Der Fleischwolf der Firma Jupiter stammt aus früheren Jahren Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Kochen mit dem Alleskönner ist Trend in deutschen Küchen. Thermomix heißt die Wundermaschine, die harte Konkurrenz von der in Wernau ansässigen Firma Jupiter bekommen hat.

Wernau - Schön ist er nicht. Eigentlich ist er so richtig klobig, fast acht Kilo schwer, und es ist kaum vorstellbar, dass man zu dieser Maschine eine emotionale Bindung aufbauen kann. Die Rede ist vom Thermomix TM5 der Firma Vorwerk, der unaufhaltsam Einzug gehalten hat in Deutschlands Küchen, die davor schon längst mit Dampfgarern, sich selbst reinigenden Backöfen und Smoothiemixern aufgerüstet waren.

Rund eine Million dieser magischen Hexenkessel wurden mittlerweile verkauft, obwohl es ihn nicht an jeder Ecke gibt. Nicht im Einzelhandel, nicht im Internet, nicht bei Alles-muss-raus-Kampagnen: Wer die Maschine erstehen will, muss an einer Thermomix-Party samt Thermofee teilnehmen.

Der Apparat ist eigentlich ein Mixer mit Heizfunktion. Er zieht vollautomatisch sein Programm durch – vom Brotteig übers Gemüsegaren bis hin zum Erdbeereis. Er gibt an, was wann in den Topf kommt. Aufs Gramm genau. Auf die Sekunde. Wenn er fertig ist, tutet er. Nur Braten und Rösten kann er nicht.

Kritiker vermissen den Gar-Geruch

Genau das aber trennt die Fans von den Kritikern: Gegartes ist ohne Zweifel sehr gesund, aber auf die Dauer fad. Für Menschen, die gerne schnippeln, braten und veredeln, die gern den Deckel lupfen und den Duft von Geschmortem einsaugen, ist das Gerät eine Provokation. Ein Vehikel, das den Abstand zwischen Mensch und Nahrung maximiert. Eine Ausgeburt der keimfreien, seelenlosen Küche.

Der Siegeszug ist trotzdem nicht aufzuhalten und hat auch die Firma Jupiter in Wernau erreicht. Ihr Thermomix, ebenfalls eine All-in-One-Küchenmaschine, heißt Mycook. Sie verbindet die Welt der Hausfrau clever mit dem digitalen Zeitalter. Auch Mycook kann kochen, wiegen, zerkleinern, hacken, mixen, pürieren oder garen. Geschäftsführer Ralf Nickles ist mit seinen Mitarbeitern dabei, das Gerät noch zu perfektionieren, zum Beispiel die erhebliche Lautstärke reduzieren. „Und wir wollen weg von Knöpfen hin zum Touchscreen, wir entwickeln eine Cooking-App und vernetzen das Gerät mit einer Rezeptdatenbank im Internet“, sagt Nickles. Er kocht selbst leidenschaftlich gern und erkennt daher die Nachteile der Allzweckwaffe: „Man kann nicht abschmecken und hat wenig Interpretationsspielraum.“

Im Ausstellungsraum der Firma zeugen Glasvitrinen von der Historie des Unternehmens. Mit Gloria, einer Universalküchenmaschine, fing 1921 alles an. „Für uns stand schon immer die Lebensmittelzerkleinerung im Mittelpunkt, ob handbetrieben oder elektrisch “, sagt Ralf Nickles, und zeigt auf die Mohnmühlen und die Getreidemühlen mit Naturstein, mit denen man selbst Haferflocken machen kann, die Fleischwölfe und Raspeln. Seit der gebürtige Plochinger die Geschicke der Firma leitet, wird mehr Wert auf Marketing gelegt. So präsentiert sich der Mittelständler auch auf der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt, ist in den sozialen Netzwerken vertreten und baut das Online-Geschäft auf.

Männer sind die neue Zielgruppe

Die Jupiterwelt ist unter Nickles Führung bunter, stilbewusster geworden Die aktuellen Topseller wie der Hochleistungsmixer Nutrimix und der Entsafter Juicepresso sind in kräftigen Farben erhältlich. Diese Geräte werden inzwischen hauptsächlich von Männern gekauft, die als Zielgruppe längst ebenso umworben werden wie Frauen. Auch Mycook soll künftig statt in schlichtem Weiß auch farbig in die Küchen kommen. „Die Funktionalität steht zwar immer noch an erster Stelle aber wir arbeiten jetzt mit italienischen Designern zusammen“, sagt Ralf Nickles.

Kunden schätzen sehr, dass die Firma auch für ältere Geräte Ersatzteile bereithält und sie im Werk in Wernau reparieren kann. So richtig lukrativ ist dies für Jupiter nicht, gehört aber zum Dienst am Kunden. Mit seinen Systemantrieben sticht Jupiter übrigens selbst die Mitbewerber Kitchen-Aid und Kenwood aus. „Wir müssen aber weiter in Trends reingehen. Mittelfristig wird es nur noch elektrische Geräte geben“, sagt Nickles.