Kämpfen ums Überleben: Kriegskinder, Wolfskinder Foto: promo

Der Zweite Weltkrieg ist offiziell passé, Ideologien halten sich. Familienlose Sprösslinge, sogenannte Wolfskinder, flüchten vor der Roten Armee nach Litauen, ­darunter Hans und Fritz.

Filmkritik zum Kinofilm "Wolfskinder"

„Wach auf, Mutti ist tot“, sagt der kleine Fritz (Patrick Lorenczat) zu seinem älteren, 14-jährigen Bruder Hans (Levin Liam), beiläufig wie eine morgendliche Begrüßung im Fahrstuhl. Klingt hart. Nur: Der Knirps hat schon ein Pferd entführt, über den Haufen geschossen und gegessen.

Der Zweite Weltkrieg ist offiziell passé, Ideologien halten sich. Familienlose Sprösslinge, sogenannte Wolfskinder, flüchten vor der Roten Armee nach Litauen, darunter Hans und Fritz. Der Kleine geht verloren, der Große sucht.

Rick Ostermann zeigt die aus Überlebensdrang vertierten Flüchtlinge roh und kompromisslos. Finden die Kinder ein Huhn, knacken sie frohlockend die Knochen, rupfen, teilen, genießen. Bilder erzählen genug, Worte bedarf es nahezu keiner. Durch trügerische Ruhe jagen ab und an abgerichtete Hunde oder Sowjetsoldaten, die den fremden Kindern so viel Mitleid entgegenbringen, wie es zuvor die Deutschen unter Hitler gezeigt haben. Brutalität und Bitterkeit dieser Zeit zeigt der Streifen mustergültig.

Die Aussichtslosigkeit der Gehetzten kratzt manchmal an der Dramaturgie: Hans pendelt meist zwischen Regen und Traufe. Dennoch gelingt das nachwirkende Schlaglicht auf eher unbekannte Schicksale deutscher Nachkriegsgeschichte – Geschichtsbücher glorifizieren lieber Trümmerfrauen.

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