UMF, so lautet der Behördenjargon für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In diesem Jahr sind bislang rund 650 Fälle in Stuttgart registriert worden. Foto: dpa

In zwei Wohngruppen an der Lothringer und der Markgröninger Straße in Zuffenhausen leben 17 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

Zuffenhausen - Immer mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, im Sprachjargon der Behörden kurz UMF genannt, kommen nach Deutschland. In Zuffenhausen sind zur Zeit 17 junge Männer im Alter zwischen 16 und 17 Jahren untergekommen. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats hat Waltraud Stuntebeck vom Jugendamt zusammen mit drei Betreuerinnen über das Thema informiert.

„Das Jugendamt sucht Unterkünfte“, brachte Stuntebeck die Situation auf den Punkt. Durch die extreme Zunahme der Flüchtlingszahlen fehle es an geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für junge Menschen, die ohne Eltern und Familie nach Deutschland kämen. Bislang seien in Stuttgart im Jahr 2015 insgesamt 650 solcher Fälle registriert worden, pro Woche kämen durchschnittlich 15 neue hinzu. Als Vergleich führte Stuntebeck das Jahr 2009 an, damals seien es insgesamt nur 86 gewesen. Allerdings sind solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Den Flüchtlingen wird nämlich von Schleppern geraten, zu behaupten, minderjährig zu sein, damit sie zunächst bis zur Volljährigkeit (die in manchen Ländern erst mit 21 Jahren beginnt, diese Regelung wird dann auf Deutschland übertragen) hier bleiben können. Von den 650 aktuellen Fällen, so schätzt Stuntebeck, ist nur circa die Hälfte tatsächlich minderjährig. Flüchtlinge, die volljährig sind, werden wieder zurück in eine Landeserstaufnahmestelle (LEA) oder in eine andere Unterkunft geschickt.

17 junge Männer sind auf zwei Standorte verteilt

In Zuffenhausen sind die 17 jungen Männer auf zwei Standorte verteilt, die vom Jugendamt angemietet worden sind. Sieben sind in einer Wohngruppe an der Lothringer Straße untergebracht. Sie stammen alle aus Afghanistan und wohnen seit dem 12. August dort. Betreut werden sie von vier Honorarkräften. Alle Jungs besuchen Sprachkurse, zwei von ihnen kicken bei einem Zuffenhäuser Fußballverein. Zwei der Heranwachsenden müssen noch Lesen und Schreiben lernen. In der WG an der Markgröninger Straße leben zehn junge Männer aus Syrien, dem Irak und aus Ägypten. Eingezogen sind sie am 21. September, auch hier gibt es vier Betreuer auf Honorarbasis. Die Unterkunft an der Markgröninger Straße, so Stuntebeck, sei nur eine Notlösung für anderthalb Jahre, dann ende der Mietvertrag. An der Lothringer Straße hingegen würde das Jugendamt gern eine feste Wohngruppe einrichten, hier sei der Mietvertrag unbefristet.

Ziel ist laut Stuntebeck, dass jeder der Jugendlichen einen Paten bekommt. Momentan gebe es in ganz Stuttgart 70 solcher ehrenamtlichen Helfer, neue werden dringend gesucht. Jeder Volljährige mit einwandfreiem Führungszeugnis kann eine Patenschaft übernehmen, melden kann man sich unter Telefon 01 57 37 74 43 50. Zwingend vorgeschrieben ist, dass jeder der Minderjährigen einen Vormund hat, der bei offiziellen Dingen die Funktion der Eltern übernimmt. Vormünder werden in Stuttgart entweder von der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt oder vom Jugendamt gestellt.

Kein Wachdienst wie an anderen Standorten

Auf Nachfrage von SPD-Bezirksbeirat Alexander Mak erläuterte Stuntebeck, dass zwar momentan alle in Zuffenhausen untergebrachten Jugendliche einen Deutschkurs besuchen würden, es aber aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen schwer sei, Plätze in weiterführenden Kursen zu bekommen. Claus-Peter Schmid aus der CDU-Fraktion wollte nähere Einzelheiten zu den Betreuungszeiten wissen. Stuntebeck erläuterte, dass tagsüber immer jemand da sei und es nachts eine Rufbereitschaft gebe, die von den Betreuern, allerdings freiwillig und ohne Bezahlung, übernommen werde. Einen Wachdienst wie an anderen Standorten gebe es in Zuffenhausen nicht, bislang habe man ihn auch nicht gebraucht.

„Die Jugendlichen sollten lernen, dass man Gesetze und andere Religionen respektiert“, sagte Petar Hinic, der die Interessen der ausländischen Mitbürger im Bezirksbeirat vertritt. Stuntebeck erwiderte, dass es wöchentliche Besprechungen zu Themenbereichen wie Werten und Normen gebe und dass einmal im Monat Referenten über Dinge wie die Rolle der Frau oder über Religion sprächen. Ganz wichtig ist laut der Dame vom Jugendamt aber auch etwas anderes: „Die jungen Leute brauchen einen strukturierten Tagesablauf und sollten nicht rumsitzen.“ Was die 17 Jungs in Zuffenhausen angehe, sei man sehr zufrieden. Sie seien erstaunlich selbstständig, würden in der Unterkunft für Sauberkeit sorgen, kochen und sich gut integrieren.