Jajaja jetzt wird wieder lustig verkleidet: Zu Fasching wird’s entweder sexy, bunt oder plüschig Foto: fotolia

Cowboy oder Prinzessin sind Faschingsballklassiker, die längst nicht mehr allen genügen. Wir haben uns umgehört und stießen auf exzentrische Hüllen wie Duschkabinen oder Badeentenanzüge. Fest steht jedenfalls: Ein Hut alleine ist noch keine Verkleidung.

Stuttgart - Das Kaufhaus Galleria Kaufhof in der Königstraße hat im dritten Stock eine eigene Abteilung für Faschingsmode eingerichtet. Die Verkäuferin Claudia Burkhardt berät gerade die 20-jährige Sabrina Löw aus Kaiserslautern, die sich in strenges Schwarz hüllt. „Als Nonne muss ich mir keine Gedanken über passenden Schmuck und ums Schminken machen, weil sich beides für Nonnen nicht schickt“, sagt Sabrina Löw.

Mit ihrer Kostümwahl liegt sie allerdings weit entfernt von den Topsellern der Faschingsmode. „Bei Männern und Frauen sind Piraten-, Cowboy- und Indianerkostüme ein Dauerbrenner“, sagt Claudia Burkhardt. Wer als Cowboy zum Kostümball geht, kann seine Holde für knapp 30 Euro als verruchte Saloondame kostümieren. Sie trägt ein kurzes kariertes Kostüm mit schwarzer, figurbetonender Weste mit breiten Trägern, die Schultern bleiben neckisch nackt. Gegen aufdringliche Galane ist sie mit einem Revolver gewappnet, der nebst Pistolengürtel als Accessoire angeboten wird.

Paare, die schon alle Kostümklassiker hinter sich haben und nun auf Originalität aus sind, wählen Exzentrisches: Der Herr verkleidet sich kantig als Duschkabine mit Plastikvorhang, seine Partnerin trägt ein knallgelbes Entenkücken-Plüschkostüm mit der Aufschrift: „Lass mich deine Badeente sein!“

Bei den Paar-Verkleidungen liegt zudem das kurze Krankenschwesterkleidchen mit rotem Kreuz und Häubchen im Trend. Konkurrenten, die mit der Schwester auf dem Ball unbedingt Mund-zu-Mund-Beatmung probieren wollen, kann sich der Partner als Chirurg im grünen OP-Kittel vom Leib halten. Er braucht nur sein Chirurgenbesteck zu zücken und zu drohen: „Nicht jede Operation gelingt.“

Voll im Trend liegen derzeit Plüschkostüme für Kinder und Erwachsene, die den gesamten Körper bedecken. „Sie sind warm und werden deshalb gern auf Umzügen getragen. Sie werden meist von Gruppen, die zusammen zum Fasching gehen, gemeinsam gekauft“, sagt Claudia Burkhardt. Für Preise zwischen 40 und 60 Euro können sich Erwachsene als Känguru, Eule, Affe, Gartenzwerg, Glückskäfer oder Biene Maja unters Volk mischen. Manche der Plüschkostüme tragen Schriftzüge. „Küss mich!“, fordert der Froschkönig Prinzessinnen auf, und das Schwarze Schaf warnt: „Wolf in Arbeitskleidung.“ Bei Kindern sind Löwen, Tiger, Drachen, Eisbären, Schildkröten oder Schmusekatzen in der Preisspanne zwischen 20 und 30 Euro die Plüsch-Renner.

Bei Mädchen stehen Kostüme für Prinzessinnen, Eisprinzessinnen und Ballerinen aus rosa, lila, türkisfarbenem oder blauem Tüll mit Pailletten und Glitzerelementen nach wie vor hoch im Kurs. Bei Spielwaren Kurtz am Markt berät die mit roten Hörnern als Teufelchen kostümierte Verkäuferin Reate Pepic gerade die siebenjährige Anni Kocmann. Das präsentierte, goldene Gewand schiebt die selbstbewusste Kleine allerdings beiseite: „Nicht so etwas! Ich will etwas Blaues“, sagt sie, und entscheidet sich für ein dunkelblaues Königinnenkostüm mit silbernen Applikationen und einem silbernen Krönchen.

Und wie kleidet sich der Stuttgarter bei Faschingsveranstaltungen? „Verkleidung ist bei den Prunksitzungen der großen Stuttgarter Karnevalsgesellschaften kaum ein Thema, die Gäste kommen meist in Abendgarderobe“, sagt Tina Seiler, Elferrätin der Gesellschaft Rosenmontag.

Den Handel mit Frohsinnsklamotten bringt dieser Umstand natürlich nicht voran. Claudia Burkhardt kennt ihre Stuttgarter Kundschaft und ihren Hang zur Zurückhaltung: „Der Schwabe glaubt, dass er schon verkleidet ist, wenn er eine Kopfbedeckung trägt.“ Na ja, Hand aufs Herz: Bei manchen Gästen reicht die Narrenkappe zum Smoking oder Dinnerjacket vollkommen aus.

Claudia Burkhardt empfiehlt als ideale Alternative „eine Perücke, weil sie den Typ verändert“. Das fremde Haar hat den Vorteil, dass man sich bei einer Polonaise nicht ins Koma schwitzt wie in einem synthetischen Ganzkörperanzug samt Löwenmähnenkapuze.