Der klassische Wecker klingelt morgens viele Deutsche aus dem Bett. Ob er auch am Sonntagmorgen nach der Zeitumstellung hilft? Foto: Fabian Petzold/Fotolia

Am Sonntag wird die Zeit umgestellt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie trotz der fehlenden Stunde Schlaf leicht aus der Kiste kommen.

Glockengebimmel

„Mit 18 ist man alt genug, selbst aufzustehen.“ Gut, vorbei war also die Zeit, in der einen die Mutter allmorgendlich mit sanften Worten aus dem Reich der Träume geholt hat. Stattdessen stand nun dieses Ungetüm mit den zwei Glocken obendrauf auf dem Nachtisch. Der erste Tag im Leben eines Erwachsenen – und ich war bereits um Jahre gealtert. Fakt ist: Wach machte diese Höllenmaschine. Kaum erklang das schrille Geläut, stand ich im Bett. Doch bald ließ mich die Angst vor dem Aufwachen gar nicht erst einschlafen. Der inneren Uhr hat es nicht geschadet. Das Glockenmonster wurde zwar flugs wieder abgeschafft, doch seit dieser Zeit wache ich pünktlich fünf Minuten vor dem Wecker auf.

Muezzin-Wecker

Piepende Digitalwecker, laute Musik und penetrante Haustiere: Ich habe alles versucht, leider ohne Erfolg. Bis ich in einem kleinen türkischen Laden einen Wecker in Moschee-Form fand. Glänzend schimmerte die goldene Kuppel, ohrenbetäubend rief der Muezzin Punkt 7 zum Gebet, und ich war wach. Das klappte wunderbar – bis der Wecker eines Tages spurlos verschwand. Vielleicht hätte ich ihn nicht in der Küche der WG platzieren sollen.

Sonnenaufgang

Ein schrilles Klingeln, das einen unsanft aus dem Schlaf schrecken lässt? Nicht für mich – ich könnte mir keinen schlimmeren Start in den Tag vorstellen. Selbst im trübsten Winter stehe ich erst auf, wenn mich die Sonnenstrahlen an der Nasenspitze kitzeln. Oder besser: wenn mein Wecker so tut, als würde die Sonne in mein Zimmer strahlen. Eine halbe Stunde, bevor Radiomusik oder Vogelgezwitscher aus dem Wecker tönen, geht die elektrische Sonne langsam auf. Da muss man einfach irgendwann blinzeln. Durch das Licht werden Glückshormone ausgeschüttet – und wenn dann zur Weckzeit die Radiomusik losdudelt, liegt man schon ganz beseelt und morgenmotiviert im Bett.

Haustier

Soll noch mal einer behaupten, Haustiere seien nutzlose Mitbewohner, die nur Geld kosten und die Wohnung verdreckten. Sie können ausgesprochen nützlich sein – ja, sogar teure Haushaltsgeräte ersetzen. Hunde eignen sich ausgezeichnet als Müllschlucker. Katzen geben zuverlässige Wecker ab. Vom Brustbein ihres Besitzers aus schnurren sie diesen jeden Morgen mit einem nicht enden wollenden Chrrrrrrrr aus dem Schlaf. Wenn das nicht reicht, gibt’s noch eins mit der Pfote ins Gesicht. „Aufstehen! Katze hat Hunger.“

Countdown

„Ten, nine, eight . . .“ Ein Countdown reißt mich brutal aus dem Schlaf. „Zero!“ Ein Rauschen, dann schießt die kleine Plastikrakete in die Luft und landet geräuschvoll auf dem Boden. Ein lautes Piepen schallt durch das Zimmer. Es hört erst auf, wenn man die Rakete vom Boden aufhebt – oder, an schlechten Tagen, unter dem Bett hervorangelt – und wieder auf die Abschussrampe steckt. Tatsächlich endet der Lärm nach 60 Sekunden von selbst, aber das wusste ich lange nicht . . . So oder so: Rückkehr ins Land der Träume ausgeschlossen, denn ich bin wach – und die Nachbarn sind es vermutlich auch.

Nachwuchs

Der neue Wecker ist unberechenbar: Anfangs klingelte er alle drei Stunden, dann eine sehr lange Zeit lang stündlich, um sich irgendwann – kurz vor einem Nervenzusammenbruch der Geweckten – auf einmal pro Nacht einzupendeln. Vergangenes Weihnachten dann – was für ein Geschenk! – beschloss der Wecker, den Schlafenden die erste stille Nacht zu gönnen. Das war so ungewohnt, dass diese trotzdem mehrmals aufwachten und nachgucken mussten, ob es dem Wecker noch gutgeht. Eine Zeit lang war dann Ruhe, aber jetzt hat der Wecker Schnupfen und gibt ein- bis zweimal pro Nacht Laut. Ach ja: Der Wecker heißt Viktor, ist 15 Monate alt – und Umtauschen kommt trotzdem nicht infrage.

Sphärische Klänge

Jeden Tag woanders aufwachen. Als übernachtete man im Zelt in freier Natur. Montags kommt frühmorgens ein starker Wind auf, Sturmböen pfeifen durch die Umgebung. Dienstags bricht der Starkregen herein, nur ein perfides Tropfen alle drei Sekunden könnte auf einem Fenstersims auftreffen. Mittwochs zwitschern so viele Vögel wie sonst wohl nur im Dschungel. Erst die sphärischen Klänge am Donnerstag und Freitag machen schneller deutlich, dass es sich nur um den Wecker der Gattin handelt.