So könnte die Autoproduktion der Zukunft aussehen Foto: Storz

Das Forschungsprojekt Arena 2036 geht an den Start: Ingenieure und Forscher arbeiten in einer Zukunftsfabrik daran, wie man leichtere Autos in großer Stückzahl zu erschwinglichen Preisen produzieren kann. Und sie entwickeln Technologien, um Deutschland als Produktionsstandort zu erhalten.

Stuttgart - Peter Froeschle, Geschäftsführer der Arena 2036, ist stolz auf sein Projekt: „In dieser Größenordnung hat es so etwas in Baden-Württemberg noch nicht gegeben.“ Bei dem Forschungsprojekt Arena 2036, das heute offiziell an den Start geht, arbeiten Wissenschaftler der Universität Stuttgart und des Fraunhofer-Instituts IPA Hand in Hand mit Mitarbeitern von Partnerunternehmen wie Bosch, Daimler, BASF oder Bär Autmotion. Das Ziel: die Entwicklung eines umweltschonenden Automobils der Zukunft mit neuartigen Produktionstechnologien.

Die Zusammenarbeit ist es auch, die den Projektpartner Bosch besonders reizt: „Hier kommen die Menschen zusammen, die bislang alle unabhängig voneinander gearbeitet haben“, sagt ein Sprecher des weltgrößten Automobilzulieferers. „Der eine hat die Chemie geliefert, der andere den Blinker – mit der Arena 2036 ergeben sich ganz neue Möglichkeiten des vernetzten Arbeitens.“

Das Projekt hat 2012 den Innovationswettbewerb des Bundesforschungsministeriums gewonnen. Die Federführung liegt bei der Uni Stuttgart. Das Investitionsvolumen für die Arena 2036 beläuft sich auf mehr als 70 Millionen Euro. Zehn Millionen Euro steuert der Bund bei, es sind weitere Mittel zugesagt, wenn die Forschungspartner bis 2017 die vorgegebenen Ziele einhalten. 30 Millionen Euro kommen von den Partnern aus der Wirtschaft. „Dabei geht es um finanzielle Mittel, aber auch um die Bereitstellung von Maschinen und den Einsatz von Mitarbeitern“, sagt Froeschle.

In der Zukunftsfabrik entstehen 160 Arbeitsplätze für Spitzensportler

Am Universitätscampus Vaihingen wird eigens für das Projekt eine Pilotfabrik der Zukunft gebaut. Dort sollen bis zu 160 Arbeitsplätze für Spitzenforscher entstehen. Die Investitionskosten für die Fabrik in Höhe von 30 Millionen Euro übernimmt zur Hälfte das baden-württembergische Wissenschaftsministerium, die anderen Hälfte steuert die Uni Stuttgart bei.

„Innovation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagt Ministerialdirektorin Simone Schwanitz. „Innovationen müssen sich in der Praxis bewähren, und sie müssen auf Akzeptanz in der Bevölkerung treffen.“ Für die Hochschulen und Forschungseinrichtungen bedeute dies: Sie müssen sich öffnen, hochschulexternes Wissen und Know-how mit wissenschaftlichen Erkenntnissen vereinigen. „Zu den wichtigsten Partnern in diesem Austausch gehören: die Unternehmen der freien Wirtschaft.“ Die Arena 2036 sei hierfür ein geeignetes Forum.

Peter Froeschle nennt drei Pfeiler des Großprojekts: das Produkt, die Produktionstechnologie und die Kooperation.

„Wir arbeiten beispielsweise an dem Thema intelligenter Leichtbau“, so Froeschle. „Wir wollen Autos nicht nur leicht machen, sondern ganze Funktionen in diesen Bauteilen zusammenfassen, um dadurch Kosten und Gewicht zu sparen.“

Bei den Produktionstechnologien der Zukunft geht es beispielsweise um die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern. „Bisher werden Roboter in der Regel getrennt vom Mitarbeiter eingesetzt“, sagt Froeschle. „Wir wollen erforschen, wie Roboter und Menschen besser Hand in Hand arbeiten können.“

Die Zielsetzung sei, bis 2036 – also zum 150. Geburtstag des Automobils – die Basis für einen grundlegenden Wandel in der Automobilproduktion zu schaffen, sagt ein Sprecher des Autoherstellers Daimler.

„Die bisher weitgehend starre Linienproduktion wird durch eine wandlungsfähige Produktion ersetzt“, erklärt der Sprecher. „Diese reagiert flexibel auf Modellvielfalt, Materialmix und Marktschwankungen und ist innovationsoffen.“

Bereits seit einem Jahr arbeitet ein 30-köpfiges Team an den ersten Projekten. Heute fällt der offizielle Startschuss. „Bis 2036 wollen wir alle Projekte abhaken, die auf unserer Liste stehen“, sagt Froeschle. Jedoch sollen bis dahin alle zwei bis drei Jahre Ergebnisse präsentiert werden – und bestenfalls in die Vorproduktion gehen.