Unerschrocken turnen die Mädchen am Trapez, die Helfer stehen zur Not bereit. Foto: Rebecca Stahlberg

Die Waldheimkinder der evangelischen Thomaskirchengemeinde studieren in den Osterferien ein Zirkusprogramm ein. Am 11. April gibt es zwei Aufführungen im eigens aufgebauten Zirkuszelt.

Kaltental/Dachswald - Mit raschen Bewegungen ihrer Arme bringen Tim, Oscar und Niko ihre Diabolos ins Rotieren. Das Jongliergerät aus Kunststoff hat die Form einer Sanduhr. Es gilt, die schmale Mitte auf einer Schnur zu balancieren, die wiederum mit zwei Stöcken verbunden ist. Ziel ist es, dass die drei Jungs ihr Diabolo gleichzeitig in die Höhe werfen und mit dem Seil wieder auffangen. Noch klappt das freilich nicht so gut, die rotgelben Geschosse fliegen auch mal ganz woanders hin als geplant. Aber bis zur großen Aufführung sind es ja noch ein paar Tage. Einige Schritte weiter üben Mädchen und Jungen den Bau einer Menschenpyramide, im Inneren des Zirkuszeltes werden Tricks mit Feuer einstudiert und das Turnen am Trapez .

Ihre Fähigkeiten als Artisten und Clowns üben die 120 Jungen und Mädchen zwischen sechs und 13 Jahren beim Osterferienprogramm der evangelischen Thomaskirchengemeinde ein. Von Dienstag bis Freitag sind die Kinder täglich auf dem Platz gegenüber dem Pflegeheim Wichernhaus an der Freudenstädter Straße. Dort steht das Zelt des Mitmachzirkus Soluna. „Damit haben wir uns einen Traum erfüllt“, erzählt Silke Kretschmann. Sie ist seit dem Start des Osterferienprogramms im Jahr 2007 als Organisatorin dabei, ebenso wie Christine Lautenschlager. „Endlich haben wir eine richtige Manege, in der die Kinder auftreten können“, sagt Kretschmann. Alle zwei Jahre im Wechsel bietet die Kirchengemeinde Zirkus und Musical an. Bislang waren die Aufführungen in der Thomaskirche, dort gibt es aber nicht genug Platz für die Zuschauer. Das ist dieses Jahr anders, das Zelt bietet 350 Plätze.

Firmen und Handwerker unterstützen das Projekt

Betreut werden die Kinder beim Zirkusprojekt Kalli Dalli von 48 ehrenamtlichen Mitarbeitern, darunter Erwachsene, Jugendliche nach der Konfirmation und aktuelle Konfirmanden. Die Helfer, die die Gruppen anleiten, haben an einem Workshop teilgenommen. „Dabei ging es zum Beispiel um die Sicherheit, wie man Unfälle vermeidet, wie man die Kinder motiviert und zugleich aber auch bremst, wenn sie übermütig sind“, berichtet Isabella Poschik. Ein solches Zirkusprojekt zu stemmen, ist zeit- und kostenaufwendig. „Wir haben von vielen Kaltentaler Firmen und Handwerkern Unterstützung bekommen“, erzählt die Ehrenamtliche. Und diese nicht nur finanziell, sondern auch in Form von Materialien und Arbeitskraft.

Dankbar sei man außerdem über das große Entgegenkommen des Wichernhauses. „Sie waren einverstanden, dass wir das Zelt dort aufbauen. Wir dürfen die Toiletten nutzen, und die Trainer dürfen sogar dort duschen“, sagt Poschik. Im Gegenzug sind die Bewohner des Pflegeheims zur Generalprobe am Freitag eingeladen.

Besonders wichtig sei ihnen bei der Ferienwoche, dass alle Kinder mitmachen können und jeweils einen Platz und eine Aufgabe finden, erklärt Poschik. „Es gibt 16 verschiedene Zirkusdisziplinen, mal ruhig, mal sportlich spektakulär, da ist für jeden etwas dabei“, sagt sie. Pfarrer Jens Koenen, der in der Thomaskirchengemeinde für die Kinder- und Jugendarbeit verantwortlich ist, hebt die positiven Effekte des Projekts hervor: „Die Kinder bewegen sich viel und entwickeln großen Ehrgeiz“, sagt er. Zudem erlebten die Jungen und Mädchen sich in einem neuen Umfeld und entdeckten neue Fähigkeiten. Und weiter: „Die Kinder lernen außerdem weit mehr über den guten Umgang miteinander, dass man auf Schwächere Rücksicht nimmt und einen nicht auslacht, wenn etwas schief geht, als wenn ich darüber predigen würde.“

Lampenfieber? Kenn ich nicht!

Die Mädchen kraxeln derweil unerschrocken auf dem Trapez herum, baumeln kopfüber mit nach unten schwingenden Armen in der Luft, nur mit den Füßen in den Seilen einhängt. Die Clown-Gruppe übt einen Sketch ein: Die Kinder müssen so tun, als ob sie an einer Vergiftung sterben; hochdramatisch lassen sie sich zu Boden plumpsen. Nathanja ist eine der Darstellerinnen. Lampenfieber habe sie keines, verrät die Siebenjährige. „Ich freue mich auf die Aufführungen am Samstag.“ Beim Seilspringen schwingen zwei Leute ein gut fünf Meter langes Tau, ein Junge versucht, in Liegestütz-Position über das unter ihm vorbeiflitzende Seil zu springen – ein Kraftakt. Die Diabolo-Jungs wirbeln unterdessen im Gleichtakt ihre Arme. „Das Auffangen, sodass die Achse genau auf der Schnur landet, ist schwierig“, erzählt Tim. „Man braucht ein gutes Gefühl für das Timing“, sagt sein Trainer Philipp. Üben sei aber noch wichtiger. „Und dranbleiben, nie aufgeben“, sagt er zu seinen Schützlingen. Die tun wie geheißen, der Tag der Aufführung ist schließlich wieder ein Stück näher gerückt.

Die Aufführungen
des Zirkusprojekts Kalli Dalli sind am Samstag, 11. April, um 11 Uhr und um 14 Uhr im Zirkuszelt am Ende der Freudenstädter Straße gegenüber dem Wichernhaus. Der Eintritt ist frei. Spenden sind erwünscht, um die Kosten zu decken. Die Parkmöglichkeiten dort sind begrenzt. Die Haltestelle Kaltental der Linie U1 ist circa zehn Gehminuten entfernt.