Wolfgang Newerla Foto: Wissing

2008 wurde die „St. John’s Passion“ des schottischen Komponisten James MacMillan uraufgeführt. Am Karfreitag dirigiert Jörg-Hannes-Hahn das Stück in der Lutherkirche Bad Cannstatt – mit Wolfgang Newerla in der Partie des Christus.

Herr Newerla, in der Johannespassion von John MacMillan singen Sie die einzige Solopartie, den Christus. Wie hat der schottische Komponist dessen Worte vertont?
In der Passionsgeschichte des Johannes-Evangeliums ist Christus deutlich emotionaler als im Matthäus-Evangelium. Das hat schon Bach in seinen Passionen aufgegriffen, und auch in MacMillans Passion ist Christus hochexpressiv und manchmal auch sehr laut. Da gibt es oft massive Ausbrüche, die das Orchester mit trägt, zwischendurch aber auch sehr innige Passagen. Hinzu kommen zwei Chöre: ein kleiner als Evangelist und ein großer für die Volkschöre. Auch hier ist der Bezug zu Bach hörbar.
Und die Harmonik?
MacMillan schreibt teilweise tonal, teilweise auch bitonal. Manches in meiner Partie lässt sich harmonisch nicht wirklich fassen. Stattdessen gibt es oft eine Art grundtonorientierte Harmonik.
Nach festen Opern-Engagements in Freiburg und Ulm arbeiten Sie seit 1999 freiberuflich. Dabei liegt Ihr Schwerpunkt bei Neuer Musik und Musik der klassischen Moderne.
Für den Konzertbereich trifft das nicht zu. Ich habe in den letzten 16 Jahren etwa 75 Weihnachtsoratorien, 50 Matthäuspassionen, 45 Johannespassionen und 35-mal den „Elias“ gesungen. Aber für die Oper ist Ihre Aussage richtig. Und nach Wolfgang Rihms „Eroberung von Mexiko“ habe ich mir gesagt: Nun brauchst du vor gar nichts mehr Angst zu haben.
Karfreitag, 15 Uhr, Lutherkirche Bad Cannstatt. Mit: Jörg-Hannes Hahn, Bachchor Stuttgart, Sindelfinger Kammerchor, Württembergischer Philharmonie, Wolfgang Newerla (Bariton), Gilles Welinski (Tanz). 07 11 / 2 55 55 55.