neubau kostengünstiger seien. Doch Voraussetzung ist, dass eine gastronomische Einrichtung entsteht. An Luxuswohnungen ist nicht zu denken. Denn es handele sich hier um „ein Außengebiet“, das nicht bebaubar sei. Einem Lokal wird Bestandsschutz gewährt – mit einer Wohnung für den Pächter.

Nach dem Tod der Besitzerin Margarete Müller im Jahr 2008 hatten die Erben vergeblich versucht, das traditionsreiche Lokal, in dem schon König Wilhelm II. Schwarzwurst und ein Viertele bestellte, zu veräußern. Etliche Firmen und Brauereien waren abgesprungen, wenn sie hörten, was sie mit dem Kauf noch finanzieren müssten. So wird dem Vernehmen nach unter anderem der Bau neuer Pumpen notwendig, die das Abwasser zur Hasenbergsteige hoch befördern – die Rohre führen nicht nach Heslach runter. Als weitere Minuspunkte gelten die schlechte Anbindung an den Nahverkehr, die wenigen Parkplätze und die geringe Besucherfrequenz im Winter.

Das Interesse an dem Grundstück in exponierten Lage ist aber sehr groß. „Bei uns haben sich bereits etliche Interessenten gemeldet“, sagt Rechtsanwalt Gernot Greiner, der die Eigentümer bei der Zwangsversteigerung vertritt. Entgegen von Gerüchten, wonach das Waldhaus nun einer Bank als Gläubiger gehört, stellt Greiner klar: „Die Zwangsversteigerung hat nichts mit Geldschwierigkeiten meines Mandanten zu tun.“ Nach wie vor befindet sich das Anwesen im privaten Besitz. Die Eigentümerfamilie Müller ist die dritte Besitzerfamilie in der Geschichte des Waldhauses, das der Apotheker Robert Xander im Jahr 1900 als Gaststätte eröffnet hatte – 1879 war es als Privathaus gebaut worden.

Ein Gutachten über das Waldhaus liegt beim Amtsgericht vor. Es kann von dort für elf Euro bestellt werden. Eine spannende Frage bleibt: Zu welchem Preis, der weit unter den genannten 558 000 Euro liegen kann, sind die Besitzer zum Verkauf bereit?