Auf der A8 bei Rutesheim hat sich ein tödlicher Unfall ereignet. Foto: Dettenmeyer/dpa

Ständig bröckelnder Asphalt und zu hohe Geschwindigkeiten: Die Autobahnstrecke zwischen Rutesheim und Leonberg wird immer problematischer. In der Nacht zum Dienstag gab es ein Todesopfer.

Leonberg/Stuttgart - Hatte er es besonders eilig – oder war er kurz eingeschlafen? Vieles ist noch unklar bei dem dramatischen Autobahnunfall am Dienstag gegen 1.20 Uhr, bei dem ein 28-jähriger Golf-Fahrer sein Leben verlor. Er war auf der A 8 kurz vor der Ausfahrt Leonberg-West in Richtung München mit voller Wucht auf einen Sattelzug aufgefahren. Klar ist offenbar nur eines: „Der Autofahrer war mit hoher Geschwindigkeit unterwegs“, sagt Polizeisprecherin Tatjana Wimmer.

Hohe Geschwindigkeit heißt: Weit schneller als die erlaubten 120 km/h. Der Sattelzug, der auf dem rechten Fahrstreifen unterwegs war und von dem Golf-Fahrer übersehen wurde, dürfte selbst mit etwa 80 Kilometer pro Stunde unterwegs gewesen sein, als der Golf mit großer Wucht gegen das Heck des Aufliegers prallte, darunter gedrückt wurde und sich verkeilte. Für den Autofahrer kam jede Hilfe zu spät. Er erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen.

Wie lange der Fahrer schon unterwegs war, wie weit sein Reiseziel noch entfernt lag – darüber gab es am Dienstag keine Auskunft. Der Mann stammte aus dem Rheinland und war mit einem Mietwagen unterwegs, mit Hartschalenkoffer und Wasserflaschen im Kofferraum. Möglich, dass er übermüdet war. Offensichtlich, dass er eine viel zu hohe Geschwindigkeit auf dem Tacho hatte. Das Tempolimit auf der Strecke zwischen Rutesheim und Leonberg ist auf 120 km/h begrenzt – unter anderem wegen Straßenschäden. Die Schilder werden allerdings oft nicht beachtet – vor allem nicht auf der langen Gefällstrecke, die zum Leonberger Autobahndreieck hinführt.

Erst drei Wochen zuvor hatte die Polizei an der Strecke ihre Tempomessgeräte aufgestellt. Dabei wurden zehn Raser erwischt, die schneller als 161 km/h waren und sich damit ein Fahrverbot eingehandelt haben. Die Schnellsten hatten 222 und 239 km/h auf dem Tacho. „Das Tempolimit wurde nicht nur wegen der Fahrbahnschäden, sondern auch wegen der Unfallhäufungen angeordnet“, sagt Polizeisprecherin Wimmer.

Vier Fahrzeuge waren im Januar in eine Karambolage verwickelt, bei der es mit 32 000 Euro Schaden noch glimpflich ausging. Ein 43-jähriger Audi-Fahrer musste einem unbekannten Autofahrer ausweichen, der unaufmerksam auf die linke Spur gezogen war. Im Dezember vergangenen Jahres überschlug sich eine 40-jährige Mini-Fahrerin bei der Kollision mit einem Sattelzug. Die beiden Insassen kamen mit leichten Verletzungen davon. Zwei Verletzte gab es bei einem Unfall im August, als ein 29-jähriger BMW-Fahrer ins Schleudern geriet, sich an einer Böschung mehrfach überschlug und auf dem Dach liegen blieb. Stunden zuvor hatte sich auf derselben Strecke ein 23-jähriger Smart-Fahrer überschlagen, der mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden musste.

Zu hohe Geschwindigkeit war auch der Unfall ein paar Tage vorher, den ein 19-jähriger Mazda-Fahrer auslöste. Der raste auf dem linken Fahrstreifen Richtung München, verwendete lieber Lichthupe statt Bremse, als er einen langsamer fahrenden Vordermann passieren sollte. Er prallte gegen die Mittelschutzmauer und blieb auf dem rechten Seitenstreifen liegen. Immerhin gab es dabei keine Verletzten. Der Vordermann fuhr allerdings einfach weiter.

Wie aber die Unfallgefahren mindern? Die Polizei sieht ihre Möglichkeiten allein in verstärkten Kontrollen. Die Strecke wird daher beim europäischen Blitzmarathon am 16. April wieder auf der Liste der Tempoüberwachung stehen. Bei der letzten Großaktion dieser Art im September 2014 waren innerhalb von zwei Stunden 385 Schnellfahrer geblitzt worden – obwohl der Blitzmarathon deutschlandweit angekündigt war. Der Schnellste hatte 191 km/h auf dem Tacho – ein Autofahrer aus dem Rheinland.