Unbekannte haben die Reifen am Wohnmobil des Ehepaars Zimmermann zerstochen. Vermutlich waren es Anwohner, die sich über die vielen Wohnwagen und -mobile ärgern. Foto: Alexandra Kratz

Im Wohngebiet Salzäcker wurden alle Reifen des Wohnmobils der Familie Zimmermann zerstochen. Das ist kein Einzelfall, sie vermuten dahinter Selbstjustiz von Anwohnern, die sich über die Parkplatzsituation ärgern.

Möhringen - Seit 20 Jahren lebt Stephan Zimmermann mit seiner Familie im Wohngebiet Salzäcker. Spätestens seitdem es das SI-Centrum gibt, sind die Parkplätze knapp. Doch nun, nach so langer Zeit, sei erstmals eine „rote Linie im Zusammenleben der Gemeinschaft“ überschritten worden, sagt Zimmermann. Unbekannte haben alle vier Reifen an seinem Wohnmobil zerstochen. Erst waren nur die beiden Vorderreifen kaputt, dann kamen auch noch die Hinterreifen dazu. „Der Totalschaden an den Spezialreifen beträgt für mich 1000 Euro zuzüglich der Abschleppkosten durch einen Tieflader“, sagt Stephan Zimmermann. Zwei Mal war die Polizei vor Ort. „Sie vermutet als Täter einen Anwohner aus dem Wohngebiet“, sagt Zimmermann.

Der Vorfall war kein Einzelfall

Auch an den in unmittelbarer Nähe stehenden Wohnwagen wurden die Reifen zerstochen. „Manche Wohnwagenbesitzer halten sich nicht an die Regeln. Darum eskaliert das Problem“, sagt Elke Zimmermann. Sie und ihr Mann sind sich keiner Schuld bewusst. „Um den Parkraum in der Rulfinger Straße für die unmittelbaren Nachbarn und den Zu- und Abfluss des Schülerbring- und Hohlverkehrs der Grundschule nicht zu belegen, weiche ich mit meinem Wohnmobil auf die Salzäckerstraße aus“, sagt Zimmermann. Zudem klemmt gut sichtbar am Rückspiegel der Anwohnerparkausweis. Dieser wäre an der Salzäckerstraße noch nicht einmal erforderlich. Die Polizei hat Zimmermann explizit bestätigt, dass das Fahrzeug ordnungsgemäß abgestellt sei und niemanden stören sollte.

Thomas Grab erklärt, dass das Wohnmobil dort stehen darf, wo es steht. Ein Wohnmobil sei ein Fahrzeug wie jedes andere auch und könne ohne zeitliche Befristung auf öffentlicher Verkehrsfläche geparkt werden, sagt der Mann vom Ordnungsamt. Das betont auch Elke Zimmermann. „Wir zahlen Kfz-Steuer so wie jeder andere auch, und das nicht wenig.“

Bei den Regelungen gibt es Unterschiede

Im Unterschied zu Wohnmobilen dürfen Wohnwagen nur zwei Wochen lang im öffentlichen Straßenraum geparkt werden. Dann müssen sie bewegt werden, damit die Frist von vorn beginnt. „Es reicht aber nicht, wenn man den Wohnwagen einfach nur ein paar Meter nach vorne rollt. Man muss den Parkplatz tatsächlich verlassen“, sagt Thomas Grab. So sehe es die aktuelle Rechtssprechung vor. Die Intention sei, dass Wohnwagen und Anhänger nicht permanent öffentlichen Parkraum blockieren. Für Wohnmobile gelte das aber eben nicht.

Grab weiß, dass die Situation im Wohngebiet Salzäcker angespannt ist. Besucher des SI-Centrums würden immer wieder dort ihre Autos abstellen. Der Unmut der Anwohner sei groß. Und auch die Inhaber der Geschäfte an der kleinen Ladenzeile leiden, weil die Parkplätze für die Autos ihrer Kunden oft belegt sind. Darum wurde vor einigen Jahren eine Anwohnerparkregelung eingeführt. Grab und seine Kollegen sind regelmäßig dort unterwegs, mindesten ein- bis zweimal die Woche. Dann kontrollieren die Mitarbeiter des Ordnungsamts die Anwohnerparkregelung und ob die Wohnwagen, die dort stehen, bewegt wurden oder nicht.

Kontrollen gehen Meldungen nach

„Wir haben insbesondere ein Augenmerk auf die Wohnwagen, die uns gemeldet werden“, sagt Grab. Die Situation werde dann beobachtet und bei einer Überschreitung der 14-Tage-Frist kleben die Mitarbeiter des Ordnungsamts ihre rosafarbenen Zettel an die Fenster. Damit werden die Fahrzeughalter aufgefordert, ihren Wagen zu entfernen. Gleichzeitig muss der Fahrzeughalter mit einer Anzeige rechnen. Mit Blick auf die vielen Rechtsverstöße beim Thema Parken im Wohngebiet Salzäcker kann Grab den Ärger der Anwohner ein Stück weit verstehen. Aber das rechtfertige noch lange keine Straftat. Und im Falle des Wohnmobils gebe es noch nicht einmal einen Rechtsverstoß.

Straftätern das Handwerk legen

An mehreren Masten an der Salzäckerstraße hängen inzwischen Zettel. „Wir wollen keine Straftäter in unserem Wohngebiet“, ist darauf zu lesen. Ein Anwohner verübe Straftaten am Eigentum seiner Nachbarn. Darunter steht die Telefonnummer des Polizeireviers an der Balinger Straße mit der Bitte, verdächtige Beobachtungen zu melden, um dem „Straftäter das Handwerk zu legen“.

„Das war kein Dummer-Jungen-Streich“, sagt Elke Zimmermann. Besonders ärgert sie, dass der Unbekannte mit seiner Selbstjustiz nun sein Ziel erreicht habe. Denn die Zimmermanns werden ihr Wohnmobil künftig woanders parken. „Wir haben kein Geld, um uns regelmäßig neue Reifen zu kaufen“, sagt die Möhringerin.