Die Herausgeber Yana Tihonova, Wadim Garbuz, Luydmyla Bondar, Ina Koop (v. li.) Foto: Max Kovalenko

Viele ältere Menschen in Stuttgart sprechen nur Russisch. Diesen Mitbürgern im Alltag zu helfen, ist eine der Aufgaben der zweisprachigen Zeitschrift Wadim. "Wir machen das mit Liebe“, sagt Herausgeberin Yana Tihonova.

Viele ältere Menschen in Stuttgart sprechen nur Russisch. Diesen Mitbürgern im Alltag zu helfen, ist eine der Aufgaben der zweisprachigen Zeitschrift Wadim. "Wir machen das mit Liebe“, sagt Herausgeberin Yana Tihonova.

Stuttgart - Man spricht Russisch, aber auch Deutsch. Damit übernehmen die fünf Redaktionsmitglieder der Monatszeitschrift „Wadim“ eine wichtige Funktion für alle Stuttgarter mit russischen Wurzeln. Sie überbrücken mit ihrer Arbeit in den Redaktionsräumen am Milchhof im Stuttgarter Norden Sprachbarrieren.

„Es macht Spaß, hier zu arbeiten. Wir machen das mit Liebe“, sagt Yana Tihonova, Herausgeberin und Chefredakteurin der Zeitschrift. Gegründet wurde das Blatt im Januar 2012, und es wird hauptsächlich über den gleichnamigen ambulanten Pflegedienst Wadim finanziert. Der Titel kommt vom Vornamen des Inhabers Vadim Garbuz. Wadim steht für „Ihr Haus und ihre Welt“.

Seit der Gründung des Pflegedienstes im Jahr 2005 hat Vadim Garbuz immer wieder die Erfahrung gemacht, dass viele ältere Menschen mit Migrationshintergrund Probleme im Alltag haben, „weil sie einfach schlecht Deutsch sprechen“. Oft bekam er Anrufe mit der Bitte: „Können Sie mir etwas übersetzen.“ Die Anrufer wussten: Die Mitarbeiter des Pflegedienstes sprechen Russisch und Deutsch. „Meistens ging es um die Übersetzung von Behörden-Formularen oder Veranstaltungshinweise“, sagt Garbuz. Nachdem sich immer mehr Anrufer gemeldet hatten, entschied sich Garbuz, eine Zeitschrift zu gründen.

Bunte Geschichten und wichtige Infos

Neben bunten Geschichten aus Stuttgart finden die Leser wichtige Informationen. zum Beispiel über russischsprachige Ärzte, Anwälte, Reisebüros und Taxiunternehmen. „Manche haben Angst, mit einem Taxi zu fahren, in dem sie sich nicht verständigen können“, sagt Vadim Garbuz. Eine Seite mit wichtigen und nützlichen Sätzen auf Deutsch gibt es auch. „Diese können einem durch den Alltag helfen“, sagt Vadim Garbuz. Man könne aber auch mit dem deutschen Kreuzworträtsel spielerisch sein Wissen testen.

„Viele Leser schneiden sich die Seiten aus und nehmen sie mit“, sagt Ina Koop, stellvertretende Chefredakteurin, „es ist somit auch ein Magazin zur Integration dieser Menschen.“

Die Zeitschrift ist kostenlos und liegt bei Ärzten, in Läden und Bibliotheken in Stuttgart und der Region aus. Zudem wird sie an die russischsprachigen Kunden des Pflegedienstes verteilt. Leser gibt es reichlich. In Stuttgart leben fast 60 000 Menschen, die Russisch sprechen. „Sie sind uns dankbar“, sagt Vadim Garbuz.

Im März ist das Thema der Frühling

In der März-Ausgabe geht es auf den russischen Seiten um den Frühling. Die deutsche Seite handelt von Last-minute-Reisen und erklärt, wie man sie bucht.

In der April-Ausgabe befassen sich die Redakteure mit der anstehenden Kommunal- und Europawahl. „Viele wissen nicht, wie so eine Wahl abläuft, und gehen nicht wählen, obwohl sie dürften“, sagt Redakteurin Lyudmyla Bondar, „auch hier wollen wir Hilfe und Rat geben.“

Die Redaktion selbst ist bunt gemischt. Die Journalisten, die alle in Stuttgart leben, kommen aus Russland, Kasachstan, Moldawien und der Ukraine. Keine Frage, dass damit auch heiß über die Krise in der Krim und im Osten des Landes diskutiert wird. Nur im Blatt schlägt sich der Konflikt in der Ukraine nicht nieder. „Das ist kein Thema für unsere Zeitschrift“, sagt Yana Tihonova, „wir bleiben lieber neutral.“