Beim Tischfußball sind sich Bezirksvorsteher Gerhard Hanus (rechts) und Jugendliche näher gekommen. Foto: Bernd Zeyer

Immer wieder beschweren sich Anwohner des Zehnthofs und Mitarbeiter des Bezirksrathauses über Jugendliche, die Müll hinterlassen und Lärm machen. Bei einem Fest sind sich die Konfliktparteien nun nähergekommen.

Zuffenhausen - Nicht wenige Passanten, die am Mittwochnachmittag am Zehnthof vorbeikommen, reiben sich verwundert die Augen: Jugendliche und Erwachsene spielen dort zusammen Tischkicker, schießen auf eine Torwand oder essen gemeinsam Grillwürstchen. Normalerweise ist das Verhältnis von Anwohnern sowie Mitarbeitern des Bezirksrathauses auf der einen und Jugendlichen auf der anderen Seite weniger harmonisch. Immer wieder gibt es Beschwerden über Lärm und Müll. Um die Wogen zu glätten und miteinander ins Gespräch zu kommen, hat die Mobile Jugendarbeit ein Fest organisiert.

„Wir kennen das Problem schon seit längerer Zeit“, sagt Alexandra Grotz von der Mobilen Jugendarbeit Zuffenhausen. Zwar würden sich Anwohner und Mitarbeiter des Bezirksrathauses regelmäßig über das Verhalten der jungen Leute aufregen, sie aber nie direkt ansprechen, sondern oft gleich die Polizei rufen. Damit Konflikte künftig anders geregelt werden, müsse deshalb zunächst ein direkter Kontakt zwischen den Beteiligten hergestellt und gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden. Dazu soll das Fest dienen. Grundsätzlich, erläutert Grotz, fehle es an geeigneten Treffpunkten für Jugendliche. Deshalb würden sie sich beispielsweise auf dem Spielplatz an der Hohensteinschule, auf dem Bahnhofsvorplatz oder eben im Zehnthof treffen. Dieser biete für sie einige Vorteile: ein Dach, Sitzgelegenheiten, eine zentrale Lage.

Viele Jugendliche kommen täglich zum Zehnthof

„Ich komme fast jeden Tag zum Chillen her“, sagt Mohamed. Der 16-Jährige wohnt ganz in der Nähe und trifft im Zehnthof seine Kumpels. Meistens würde man sich miteinander unterhalten, manchmal könne es dabei auch lauter werden. „Bei mir beschwert hat sich noch keiner“, betont Mohamed. Auch Alehandru „relaxed“ fast täglich im Zehnthof – und zwar seit einigen Jahren. „Ich kann schon verstehen, dass die Anwohner genervt sind“, sagt der 19-Jährige. Allerdings habe auch mit ihm noch keiner persönlich gesprochen. Stattdessen sei die Polizei immer wieder vor Ort, kontrolliere Ausweise, durchsuche die Jugendlichen und erteile Platzverweise. „Wir machen nichts Illegales“, beteuert der junge Mann. Müll und Lärm würden oftmals von anderen Leuten verursacht. Dass man ihn und seine Freunde ihrer Meinung nach nicht korrekt behandelt, daran sind laut Alehandru Vorurteile schuld.

Das möchte Bezirksvorsteher Gerhard Hanus so nicht gelten lassen. „Denkt mal andersrum“, entgegnet er den jungen Männern. Die Polizei mache das, was die Bürger wollen. Und dass der Zehnthof ständig vermüllt sei, daran gebe es keinen Zweifel. Das bestätigt auch seine Mitarbeiterin Karin Buschkühl. Zwar werde das Areal regelmäßig gereinigt, nur wenige Stunden später sehe es aber wieder genauso schlimm aus. Zudem würden die Jugendlichen nicht auf den Sitzflächen, sondern den Lehnen sitzen und mit ihren Schuhen die Bänke verschmutzen. Und überall lägen Zigarettenkippen. „Ihr seid bestimmt nette Jungs, wirkt aber bedrohlich“, sagt Buschkühl. Ähnlich sieht es Elijana Kikic. Sie ist Hausmeisterin des Bezirksrathauses und wohnt auch dort. Sie traut sich ebenfalls nicht, die Gruppe von jungen Männern anzusprechen. Das überlasse sie lieber ihrem Ehemann. An vielen Abenden gebe es im Zehnthof laute Musik, manchmal bis drei oder vier Uhr in der Früh. Im Winter hätten junge Leute einmal mitten im Zehnthof sogar ein Feuer gemacht, auch seien schon Pflastersteine herausgerissen worden. Obwohl es eigentlich nicht zu ihren Pflichten gehört (für die Reinigung ist die AWS zuständig), räume sie immer wieder Müll weg. „Ich wohne seit 20 Jahren hier, das Problem gibt es seit damals. In letzter Zeit ist es aber schlimmer geworden“, sagt Kikic. Sie habe auch schon die Polizei rufen müssen, beispielsweise bei Schlägereien.

Konflikte gibt es am Mittwochmittag keine. Das liegt vielleicht auch daran, dass zwar ein gutes Dutzend Mitarbeiter des Bezirksrathauses zum Fest gekommen sind, aber nur sehr wenige Anwohner. Dennoch ziehen die Anwesenden ein positives Fazit. Nächster Schritt soll sein, dass sich Polizei und Jugendliche an einen Tisch setzen und ebenfalls miteinander sprechen.