Pierre Niney als Yves Saint Laurent mit Charlotte Le Bon als seine Muse Victoire Doutreleau. Foto: dpa

YSL war sensibel, drogenabhängig und homoerotisch, doch männliche Diven mit Stimmungsschwankungen gibt es nicht nur in der Modebranche. Zu einseitig, mitunter gar langweilend spielt sich Niney als Modeschöpfer Yves Saint Laurent durch den Film.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Yves Saint Laurent"

„Nichts ist schöner als ein nackter Körper. Das schönste Kleidungsstück einer Frau ist die Umarmung eines Mannes, der sie liebt. Und für die, die dieses Glück nicht finden, bin ich da.“ Äußerlichkeit als Kaschierung innerer Einsamkeit, teure Garderobe statt Liebe? Yves Saint Laurent (1936–2008), von dem dieses Zitat stammt, muss tief in die Seele nicht umarmter Frauen geschaut haben. Der französische Modemacher gilt als Inbegriff von Chic und Luxus und war mit seinen Kreationen zugleich stilbildend.

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Es könnte Spaß machen, unterhaltsame Weiterbildung sein, über das Leben dieses ungewöhnlichen Mannes mehr zu wissen. Doch Jalil Lespert fordert dem ausgezeichneten Bühnendarsteller Pierre Niney eine Rolle ab, die eher weiterer Legendenbildung dient, als vom Menschen YSL zu erzählen.

Ja, YSL war sensibel, drogenabhängig und homoerotisch, doch männliche Diven mit Stimmungsschwankungen gibt es nicht nur in der Modebranche. Zu einseitig, mitunter gar langweilend spielt sich Niney durch den Film. Auch Guillaume Gallienne in der Rolle des Lebensgefährten Pierre Bergé wird an der kurzen Regie-Leine gehalten.

Wenig ist über das Privatleben der beiden bekannt, umso mehr war der Regisseur auf Erzähltes angewiesen. Doch wer will schon wirklich wissen, wie sich die Schönen, Reichen und Berühmten in ihren Privatwohnungen fetzen oder in der Öffentlichkeit Intrigen spinnen? Mit seiner Inszenierung hat sich Jalil Lespert für die Chronologie der Ereignisse entschieden. YSL, schüchternes Kind wohlhabender Eltern in Algerien, Ankunft 1955 in Paris, ein erstes Engagement im Haute-Couture-Haus Christian Dior, YSL als neuer Liebling der Pariser Haute Volée, seine Verliebtheit mit Pierre Bergé . . .

Wer Schönheit und farbliche Opulenz mag, bekommt sie. Das Anwesen in Marokko, in dem sich die Männer in orientalischen Prachtgewändern erholen: ein Traum. Und die Originale aus der Saint-Laurent-Stiftung, bei aufwendig nachgestellten Modeschauen zu sehen, zeigen, dass Modeschöpfung Kunst sein kann.

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