Lastenfahrräder sollen auf der letzten Meile der Lieferung eingeseztzt werden Foto: obs

Auf dem 2. Stuttgarter Zukunftsforum diskutieren Experten über urbane Mobilität. OB Fritz Kuhn setzt dabei stark auf die Elektromobilität, um die Probleme der Stadt zu lösen.

Stuttgart - Die Stadt hat im Zusammenhang mit Mobilität bekanntlich zwei große Probleme: die dicke Abgas-Luft samt Feinstaub und die Blechkolonnen zur Stoßzeit. Doch die Verursacher sind laut Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) nicht die 610 000 Stuttgarter. Es sind vielmehr die 5,5 Millionen Menschen aus der Metropolregion, die zum Einkaufen, zum Arbeiten oder für Freizeitaktivitäten in die Stadt kommen.

Wie also ist dieses Problem zu lösen? „Die ganze Stadt muss einen Transformationsprozess zu einer neuen Mobilität umsetzen“, sagt Kuhn, „und das Elektroauto ist auf diesem Weg ein wichtiges Element.“ Kuhn setzte diesen Impuls an der passenden Stelle – auf dem 2. Stuttgarter Zukunftsforum, das die „Aktiven Stuttgarter“ im Rathaus veranstalteten.

Natürlich haben die „Aktiven Stuttgarter“ ein gewisses Eigeninteresse. Schließlich vertritt der Verein den Handel, das Handwerk und die Dienstleister der Stadt. Aber dem Schatzmeister des Vereins, Rainer Schünemann, geht es auch um die Lebensqualität der Stuttgarter. „Das liegt mir am Herzen“, sagt er, „deshalb versuchen wir mit diesem Kongress Impulse in Richtung E-Mobilität zu setzen.“ Wer Perspektiven aufzeigen will, muss zunächst eine Bestandsaufnahme leisten, vielleicht auch ein wenig unbequem werden. Schünemann greift daher die städtischen Wohnbausgesellschaften frontal an: „Die Ladeinfrastruktur im öffentliche Raum ist sehr gut, aber beispielsweise die 5000 Mieter des Bau- und Wohnungsvereins haben keine Chance, ein Elektrofahrzeug am Wohnort aufzuladen. Da muss sich etwas tun.“ Dann, so Schünemann, wäre ein ein großes Etappenziel von Fritz Kuhn erreicht. Der OB wünscht sich insgesamt 20 Prozent weniger Autoverkehr im Kessel und mehr Elektromobilität. „Denn E-Fahrzeuge produzieren wegen des Bremsverhaltens weniger Feinstaub und null Emissionen, falls die Energie regenerativ gewonnen wurde“, sagt Kuhn.

E-Mobilität könnte 20 Prozent des Lieferverkehrs übernehmen

Die Experten des Zukunftsforums machten auch deutlich, dass in Sachen Emissionsbelastung und neben dem Individualverkehr auch der Lieferverkehr einen großen Anteil einnimmt. Sebastian Bühler von der Firma Velo-Carrier glaubt daher, „dass rund 20 Prozent des städtischen Lieferverkehrs durch E-Mobile ersetzt werden könnte“. Zum Beispiel auch durch Lastenfahrräder seiner Firma. „Hier geht es vor allem um die letzte Meile einer Lieferung, gerade hier tun sich die großen Lieferdienste schwer.“ Nicht zuletzt, weil es in in der Stadt noch keinen zentralen Logistikstandort gebe. „Hier müssen sich die Stadt, das Regierungspräsidium und alle Paketdienste endlich mal an einen Tisch setzen“, fordert Rainer Schünemann.

Um die Auslieferung auf diese Art zu optimieren, ermittelt das Fraunhofer Institut solche zentrale Logistikhotspots. Von hier aus könnten viele Empfänger von Sendungen schnell nach folgendem Prozedere erreicht werden: Morgens liefert ein LKW die Pakete im Container, von dort könnten sie dann per Sackkarre oder Elektro-Lastenfahrrad in der Stadt verteilt werden, wie es Steffen Raiber vom Fraunhofer Institut vorschwebt.

Wittwer ist schneller als Amazon

Für Oberbürgermeister Fritz Kuhn sind das gute Ansätze, die teilweise heute schon in der Praxis umgesetzt würden. „Bei einer namhaften Buchhandlung in Stuttgart bekommt man seine Bestellung noch am selben Tag per Radkurier. Das ist schneller als Amazon.“