Das Hirscheberferkel Cahaya mit seiner Mutter auf Nahrungssuche im Außengehege der Wilhelma. Foto: Wilhelma

Das kleine Ferkel Cahaya erkundet momentan mit seiner Mutter das Außengehege in der Wilhelma. Seine Geburt ist eine Sensation: Vor elf Jahren gab es in Stuttgart das letzte Jungtier.

Stuttgart - Das Gehege der knapp einen Meter großen Hirscheber liegt leicht versteckt in der Stuttgarter Wilhelma zwischen Nashörnern und Flusspferden und wird von den Besuchern leicht übersehen. Ein genauer Blick lohnt sich aber. Seit kurzem erkundet dort nämlich das kleine Ferkel Cahaya zusammen mit seiner Mama Cinta die Außenanlage.

Die Geburt von Ferkeldame Cahaya gilt in der Wilhelma eine kleine Sensation – mit ihr gibt es in der Wilhelma nun insgesamt fünf Hirscheber. Die Nachzucht der Regenwaldschweine ist sehr schwierig. In Stuttgart gab es vor elf Jahren das letzte Jungtier.

Schweine sind intelligente Tiere. Deshalb ist es schwierig, ein Männchen und ein Weibchen zusammenzubringen, wenn die Harmonie nicht stimmt. Zumal die Population der Hirscheber in den Zoos und in Indonesien ja sehr begrenzt ist“, sagt Tierarzt Dr. Tobias Knauf-Witzens.

In ganz Europa gibt es nur zwei Ferkel

Umso größer war dann die Freude, als die kleine Cahaya am 23. Januar gegen 15.30 Uhr zur Welt kam. „Normalerweise können den Zeitpunkt der Geburt nicht so genau bestimmen. Aber bei der Uhrzeit haben die Pfleger es natürlich mitbekommen“, sagt Knauf-Witzens. Momentan gibt es europaweit nur noch im englischen Chester ein Hirscheberferkel. Von dort stammt auch der Vater von Cahaya.

Im Moment begibt sich das Ferkelchen am liebsten an der Seite ihrer Mama Cinta auf Futtersuche. Auf dem Speiseplan stehen dabei Obst, Insekten und Laub. Aber Cahaya hat es angenehmer als ihre Artgenossen in der Wildnis.

Anders als im Regenwald müssen sie und ihre Mutter keinen Trampelpfad durchs Unterholz treten, um Nahrung zu finden. Die zuständigen Pfleger sorgen für ausreichend Obst und Insekten und dafür, dass der kleine Nachwuchs bald, wie die anderen Hirscheber, 100 Kilogramm auf die Waage bringt.

In ihrer Heimat werden die Schweine gejagt und gezähmt

Der natürliche Lebensraum der Hirscheber in freier Wildbahn beschränkt sich auf die indonesische Insel Sulawesi. Dort heißen sie „Babirusa“, zusammengesetzt aus den einheimischen Worten „Hirsch“ und „Schwein“.

Ihren Namen verdankt die bedrohte Schweineart den geweihförmigen Hauern, die den Männchen aus der langen Schnauze wachsen. Die oberen Eckzähne können dabei bis zu 30 Zentimeter lang werden. Die gebogenen Hauer sehen gefährlich aus, sind aber spröde und zum Graben oder Kämpfen eher ungeeignet. In freier Wildbahn brechen sie deshalb oft ab.

In ihrer Heimat werden die seltenen Schweine auch heute häufig gejagt und gezähmt. Höhlenmalereien deuten darauf hin, dass die Hirscheber bereits vor 40 000 Jahren gelebt haben und bereits damals von den Menschen domestiziert wurden. Durch die zunehmende Abholzung des Regenwaldes und die Jagd durch den Menschen wird die Wildpopulation auf nur noch knapp 4000 Schweine geschätzt.