Eifrig helfen die Gäste aus Deutschland, Spanien und Frankreich mit, das Dach des Jugendhauses wieder in Schuss zu bringen. Foto: Chris Lederer

Jugendliche und junge Erwachsene aus drei Nationen ziehen es vor, während ihrer Ferien zu arbeiten anstatt nur in der Sonne zu liegen. Gemeinsam reparieren sie das Dach am Kinder- und Jugendhaus in Stammheim.

Stammheim - Mallorca kann jeder. Rein in den Flieger, raus aus dem Flieger. An den Strand legen; die Gläser und die Füße hoch. Johannes will das nicht. Auch Fabio, Vincent, Oriol und Claire wollen das nicht. Sie alle haben sich mit einem Dutzend anderer für einen arbeitsreichen dreiwöchigen Aufenthalt in Stuttgart entschieden. Freiwillig. 14 Jugendliche und junge Erwachsene aus Deutschland, Frankreich und Spanien helfen mit, das Dach des Kinder- und Jugendhauses zu erneuern.

Johannes steht mit ein paar anderen auf dem halbrunden Spitzdach vor dem Erzieherbüro des Jugendhauses und hackt die Grasnarbe auf. Oriol, Claire und ihre Freunde schaufeln die lehmige Erde fleißig in die Schubkarren. Viel gesprochen wird nicht. Jeder weiß, was zu tun ist. Es geht reibungslos Hand in Hand. Fabio lenkt die volle Schubkarre geschickt über eine schmale Holzplanke zu den Containern am Gehweg hinter dem Gebäude. Es läuft gut, die Gruppe ist vor dem Plan und könnte schon morgen mit den Abdeckarbeiten fertig sein. „Es könnte noch besser laufen, wenn es gestern nicht so geregnet hätte“, sagt Fabio und schiebt die leere Schubkarre wieder hoch aufs Dach.

Täglich fünf bis sechs Stunden ackern

„Attention!“, ruft einer auf französisch und wirft einen Hub Erde in die Schubkarre. In einer anderen Stapeln sich Dämmplatten aus Kunststoff. Die zierliche Claire wird sie nach unten verfrachten. „Do you need help?“ „Nein“, sagt sie. Hilfe braucht sie nicht. Die 17-jährige Pariserin schafft es auch gut alleine. Nächstes Jahr macht sie ihr Abitur, dieses Jahr wollte sie in den Ferien „ihre Sprachkenntnisse verbessern und etwas für die Gesellschaft tun“. So ein Work-Camp ist nicht nur ein preiswerter Urlaub, es biete eine Menge mehr – nicht nur Schweiß und Muskelkater. Vincent ist 22 und „Senior“ der Gruppe. Er kommt aus einem kleine Ort in der Nähe von Lyon. Ihn reize es, verschiedene Kulturen kennenzulernen, Leute zu treffen, sein Englisch aufzupolieren. Außerdem handle es sich zu guter Letzt um „une chose sociale“. Und für diese gute Sache ackert er täglich zwischen fünf und sechs Stunden auf der Baustelle. Ähnliche Beweggründe sind es auch bei Oriol aus Barcelona. Statt zu seinem Computer greift der Management-Student in diesen Semesterferien zum Spaten und stärkt sich mit Brezeln statt Tapas. Kost und Logis sind frei, untergebracht sind die Teilnehmer des Camps im Jugendhaus Mönchfeld. Jeden Abend haben zwei andere Küchendienst. „So lernen wir die internationale Küche kennen“, sagt Claire.

Fachfirma vollendet die Renovierung

Jugendhausleiter Michael Klamm zumindest schmeckt das Konzept der Work-Camps. „Ohne die Mithilfe der Jugendlichen könnten wir derartige Projekte kaum bewältigen.“ Die 25 Jahre alte Dachabdeckung zu entfernen, sei nötig gewesen, weil es bereits an mehreren Stellen ins Haus geregnet habe. „Wir wollten das Dach renovieren, bevor tragendes Holz fault.“ Eine Fachfirma werde nach Abschluss des Camps die Erneuerung vollenden. „Wenn wir alles von der Firma hätten machen lassen, wäre das nicht zu bezahlen gewesen.“

Unbezahlbar ist das Work-Camp auch für Johannes: „Es ist super hier, macht super spaß und ist super sinnvoll“, sagt er und knipst Erinnerungsfotos. Das findet allerdings nicht jeder so super: „Don’t take fotos!“, ruft ihm Claire zu und Vincent mahnt: „We are here to work!“