Die Besucher der Yuri’s Night konnten Star Wars einmal hautnah erleben. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Darth Vader und Geschichten von echten Astronauten: Bei der Yuri’s Night im Planetarium können die Besucher die Faszination Raumfahrt selbst erleben.

Stuttgart - Reinhold Ewald beginnt zu tanzen. Aus den Boxen schallt die Intro-Musik der Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“, einer Kult-Serie aus den sechziger Jahren. Ewald war fasziniert. „Da willste hin. Das ist es!“, sagt er, als er sich an diesem Samstagnachmittag im Keppler-Saal des Stuttgarter Planetariums zurück erinnert. Viele Kindheitsträume scheitern an der Realität. Ewalds nicht. Der gebürtige Kölner studierte Physik, wurde ins deutsche Astronautenteam berufen und flog 1997, als Teil der zweiten deutsch-russischen Mission MIR ’97, ins Weltall.

Heute lehrt er an der Universität Stuttgart und hält Vorträge, um die Faszination für bemannte Raumfahrt weiterzugeben. „Die internationale Raumstation ISS, wie Astronauten im Orbit leben, arbeiten und Kaffee kochen“ heißt sein Beitrag zur Yuri’s Night, die von Studierenden und Doktoranden der Universität Stuttgart jährlich organisiert wird. Namensgeber der Veranstaltung ist Yuri Gagarin. Am 12. April 1961 hat er als erster Mensch in seinem Raumschiff Wostok 1 die Erde umrundet. Die Yuri’s Nights zur Feier dieses Ereignisses sind eine weltweite Bewegung. „Wir möchten damit Begeisterung für die Raumfahrt wecken, aber auch für Naturwissenschaften und Technik“, sagt Emil Nathanson, Doktorand und einer der Organisatoren. Besonders für Kinder haben die Studierenden ein breitgefächertes Programm auf die Beine gestellt. An der Bastel-Station, an der die kleinen Besucher ihre eigene Rakete aus Pappe bauen dürfen, ist der Andrang groß.

Mit dem Leuchtschwert gegen Darth Vader

An anderen Stationen präsentieren sich unter anderem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Württembergische Ingenieurverein (VDI). „Ich packe meinen Astronauten-Koffer und nehme mit...“ steht auf einer Wand. Die Antworten der Besucher reichen von Fernrohr bis hin zu Schokolade und Döner. Durch die gut besuchten Gänge streifen den ganzen Tag Protagonisten aus Star Wars: wer sich traut, darf mit dem Leuchtschwert gegen Darth Vader antreten.

Eine Warteliste ist am Sojus-Simulator nötig. In diesem dürfen die Kleinen in die Fußstapfen von Ewald treten, ein Raumschiff steuern und versuchen an die ISS anzudocken. Begeisterung ist im Planetarium an jeder Station zu spüren. Die Kleinen erfreuen sich vor allem an den Mitmachstationen. Die Erwachsenen lauschen fasziniert den Ausführungen von Referenten wie Ewald. „Der Blick auf die Erde vom Weltall aus berührt einen zutiefst“, sagt er am Ende seines Vortrages. Er zeigt Bilder, aufgenommen bei der Umrundung der Erde: der Blick auf die Kanaren, auf den afrikanischen Kontinent, Gibraltar, über die Alpen, entlang des Nils.

Als der deutsche Alexander Gerst vor drei Jahren im Weltall war, twitterte er ein Foto vom Gazastreifen und schrieb: „Von der ISS aus sehen wir Explosionen und Raketen. Mein traurigstes Foto“. Die Erdkugel vom Weltall aus zu sehen sei eine völlige Verrückung der Perspektive, sagt auch Ewald. Viele Konflikte seien von dort aus wenig verständlich. „Vielleicht sollten wir jeden Politiker einmal ins Weltall schicken. Sie würden sehen, dass das Boot, in dem wir gemeinsam sitzen, gar nicht mal so groß ist“, sagt Nathanson. Zumindest die Besucher der Yuri’s Night haben davon am Samstagnachmittag einen Eindruck bekommen.