Auch in der reichen Region Stuttgart gibt es viele Menschen ohne Wohnung. Foto: dpa

Die Beratungsstelle für w ohnungslose Menschen, die vom Haus Linde betrieben wird, will umziehen. Dazu muss der Kreis einen höheren Zuschuss bewilligen.

Göppingen - Schimmel in den Räumen, stinkende Mülltonnen vor dem Eingang, Nachbarn, die ihren Müll auf die Straße werfen – und jetzt noch eine Erhöhung der Miete. All das hat dazu geführt, dass die Beratungsstelle für Wohnungslose in Göppingen, die vom Haus Linde betrieben wird, sich nach einer neuen Adresse umgeschaut hat. Am kommenden Mittwoch entscheiden die Mitglieder des Sozialausschusses des Kreistags, ob sich die soziale Einrichtung den Umzug leisten kann.

Denn die Sozialarbeiter sind zwar nach langer Suche fündig geworden. Doch die neuen Räume wären deutlich teurer als die alten. Der Sozialausschuss muss deshalb zustimmen, künftig jedes Jahr einen 10 000 Euro höheren Zuschuss zu bezahlen als bisher. Die Chancen stehen gut, zumindest die Verwaltung ist überzeugt, dass der Umzug sinnvoll wäre – und empfiehlt den Kreisräten zuzustimmen. So könne der weitere Betrieb der Beratungsstelle, die zur Diakonie gehört, gesichert werden. Sie kümmert sich als einzige im Kreis seit Jahren um die Belange von Wohnungslosen.

Seit Monaten arbeiten die Sozialarbeiter in einem Provisorium

Klar ist, dass es nicht wie bisher weiter gehen kann. Die Sozialarbeiter sind seit Monaten in einem Provisorium tätig. Ein Wasserschaden in einer Wohnung über der Beratungsstelle in der Mittleren Karlstraße hatte zu starkem Schimmelbefall geführt. „Das war gesundheitlich nicht mehr tragbar“, erzählt die Sozialarbeiterin Theresa Kapinus. Zum Glück für die Beratungsstelle wurde im nahen Aufnahmehaus, in dem Wohnungslose vorübergehend unterkommen, ein Büro frei, weil eine Mitarbeiterin in Elternzeit ging. Die Beratungsstelle kam dort provisorisch unter. Doch eine dauerhafte Lösung ist das nicht – zumal die Mitarbeiterin nun zurück ist.

Der Vermieter strebte offenbar trotz mehrer Gespräche nicht an, die Mängel zu beheben. Neben dem Schimmelproblem gab es am bisherigen Standort Ärger mit der Nachbarschaft. In einem Brief des Leiters des Hauses Linde, Wolfgang Baumung, an die Kreisverwaltung ist die Rede von zerschlagenen Fensterscheiben, stinkenden, überfüllten Mülltonen neben dem Eingang und anderen Belästigungen.

Manche Vermieter lehnen die Wohnungslosenhilfe sofort ab

Der verwahrloste Gesamtbild des Gebäudes und das Verhalten der dortigen Mieter „schädigen immens unseren Ruf als Fachdienst des Hauses Linde und der Diakonie“ fasst Baumung die Situation zusammen. Die Dienste für Wohnungslose des Hauses Linde seien auf ein positives Bild in der Öffentlichkeit angewiesen.

Deshalb haben sich die Sozialarbeiter auf die Suche nach neuen Räumen gemacht. Einfach war das nicht. „Leider treffen wir durchaus auf Skepsis in Bezug auf unsere Klienten, sodass wir für manche Vermieter nicht infrage kommen und von vorneherein abgelehnt wurden“, schreibt Baumung. In der Grabenstraße fanden sie schließlich, was sie brauchen: Räume, in denen sich ein Beratungsbüro und ein Wartebereich unterbringen lassen sowie eine Dusche und Waschmaschine für die Klienten, die häufig keine andere Möglichkeit haben, sich zu reinigen.