Plastikschwimmer, Holzfiguren, Plexiglasblock: An Zimmerschlüsseln von Hotels und Pensionen ist oft allerlei sperriger Schnickschnack befestigt - aus gutem Grund, wie unser Autor herausgefunden hat.

Warum nur gibt es diese Dinger? Diese riesigen Plastikschwimmer in Neonrot, die mit einem Ring aus Draht an den Zimmerschlüsseln eines Ferienhotels gebunden sind. Damit der Türöffner oben treibt und nicht absäuft, wenn man das gesamte Geschütz aus Versehen beim Schwimmausflug in den Hotel-Pool mit in die Badehose gestopft hat und es nach dem Kopfsprung vom Beckenrand dann doch rausploppt? Oder dieses Exemplar in einem Konkurrenzhotel: etwas kleiner, aber aus Kautschuk. Der würde sofort auf den Grund sinken, auf den des Meeres ebenso wie den des Pools, und den Rettungseinsatz eines Rezeptionstauchers nach sich ziehen, wenn man ihn zurückhaben wollte, ohne das Wasser abzulassen. Dann gibt es diese dekorativen Dinger, die auf dieselbe Weise mit den Schlüsseln verknüpft sind: geschnitzte Seepferdchen im Designerhotel, halb so groß wie eine Männerhand, oder kantige Holzquader in der Größe einer TV-Fernbedienung mit aufgemalter Filzstift-Zimmernummer im Schnäppchen-Quartier. Keiner von beiden passt in die Hosentasche.


Warum nur so unpraktisch?

Oder, neuerer Clou, der scheckkartengroße, aber fast fingerbreite Plexiglasblock, der wiederum zusammen mit dem Schlüssel am bewährten Drahtring baumelt und notwendig ist, um das Zimmer nach Wiederkehr zu illuminieren. Wer Licht will, muss ihn in einen exakt dafür geeigneten Schacht knapp hinter der Zellentür stecken, damit fortan die Stromversorgung steht. Warum nur so unpraktisch? Und warum traut sich fast keiner, die beiden Elemente, die einfach nicht zusammengehören, für die Dauer des Aufenthalts zu trennen? Den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden lassen, als wäre man zu Hause, den Plastikschwimmer, den Kautschuk-Korken, das liebevoll geschnitzte Seepferdchen, das Vierkantholz und sogar den Erleuchtung bringenden Plastikquader einfach mal im Zimmer zurücklassen. Keinem von ihnen würde etwas geschehen, niemand sie zwischenzeitlich vermissen. Und kurz vorm Check-out könnte man die beiden ja wieder zusammenführen, ehe man sie artig wieder abgeben muss. Als wäre nichts geschehen. So lange allerdings müsste man sich schlecht fühlen: weil man womöglich etwas Verbotenes getan hat - etwas, was keiner im Hotel gern sieht. Und was unter Umständen unfreundliche Worte provozieren könnte, reichte man zum Beispiel vorm Ausflug ins Hinterland das entsprechend halbierte Accessoire mal zur zwischenzeitlichen Verwahrung über den Rezeptionstresen. Dabei wäre alles nur halb so wild.
 

Potenzial für Entertainment bieten diese Magnetstreifen auch

Und die Realität? Da türmen sich deshalb sämtliche dieser schrägen Anhängsel zwei Ferienwochen lang auf den Badeliegen, neben den Cocktails, sogar zwischen Weinflasche und Kerze beim Romantik-Dinner. Allenthalben, offensichtlich, unzertrennlich. Oder sie beulen Sakkotaschen aus, verformen elegante Abendgarderobe, erobern sämtlichen Platz im Handtäschchen und verdrängen Lippenstift und Puderdöschen. Einer hat Spaß daran: Der Hotelier amüsiert sich königlich, dass niemand muckt, keiner aus der Reihe tanzt, alle sich seinem sperrigen Kult fügen - und denkt mit einem breiten Schmunzeln darüber nach, im nächsten Jahr moderne Keycards mit Magnetstreifen als Schlüsselersatz einzuführen. Weil die Gäste es ganz bestimmt lieben werden. Weil es irgendwie mehr hermacht. Auch deswegen. Und Potenzial für noch mehr Entertainment bieten diese Magnetstreifen auch: weil sich die handelsüblichen Zimmertüren grundsätzlich bockig anstellen und erfahrungsgemäß nur bei jedem dritten Versuch mit dem codierten Stück Plastik bereit erklären aufzuspringen. Und weil die meisten Gäste ihr wertvolles Kärtchen in derselben Hosentasche mit sich herumschleppen wie das Smartphone - das wiederum mit seiner Strahlung regelmäßig die Datenbotschaft auf den Magnetstreifen löscht: Man ist ausgesperrt. Das führt zu allerlei kurzweiligen Laufereien durchs Hotel, zu kräftigem Andrang an der Rezeption und ersetzt mittelfristig das Animationsprogramm. Wie man verhindert, dass Leute die Magnetkarte zum Handy stecken? Genau. Indem man einen riesigen, sperrigen Schwimmer daran befestigt - und zwar so, dass er selbst bei allergrößter Fingerfertigkeit nicht mehr abzumontieren ist.