Nicht einmal Hunde und Hundebesitzer waren vor Manfred Deix’ bösem Strich sicher. Die hat er unter anderem in der Sammlung „Tierwelt: Katzen & Co.“ (Ueberreiter Verlag) porträtiert. Foto: Ueberreiter

Niemand geht so hart ins Gericht mit den Österreichern wie die Österreicher selbst. Dafür sind die Bilder des am Samstag im Alter von 67 Jahren verstorbenen Manfred Deix der beste Beleg.

Stuttgart - Hässliche Fratzen zu zeichnen, das kann ein Akt staatsbürgerlicher Gemeinschaftspflege sein. Macht endlich mal andere Gesichter, schien der österreichische Maler, Cartoonist und Wüterich Manfred Deix seinen Landsleuten Bild um Bild zuzurufen. Wobei es ihm nicht um ein netteres Lächeln ging. Denkt und redet mal was anderes, damit euch andere Gesichter wachsen, poltern diese Porträts von Alt- und Neonazis, von Profitprotzen, Lodenspießern, Frömmigkeitsheuchlern, Geilheitssabbernden. Sogar Tierfreunde hat er, wie im Band „Tierwelt: Katzen & Co.“ (Ueberreiter) Verlag, wenig vorteilhaft dargestellt, obwohl er selbst mit vielen Katzen lebte. Es ging ihm nicht um pure Stichelei, sondern um sozialpychologische Befunde.

Gegen die Gemütlichkeit

Zu den Fans dieser Verfratzungskunst gehörte der große Hollywood-Regisseur Billy Wilder, der mit der Autorität eines noch in der K.u.K.-Monarchie zur Welt Gekommenen befand: „Deix macht weder faule Witze noch einfältige Cartoons. Deix kommentiert die Condition humaine und tut das auf eine ätzende Weise, wie es sie seit Karl Kraus nicht mehr gegeben hat. Seine Themen sind diese ekelerregende Gemütlichkeit, die vorgibt, es sei eh nie nix passiert, und die Arroganz, die verkündet, den Walzer, den Guglhupf und den Handkuss habe man aus dem Ärmel geschüttelt, und die Donau sei blau wie eh und je.“

Ob Klerus oder Politiker, Deix gab seinen Figuren schon mal Klarnamen und erkennbare Gesichter. Den Rechtspopulisten Jörg Haider etwa hat er mit Ingrimm verarbeitet. Im Gegenzug gab es Anzeigen und Gerichtsprozesse, aber zugleich wuchs der Ruhm des 1949 in Sankt Pölten als Gastwirtskind Geborenen. Immer deutlicher wurde, dass hier einer am frechen Ende der Palette die große Tradition der Menschenmalerei fortsetzte. Was für Satiremagazine und Zeitschriften entstand, wurde galerienreif. Am Samstag ist der Tabak und Alkohol zugeneigte Deix, der im Lauf der Jahre Lungeninfarkte und andere Zusammenbrüche erlitten hatte, im Alter von 67 Jahren gestorben.