Schwer in Mode: Körperkunst für die Ewigkeit Foto: dpa

Eigentlich versteht sich unser Kolumnist als weltoffener Mensch. Aber beim Tätowieren hört für ihn der Spaß auf: Bemalte Körper lässt er nur bei Langhausbewohnern von Borneo, Seeleuten und Rotlichtgrößen durchgehen.

Stuttgart - Neulich saß ich im Kreise ehemaliger VfB-Spieler, Männer so zwischen 60 und 80. Ich wollte von ihnen wissen, was sich im Profifußball verändert hat – und was nicht. Gegen Ende des Gesprächs wurde mir klar, worin sich diese Männer von Kickern der Gegenwart unterscheiden: Keiner hatte eine Tätowierung. Falls doch, dann war sie nicht zu sehen.

Man traut sich kaum noch ins Freibad

Tut mir leid, aber einmal im Jahr muss ich auf die Sache mit der Körperbemalung zu sprechen kommen – vielleicht deshalb, weil ich ihr massenhaftes Auftreten einfach nicht verstehe. Ich traue mich kaum noch ins Freibad, weil ich mich vor dem Satz fürchte: „Schau mal, der Typ da drüben, der ohne Tattoos.“ Ich könnte dann auf meine Rückenbehaarung verweisen, aber ein Blumentopf ist damit bei jungen Leuten auch nicht zu gewinnen. Wobei: Blumentöpfe habe ich eigentlich genug.

Dann färbt euch doch die Haar grün!!

Vermutlich bin ich ein unverbesserlicher Spießer, weil ich Tätowierungen nur bei den Langhausbewohnern von Borneo, bei Seeleuten oder Rotlichtgrößen passend finde. Oder bei Menschen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, den Namen ihrer Kinder eintätowieren lassen. Bei Ehefrauen wird es schon kritisch, soll es doch vorgekommen sein, dass jemand im Laufe seines Lebens mehr Frauen ehelichte, als er Extremitäten zur Verfügung hatte.

Aber Tätowieren als Modeerscheinung, weil es irgendwie schick ist? Und weil das eben schon so ein bissle auch Auflehnung gegen das Establishment ist? Dann färbt euch doch die Haare grün, das geht wenigstens wieder raus.

Man sollte öfter mal „Tattoo You“ hören

Beim Schreiben dieser Zeile habe ich eine Platte der Stones gehört, deren Titel nichts anderes als eine Aufforderung zum Tätowieren ist: „Tattoo You.“ Bei Rockstars lasse ich Tätowierungen auch durchgehen. Außerdem ist die Platte so saugut, dass man öfter als einmal im Jahr übers Tätowieren schreiben sollte.