Die Brache neben dem Theaterhaus (Hintergrund) wird bebaut Foto: Peter Petsch

Mit interaktiver Grafik - Auf dem Pragsattel soll die Bebauung auf den Brachflächen rund um das Theaterhaus fortgeführt werden. Von 2015 an könnten zunächst bis zu 350 Wohnungen entstehen.

Stuttgart - Nach jahrzehntelangen Diskussionen über die City Prag könnte Anfang 2015 endlich der Wohnungsbau in Schwung kommen. Die Hoffnung ist groß, nachdem vor wenigen Tagen der Planungswettbewerb für das Gelände südlich des Theaterhauses entschieden und dem preisgekrönten Entwurf eine große Qualität bescheinigt worden ist. Bis zu 350 Wohnungen könnten an dem Standort in den nächsten Jahren entstehen, vermutlich in mehreren Abschnitten.

Den Wettbewerb, den die Projektentwicklungsgesellschaft Maybach ausgelobt hatte, gewann das Büro Lehen III Architekten aus Stuttgart. Unter insgesamt sechs eingeladenen Architekturbüros setzte es sich mit einem Entwurf durch, der auf der etwa 22 500 Quadratmeter großen Fläche vier Gebäudekomplexe vorsieht, außerdem einen Quartiersplatz. Die Planer hätten verschiedene Haustypen für einen urbanen Mix vorgeschlagen, sagt Detlef Kron vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Die Bebauung öffne sich nach Osten, Süden und Westen. Das verspreche gute Wohnverhältnisse – anders als beispielsweise beim dritten Preis. Hier würde man wegen der hohen baulichen Dichte an Grenzen beim Thema gesundes Wohnen stoßen, sagte Kron.

Der Entwurf des Büros Lehen III wäre nach Ansicht der Verwaltung auch in Abschnitten realisierbar – und ohne einen Ergänzungsbau für das Theaterhaus, mit dem man den Lärm eindämmt, der nachts beim Ent- und Beladen von Lastwagen entsteht. Bei den weiteren Planspielen gibt es einen Platzhalter für so ein abschirmendes Gebäude, obwohl das Theaterhaus bisher keinen konkreten Platzbedarf hat.

„Wir müssen noch ein Gesamtkonzept erarbeiten“, sagte Kron jüngst den Stadträten. Und Grundstücksfragen seien auch noch zu lösen. Die Stadtverwaltung hat aber schon konkrete Vorstellungen. So soll es eine Kindertagesstätte mit bis zu zehn Gruppen geben. Außerdem hat Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) die Losung ausgegeben, dass es hier hohe Anteile von gefördertem Wohnungsbau geben soll. Noch sei offen, ob man einen neuen Bebauungsplan brauche, sagte Kron. Wenn man darauf verzichtet, kann auch nicht das Instrument des Stuttgarter Innenentwicklungs-Modells angewendet werden, das Bauherren geförderten Wohnungsbau vorschreibt. In dem Fall will die Stadt dafür sorgen, dass auf dem bisher städtischen Teil des Geländes viele geförderte Wohnungen entstehen.

Noch ungeklärt ist, wie der Parkplatzbedarf gedeckt werden kann. Die Wohnbebauung wird rund 300 Stellplätze erforderlich machen. Das neue Interimsdomizil des Friedrichsbau-Varietés gleich neben dem Theaterhaus wird auch zusätzlichen Verkehr anziehen – zugleich gehen in der Umgebung bisherige Parkplätze durch Neubauten verloren. Nach den Sommerferien will die Verwaltung dazu neue Erkenntnisse vorlegen.

Klar abgesteckt ist das Ziel, bei der Neuordnung den Theaterhaus-Standort am Pragsattel planerisch abzusichern. Bei der Verwaltung läuft die Entwicklung unter dem Begriff „künftiges Theaterviertel“.

Eine Unsicherheit gibt es aber auch künftig: Die Grundstücksverhältnisse sind schwierig. Nach einem Insolvenzverfahren sprechen neben verschiedenen Grundstückseigentümern auch Banken mit. Nicht umsonst ist auf dem Areal der sogenannten City Prag jahrzehntelang wenig geschehen.

Einst wollte der damalige OB Wolfgang Schuster (CDU) hier mit dem schillernden Investor Ulrich Marseille und dessen Statthaltern einen Wolkenkratzer mit Hotels und Eigentumswohnungen realisieren. Es wäre Stuttgarts höchstes Gebäude geworden. Nachdem sich das Projekt erledigt hatte, kamen weniger hochfliegende Pläne unter der Regie des Stuttgarter Baulöwen Horst Bülow ins Gespräch – mit Wohnungen und mit einem Hotel, für das es weniger strenge Lärmschutzregeln gibt. Das Hotel war etwa dort vorgesehen, wo nun der Platzhalter in den Planentwürfen ist. Bülow baut zunächst entlang der Stresemannstraße für den Mieter Daimler Financial Services Büros.