Seit zehn Jahren gibt es in Stuttgart verpflichtende Sprach- und Integrationskurse für Zuwanderer. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Vor zehn Jahren trat in Deutschland das Zuwanderungsgesetz in Kraft. Seither sind Sprach- und Integrationskurse für Zuwanderer verpflichtend – auch in Stuttgart. Die Stadt sieht sich als Erfolgsmodell für Integration.

Stuttgart - Vor fünf Jahren kam Jelena Ergotic von Bosnien-Herzegowina nach Deutschland. Zwei Jahre lang hat sie versucht, sich selbst die Sprache beizubringen. Irgendwann hat sie festgestellt, dass das alleine nicht geht – und begann einen Integrationskurs. „Erst über die Sprache lernt man, auch die Kultur und Gesellschaft zu verstehen“, sagt die 28-Jährige. „Nur so kann man sich in die Gesellschaft integrieren.“

Seit zehn Jahren werden in Stuttgart verbindliche Integrationskurse und Migrationsberatung angeboten – so lange, wie es das Zuwanderungsgesetz in Deutschland gibt. Seithermüssen Menschen aus dem Ausland einen Integrationskurs belegen – zumindest dann, wenn sie anerkannt sind und nicht bereits einer Arbeit oder einem Studium nachgehen.

„Die Integrationskurse sind ein Erfolgsmodell“, sagte Erwin Schindler vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) am Dienstag bei einer Feierstunde im Stuttgarter Rathaus. 1,1 Millionen Menschen hätten seit dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes 2005 bundesweit Integrationskurse besucht. Mit dem derzeitigen Flüchtlingszustrom werde das an Bedeutung gewinnen, so Schindler: „Diese Herausforderung werden wir schaffen, weil wir in den vergangenen zehn Jahren ein funktionierendes Integrationssystem aufgebaut haben, von dem wir jetzt profitieren.“

Die Stadt Stuttgart sei ein gutes Beispiel für gelungene Integration, sagte Schindler. 169 Integrationskurse mit jeweils etwa 15 Teilnehmern gab es im vergangenen Jahr in der Stadt. Waren es 2005 noch 99 Kurse, werden es in diesem Jahr wohl an die 200 sein.

Integration werde in Stuttgart aber nicht nur im Rahmen des Zuwanderungsgesetzes vorangetrieben, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). „Wir geben auch Flüchtlingen seit Jahren schon die Möglichkeit, Sprach- und Integrationskurse zu besuchen.“ Dass dies durch die neue Gesetzgebung nun bundesweit gilt, hält er für notwendig. Dennoch forderte der grüne Oberbürgermeister ein Einwanderungsgesetz: Deutschland sei faktisch ein Einwanderungsland und brauche eine klare Handhabe für die Integration. „Momentan arbeiten wir vor allem daran, Flüchtlinge unterzubringen. Es muss aber auch um die Frage gehen, wie Integration schnellstmöglich stattfinden kann“, sagte Kuhn. „Das wollen wir leisten, und das können wir uns leisten.“