Der Circus Krone schließt eine Klage gegen das Stuttgarter Wildtierverbot nicht aus. Foto: dpa

Im Oktober kommt einer der größten Zirkusse Europas nach Stuttgart: der Circus Krone. Wegen des beschlossenen Wildtierverbots könnte es das letzte Gastspiel sein. Geschäftsführer Kötzing schüttelt über das Verbot nur den Kopf.

Stuttgart - In der zweiten Oktoberhälfte wird der traditionsreiche Circus Krone nach mehreren Jahren mal wieder auf dem Cannstatter Wasen gastieren – womöglich zum letzten Mal. Denn die öko-soziale Mehrheit im Stuttgarter Gemeinderat hat unlängst ein Wildtierverbot für Zirkus-Gastspiele auf dem Cannstatter Wasen beschlossen, das im April 2019 in Kraft treten soll.

Kommunen nicht zuständig

Der Circus Krone wäre von dem Verbot besonders stark betroffen, denn er hat besonders viele Wildtiere in seinem Programm. Für Geschäftsführer Georg Klötzing, der auch die Tourneen plant, ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit aber noch längst nicht gesprochen. „Ich glaube, es wird schwer für Stuttgart sein, das Verbot zu halten“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Es sei nämlich gesetzlich klar definiert, dass eine Kommune ein solches Verbot nicht erlassen dürfe. Dies könne allenfalls die Bundesregierung tun.

Der Zirkus kommt ungefähr alle vier Jahre nach Stuttgart

Ob Circus Krone gegen das Wildtierverbot vor das Stuttgarter Verwaltungsgericht ziehen wird, ließ Klötzing offen. Für dieses Jahr habe man einen Vertrag, und da man in der Regel nur alle vier Jahre das Programm wechsle, würden bis zum nächsten Gastspiel in Stuttgart wieder ein paar Jahre vergehen. Klötzing hofft, dass sich bis dahin noch etwas tut. So könnte zum Beispiel die Bundesregierung all jenen Zirkusbetrieben ein Zertifikat ausstellen, die sich an die Tierschutzbestimmungen des Bundes halten, hofft er. Dann könnten sich die Kommunen bei einer Entscheidung darüber, ob ein Zirkus auf ihrer Gemarkung gastieren darf oder nicht, daran orientieren.

Hunde in einer kleinen Wohnung – ist das artgerecht?

Die öko-soziale Mehrheit im Stuttgarter Gemeinderat hat bei ihrem Verbotsantrag allerdings weniger mit den konkreten Haltungsbedingungen der Tiere bei deren Gastspielen vor Ort argumentiert. Denn da gibt es auch nach Angaben der Stadtverwaltung, die regelmäßig Veterinäre zur Kontrolle schickt, eigentlich nichts auszusetzen. Die Mehrheit im Gemeinderat findet, dass das Zirkusleben mit den vielen Auftritten und Reisen grundsätzlich nichts für Wildtiere wie Elefanten oder Löwen sei – ein Argument, das Klötzing äußerst fragwürdig findet. „Dann müsste man auch den Besitz von Haustieren verbieten“, sagt er. „Wenn Hunde oder Katzen in einer kleinen Wohnung in der Stadt gehalten werden – ist das artgerecht?“, fragt er. In dem Bereich gebe es jedenfalls viel mehr Probleme als bei renommierten Zirkusbetrieben wie dem Circus Krone. „Wir kümmern uns wirklich um unsere Tiere“, beteuert er. Circus Krone hat auch in seinem aktuellen Programm jede Menge Nummern mit Wildtieren: In Stuttgart werden unter anderem Elefanten, Löwen, Zebras, Lamas und Kamele auftreten. Auf Wildtiere gänzlich verzichten, wie dies der jährlich auf dem Cannstatter Wasen gastierende Weltweihnachtscircus machen will, kommt laut Klötzing für den Circus Krone nicht in Frage. „Die Leute wollen nicht nur Varieté, die wollen Tiernummern sehen“, sagt er. Dies zeigten die anhaltend guten Besucherzahlen.

Sollte im Jahr 2021, wenn der Circus Krone voraussichtlich das nächste Mal nach Stuttgart kommen will, das Wildtierverbot noch in Kraft sein, kann sich Klötzing eine Klage durchaus vorstellen. „Stuttgart ist eine Stadt, wo man gerne hinkommt, ganz klar“, sagt er. In Chemnitz sei sein Unternehmen erst kürzlich erfolgreich gegen ein solches Verbot vorgegangen. „Es gibt mehrere solcher Gerichtsurteile, die sollte sich Stuttgart mal anschauen“, empfiehlt er.

Freunde und Kritiker machen mobil

Wenn Circus Krone in der zweiten Oktoberhälfte auf dem Wasen gastiert, dürfte es wieder vereinzelt Proteste von Tierschutzorganisationen wie Peta geben. Aber auch die deutsche Gesellschaft der Circusfreunde, Sektion Stuttgart, macht mobil. Man werde eine Informationsveranstaltung am Eingang zu dem „widerrechtlichen Verbotsbeschluss“ machen, kündigt der Schriftführer des Vereins, Bernhard Eisel, schon mal an. Außerdem würden die Fraktionen im Gemeinderat einmal mehr dazu eingeladen, die Stallungen und das Training der Tiere zu besuchen. Laut Zirkus-Geschäftsführer Klötzing gibt es ein solches Angebot auch für ganz normale Bürger. „Wenn aufgebaut ist am ersten Tag können die Leute umsonst reinkommen und sich das anschauen“, sagt er. „Wir haben nichts zu verbergen.“