Wommy Wonder im Kunstvereins-Keller in Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Wommy Wonder pflegt im Kunstvereinskeller das Bild vom Sekt schlürfenden Luxuskörperchen – macht aber vor allem Kabarett in schwäbischer Mundart.

Fellbach - Vor ziemlich genau zwei Jahrzehnten hat es in Fellbach noch für Unmut gesorgt, dass ein Mann auf der Bühne als Frau ihren Mann steht. Bei einem Auftritt von „Fräulein Wommy Wonder“ in der Schwabenlandhalle hatten sich Menschen mit Protestplakaten versammelt, um ihrem Ärger über den Mann in Frauenkleidern auch Luft zu machen.

Aus der Bahn geworfen hat der Auftrieb den Travestie-Künstler nicht. Die Halle war voll 1997 – und auch beim Gastspiel am Sonntag im Kunstvereinskeller blieb kein Platz unbesetzt. Schließlich ist Wommy Wonder zu einer Kultfigur geworden – und kann mit ihrer Mischung aus Kabarett und Comedy, Chanson und Glamour vor allem beim weiblichen Teil der Menschheit auf eine treue Fangemeinde zählen.

Wonder gibt Tipps für eine füllige Oberweite

„Mein Publikum besteht zu 80 Prozent aus Frauen“, bestätigt Michael Panzer, der Mann, der hinter Wommy Wonder steht. Die Rolle als größtes Fräuleinwunder zwischen Neckar und Alb erlaubt es ihm, bei seinen Auftritten zwischen den Geschlechtern zu stehen – und sich mal mit Tipps für eine füllige Oberweite („Es sind Kirschkernkissen drin!“) an die Damenwelt zu wenden und anschließend den Herren den Unterschied zwischen Sein und Schein nach einer Sitzung vor dem Schminkspiegel zu erklären: „Jungs, vor drei Stunden sah ich noch so aus wie Ihr“.

Anstößig ist dabei übrigens so gut wie gar nichts: Wommy Wonder kokettiert zwar gern mit dem Rollenbild vom Sekt schlürfenden Luxuskörperchen, ein paar Schenkelklopfer („Meine Oma ging regelmäßig auf Ü-90-Partys und ließ es krachen: Einmal die rechte, einmal die linke Hüfte“) sind fürs geneigte Publikum durchaus im Programm. Und aus manchem Scherz („Bös ist, wenn jemand vor dem Krematorium steht und Brandsalbe verkauft“) trieft eine große Portion schwarzer Humor. Aber eigentlich macht Wommy Wonder nichts anders als schwäbisches Kabarett.

Die Lust aufs Improvisieren zeigt sich auch im Programmablauf

Unter die Gürtellinie geraten die Späße allerdings nie - beim Bauernschwank auf der Mundartbühne und bei so manchem Besenwirtschaftsauftritt von Dialektkünstlern geht es deutlich derber zu als bei der Grande Dame der Travestie. Für Zoten ist sie sich zu fein, die Wommy. Da pflegt sie lieber ihren Hang zur Selbstironie und zeigt vor allem, dass einen Künstler mit dem Erfahrungsschatz von 30 Bühnenjahren nichts aus dem Konzept werfen kann: Dass die erste Reihe zwischendurch kurz auf die Toilette muss, wird ebenso kommentiert wie die Hitze des Schein-werferlichts: „Huch, ich verfalle ja schneller als das Ulmer Münster“.

Die Lust aufs Improvisieren zeigt sich auch im Programmablauf: Dass das mit Frisur stattliche 2,42 Meter große Fräulein auf sonst übliche Kostümwechsel verzichtet, weil das Verkleiden in der sprichwörtlich engen Bühnenumkleide des Kunstvereinskellers zur Tortur wird, dürften die wenigsten Zuschauer mitbekommen haben. Das liegt auch daran, dass Wolfgang Seljé mehr als ein Pausenfüller ist. Der „Sinatra von den Fildern“, gelernter Bariton und durchaus auch mit einem Soloprogramm bühnentauglich, gefällt mit in Mundart neu vertonten Welthits – und den teils bemerkenswert skurrilen Geschichten, die er als Erklärung für die schwäbische Version findet.