Ein grober Entwurf für den mehrstöckigen Neubau im Stadtteil Elbelen Foto: Evangelische Gesellschaft

Das Rudolf-Sophien-Stift, eine Tochtergesellschaft der Evangelischen Gesellschaft, will an der Wollinstraße 105 ein Wohnheim für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die nicht alleine wohnen können, erstellen. Im Bezirksbeirat wurde das Projekt vorgestellt.

Zuffenhausen - Noch befindet sich an der Wollinstraße 105 ein Werkstattgelände der Neuen Arbeit. Ende des Jahres verlässt das Sozialunternehmen den Standort und zieht an die Strohgäustraße. Das Rudolf-Sophien-Stift, eine Tochtergesellschaft der Evangelischen Gesellschaft (Eva), hat das knapp 5000 Quadratmeter große Grundstück im Stadtteil Elbelen gekauft und will dort auf einer Fläche von rund 1200 Quadratmetern ein Wohnheim mit 24 stationären und elf ambulant betreuten Wohnplätzen schaffen. Wie der Neubau aussehen und genutzt werden soll, berichteten Friedrich Walburg und Dirk Müller von der Eva dieser Tage im Zuffenhäuser Bezirksbeirat.

„Das Gebäude an der Wollinstraße dient als Ersatzwohnbau für unser Wohnheim an der Himmelsleiter 62 in Freiberg“, sagte Friedrich Walburg. In dem Gebäude in Freiberg würden seit 15 Jahren Menschen betreut, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen nicht alleine wohnen könnten. „Es ist ein geschlossenes Wohnheim, um Menschen vor sich selber zu schützen.“ Es handle sich bei dem Haus in Freiberg um ein umgewidmetes, ehemaliges Personalwohnhaus, das jedoch nicht die Mindeststandards erfülle, wie sie in der Heimbauverordnung gefordert werden. Umso mehr freue man sich über den geplanten Neubau an der Wollinstraße.

24 stationäre, 11 ambulante Plätze

Vorgesehen sind insgesamt 24 stationäre Plätze im Erd- und Obergeschoss, unterteilt in zwei Wohnbereiche mit jeweils zwölf Plätzen. „Diese Wohnbereiche sollen sowohl offen als auch geschlossen betrieben werden“, sagte Walburg. Weitere elf Plätze sollen für ambulant betreutes Wohnen entstehen. In beiden Geschossen sind sogenannte Tagesstrukturräume untergebracht, in denen diverse Betreuungsangebote und Beschäftigungen ermöglicht werden. „Die U-Form des jetzigen Wirtschaftsgebäudes soll bestehen bleiben“, erklärte Dirk Müller, der künftige Hausleiter. Gebaut werde auf dem Grundriss des bestehendes Gebäudes, nur etwas höher. Im Erd- und Obergeschoss sind auch Büro- und Personalräume für die stationäre und ambulante Betreuung und Verwaltung des Wohnheims vorgesehen, im Erdgeschoss außerdem eine große Küche und eine Speisekammer. Im Dachgeschoss befinden sich zwei Zwei-Zimmer-Appartements und Einzelwohnungen. Jedes Zimmer hat eine Nasszelle und eine kleine Küche. Die Bewohnerzimmer seien barrierearm, zwei barrierefrei. Keller gibt es keinen, aber einen Aufzug.

Der geschlossene Wohnheimbereich werde einen eigenen, abgeschlossenen Außenbereich erhalten, der für diese Bewohner uneingeschränkt zur Verfügung stehe. Es wird auch einen Garten geben, der nicht abgeschlossen ist und der allen Bewohnern für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung steht. „Wir wollen durch verschiedene Veranstaltungen auch Begegnungen schaffen und sind offen für die Gemeinde“, sagte Müller. „Wir wollen den Hof weiterhin nutzen, eventuell richten wir einen kleinen Hofladen ein.“

„Ein großes Lob an die Eva für ihr Engagement“

Bei den künftigen Bewohnern handelt es sich um Erwachsene, die in der Regel bereits langfristig psychiatrisch erkrankt sind, die viele Jahre ambulanter und stationärer psychiatrischer Behandlung in verschiedensten Einrichtungen hinter sich haben und für die zur Zeit alle anderen Wohnformen ausgeschlossen sind. Sie leiden an schweren psychiatrischen Erkrankungen und verhalten sich zeitweilig selbstgefährdend, das heißt, sie sind selbstmordgefährdet oder verletzen sich selbst. Manche haben zusätzliche Suchtprobleme oder eine körperliche Erkrankung, um die sie sich nicht kümmern. Im neuen Wohnheim ist eine 24-Stunden-Betreuung vorgesehen. Beschäftigt werden zwischen 28 und 30 Mitarbeiter. Zu jeder Tages- und Nachtzeit ist mindestens ein Mitarbeiter im geschlossenen Wohnbereich anwesend und für die Bewohner erreichbar.

„Wir bekommen für den Neubau keinen Zuschuss, sondern finanzieren den Bau des Wohnheimes komplett selbst“, sagte Friedrich Walburg. Beim Bezirksbeirat Zuffenhausen kamen die Pläne gut an. „Ein großes Lob an die Eva für ihr Engagement“, sagte CDU-Bezirksbeirat Hartmut Brauswetter.

Die Abrissbagger sollen im Frühjahr 2017 an der Wollinstraße 105 mit dem Abbruch des Bestandsgebäudes beginnen. „Mit dem Baubeginn rechnen wir im kommenden Frühsommer“, sagte Friedrich Walburg. Wenn das Wohnheim in Zuffenhausen fertig ist, sollen die Wohnungen an der Himmelsleiter für andere „Personenkreise“ weiter genutzt werden.