Im Gebiet Aicher Weg/Layhweg gibt es noch einige Baulücken. Aber auch dort ist die Aufsiedlung schneller vorangeschritten als üblich. Die „Gartenstadt am Ziegelhain“ (r.) geht 2015 ihrer Vollendung entgegen. Foto: Norbert J. Leven, Hochtief

Zwei Baugebiete wachsen schneller als gedacht. Dadurch gerät die Stadt unter Druck: Bei der Kinderbetreuung hält das Angebot nicht mit dem Tempo des Zuzugs Schritt.

Echterdingen - Für Bauträger und Immobilien-makler sind es Erfolgsgeschichten, für die öffentliche Hand eine Herausforderung: In den beiden Neubaugebieten „Gartenstadt am Ziegelhain“ und Aicher Weg/Layhweg im Echterdinger Norden legen die Investoren ein für die Kommune ungewohntes Tempo an den Tag. Neue Wohnungen stehen schneller zur Verfügung als man in den Amtsstuben angenommen hat. Und sie stehen nicht nur zur Verfügung, sondern sind auch ruck, zuck belegt.

Ein Beispiel dafür ist die Gartenstadt am Ziegelhain, die sich auf dem ehemaligen Sportgelände zwischen der Stadionstraße und der Karlsruher Straße erstreckt. 2007 hat die Hochtief Projektentwicklung das Grundstück von der Stadt gekauft, seit vier Jahren läuft dort der Wohnungsbau. Ende 2015 sollen die letzten Gebäude bezugs-fertig sein, teilt das Unternehmen mit. In insgesamt vier Bauabschnitten stehen dann 276 Wohneinheiten zur Verfügung – in 47 Reihenhäusern, 17 Stadtvillen und sogenannten Gartenhofwohnungen sowie sechs Mehrfamilienhäusern mit allein gut 100 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen.

Fast alle Wohnungen verkauft

Vermarktungsprobleme hat der Investor nicht. In drei Bauabschnitten sind bereits alle Wohnungen verkauft, beim vierten sind 85 Prozent erreicht, teilt das Unternehmen mit. Entsprechend belebt ist das Areal inzwischen. Einen Steinwurf entfernt, im Neubaugebiet Aicher Weg/Layhweg wachsen ebenfalls Ein- und Mehrfamilienhäuser aus dem Boden. Auch dort geht es beim Bauen schneller voran als früher üblich. Der aktuelle Grad der Aufsiedlung ist jedoch nur schwer zu überschauen, weil sich dort mehrere Bauträger den Kuchen teilen. Augenscheinlich sind aber noch längst nicht alle möglichen Baugruben ausgehoben worden.

Insgesamt umfasst dieses Neubaugebiet eine Fläche von zehn Hektar. Davon dürfen 60 Prozent überbaut werden. Am Rand zum Gewerbegebiet geschieht dies in einem gemischten Bereich, der Rest ist als reines Wohngebiet definiert. Zusammen sind nach der schwierigen Um-legung – das gesamte Verfahren zieht sich bereits seit elf Jahren hin – 60 Bauplätze entstanden. Der Kalkulation nach können bis zu 550 Wohneinheiten entstehen. Darin finden nach früheren Schätzungen der Stadtverwaltung um die 1000 Menschen ein neues Zuhause.

Fast ein kleines Dorf

Zusammen mit 500 bis 600 Neubürgern aus der Gartenstadt entspricht das der Bevölkerung eines kleinen Dorfs. Das bringt die Stadtverwaltung bereits jetzt vor allem bei der Kinderbetreuung auf Trab. Die Nachfrage übersteigt wie berichtet insbesondere im Kleinkindbereich das Angebot. 45 Plätze stehen für unter dreijährige Kinder zur Verfügung. Sie sind alle belegt.

Zum Beginn des neuen Kindergartenjahrs im September „kommen alle Kinder in Einrichtungen in Echterdingen unter“, sagt der Sozialbürgermeister Alexander Ludwig. Eine bekannte Versorgungslücke soll zum Jahreswechsel 2014/15 mit einem Interimsgebäude beim Kinderhaus Aicher Weg geschlossen werden. Ludwig spricht in diesem Zusammenhang von einem „Betreuungsmodul“ für 20 Kinder, das sich im Vergleich zu herkömmlichen Containern durch einen „höheren Standard“ auszeichne. „Wir haben uns bewusst für etwas Höherwertiges entschieden“, sagt Ludwig.

Sechs bis acht Jahre Übergangszeit

Ludwigs Dezernat rechnet weiterhin mit einem vorübergehenden Bedarf an Kleinkindplätzen, der mit dem Container abgedeckt werden soll. Für die kommenden drei Jahre geht sein Amt gleichbleibend von 269 Kleinkindern in Echterdingen aus. Darin seien nach einer Faustformel weitere Zuzüge in den beiden Neubaugebieten enthalten, versichert der Bürgermeister. Die Übergangszeit für die Nutzung des Containers setzt er mit „sechs bis acht Jahren“ an.

Kritikern werfen Ludwig vor, den Bedarf bei der Kleinkindbetreuung nicht richtig eingeschätzt zu haben. Ihnen hält Ludwig entgegen: Gemeinderat und Verwaltung hätten am Aicher Weg im Konsens auf eine geplante Reserve verzichtet. Nun müsse man ein Nachfragehoch überstehen. Falls sich langfristiger Bedarf einstelle, „kann sich der Gemeinderat immer noch für etwas Dauerhaftes entscheiden“.