Papierrollen warten auf den Druck Foto: Hölzle

Die AOK Stuttgart-Böblingen zahlt 13 Azubis ein StN-Abo und stärkt Allgemeinbildung und Medienkompetenz.

Stuttgart - Peter Trapmann ist in seinem Element. Der Chef im Newsroom der Stuttgarter Nachrichten, der Nachrichtenzentrale und damit dem Herzstück unserer Zeitung, steht an einer Wand und zeigt auf die aufgehängte Titelseite der Dienstagsausgabe. Sie stammt noch vom Vortag, ist unvollständig und verdeutlicht, wie eine Zeitungsseite unter Zeit- und Aktualitätsdruck entsteht. „Hier ist noch ein weißes Loch“, sagt er und zeigt auf den Aufmacher. „Da war es gestern schon 19 Uhr, und eigentlich hätten um diese Zeit alle Seiten fertig sein müssen.“

Doch wie das halt so ist bei einer Tageszeitung: Der Plan ist das eine, die Realität das andere. Die brisante Geschichte unserer Lokalredaktion um die geplanten neuen Wasserpreise der EnBW wird erst in letzter Minute fertig.

Die Azubis der AOK, die gestern unsere Redaktion besuchten, sind beeindruckt. Zuerst besichtigten sie die Druckerei, dann schauten sie in der Redaktion vorbei. Seit dem 1. Juni lesen sie dank der Initiative zett täglich die StN. Ein Jahr lang finanziert ihr Ausbildungsbetrieb jedem der 18 bis 23 Jahre alten jungen Leute ein Abonnement. „Wir wollen, dass sie aktuell auf dem neuen Stand sind, über wichtige Themen informiert sind, ihr Wissen erweitern und sich weiterbilden“, sagt Ausbildungsleiterin Rosa Cruz. Das helfe „auch mal beim Small Talk weiter“.

Offenbar zeigt die tägliche Lektüre schon Wirkung. Schnell kommen die Azubis mit den Redakteuren ins Gespräch und sind durchaus kritisch. Stephanie Pfeiffer etwa ärgert sich, wenn „ein Text zu kompliziert ist“ oder sie erst lange lesen muss, bis sie erfährt, um was es eigentlich geht. „Kann man nicht einfach schneller zum Punkt kommen?“, fragt Melanie Peidl. Sie findet auch die von der Redaktion gewählte Überschrift „CDU hadert mit der Frauenquote“ nicht so prickelnd. Ein erster Entwurf, bei dem es noch „Reißverschluss“ statt „Frauenquote“ hieß, gefiel ihr besser. Chefredakteur Christoph Reisinger räumt ein: „Einen richtig guten Titel zu machen ist eine unserer schwierigsten Übungen.“

Doch die Azubis sparen auch nicht mit Lob für die Redaktion. Steffen Blum sagt, es sei „für jeden etwas enthalten“. Melike Özsoy machen „die Karikaturen und die Politik Spaß“. Sevda Sevdi findet die zusätzlichen Lokalteile wie die Filder-Zeitung „sehr informativ“. Die größte Freude bereitet Melanie Peidl der Runde: „Ich kann mir vorstellen, dass ich selbst eine Zeitung abonniere, wenn ich mal einen eigenen Haushalt habe.“

zett – die neue Azubi-Initiative

Die Ausgangslage: Für 75 Prozent aller Unternehmen ist die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger das größte Ausbildungshemmnis. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Die Unternehmen reagieren darauf vor allem mit eigenen Nachhilfeangeboten (siehe Grafik). Hier wollen auch die StN gemeinsam mit interessierten Unternehmen im Rahmen von zett ihren Beitrag leisten.

Das Projekt: Bei zett finanziert das Unternehmen oder eine Abteilung den Azubis ein Jahr lang ein StN-Abo. Durch die Zeitungslektüre werden Allgemeinbildung, Sprache, Meinungsbildung und Medienkompetenz verbessert.

Die Vorteile: Die beteiligten Unternehmen scheinen in der redaktionellen Berichterstattung auf. Ein 14-tägliches Online-Wissensquiz gibt Azubis und Unternehmen einen Überblick über die Fortschritte. Die StN bieten den Teilnehmern darüber hinaus Workshops mit Experten, Betriebsbesichtigungen und die Möglichkeit zum Redaktionsbesuch. Dabei kann an der Blattkritik mitgewirkt werden. Zudem können Redakteure zu Pressekonferenzen begleitet werden. Die Zeitung wird an die Privatadresse der Auszubildenden geliefert.

Infos: Elke Janku, Tel. 07 11 / 72 05 - 71 02. Gertraud Paul, Tel. 07 11 / 72 05 - 61 61. E-Mail: zett@stn.zgs.de. Internet: www.stuttgarter-nachrichten.de/zett