Stuttgarts erste Baugemeinschaft will’s wissen: In Heumaden entstehen 23 Wohnungen. 14 davon sind gefördert. Damit heben einige Familien den Schnitt auf den Fildern. Foto: privat

Derzeit werden auf der Filderebene zwischen Vaihingen und Sillenbuch rund 100 staatlich geförderte Wohnungen gebaut oder sind in Planung. Was sich nach viel anhört, ist es nicht. Denn eigentlich müssten es dreimal so viele sein.

Filder - Der geplante Umzug der Feuerwache 5 von der Degerlocher Tränke nach Möhringen ging nicht nur eine 15 Jahre währende Diskussion voraus, er ist auch mit dem derzeit größten Wohnbauprojekt auf der Filderebene verbunden. Im Schatten der Wache an der Sigmaringer Straße sollen vom nächsten Jahr an bis zu 190 Wohnungen entstehen, wobei 40 sogenannte Sozialmietwohnungen sein sollen.

Wenig im stadtweiten Vergleich

Das, freilich, ist im stadtweiten Vergleich recht wenig. Die Filderebene gehört eben zu den begehrtesten Wohngegenden in Stuttgart. Die Quadratmeterpreise, die sowohl für Bauland als auch für Wohnungen gezahlt werden, sind Spitze – was im übrigen auch zur Folge hat, dass die Mieten entsprechend höher sind als anderswo. Aber es gibt noch einen weiteren Effekt. Sozialwohnungen oder geförderte Eigenheime für junge Familien werden woanders gebaut. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht zum geförderten Wohnungsbau hervor.

So sind derzeit in den Bezirken zwischen Vaihingen und Sillenbuch gerade einmal 95 geförderte Wohnungen und Eigenheime geplant oder werden bereits gebaut. Stadtweit finden sich aber 1400 solcher Objekte in dem Bericht. Durch einen weiteren Vergleich wird das Gefälle noch deutlicher. Auf der Filderebene leben knapp 130 000 Menschen, in Stuttgart 610 000. Es müssten demnach also knapp 300 Wohnungen gefördert werden, um zumindest dem Durchschnitt zu entsprechen, nicht 95. Dabei entsteht günstiger Wohnraum eher im Norden von Stuttgart, vor allem auf lange Sicht gesehen, also ab 2018. Allein beim Projekt Neckarpark in Bad Cannstatt sollen in einigen Jahren nach derzeitigem Planungsstand 480 geförderte Wohnungen entstehen, in Zuffenhausen sollen es noch mal 140 sein und auf dem Gelände des Bürgerhospitals 120. In Plieningen sollen derweil nur sechs geförderte Wohnungen entstehen, an der Ecke Steckfeld- und Karlshofstraße, wo das Siedlungswerk ein Altenheim bauen will sowie bis zu 30 Wohnungen. Perspektivisch finden sich sonst keine anderen entsprechenden Bauprojekte auf der Filderebene.

In Plieningen sind es gerade einmal sechs Wohnungen

Die Stadt geht bei diesem Thema dreigleisig vor. So will sie zum einen den Bau von klassischen Sozialmietwohnungen (SMW) fördern. Im Gegenzug für staatliches Geld oder zinsgünstige Darlehen verpflichten sich die Bauherren, Belegungs- und Mietpreisbindungen einzuhalten. Nicht das einzige, aber das bedeutendste Unternehmen auf diesem Feld ist die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft, kurz SWSG. Diese hat „im vergangenen Jahr 217 Förderanträge gestellt“, sagt der Sprecher Peter Schwab. „Der Schwerpunkt der Bauaktivitäten liegt in Bad Cannstatt. Aber auch im Vaihinger Stadtteil Rohr sind öffentlich geförderte Wohnungen geplant. Vom zweiten Bauabschnitt der Rohrer Höhe mit 35 Wohnungen werden 19 öffentlich gefördert sein.“

Darüber hinaus setzt die Verwaltung auf die Unterstützung für so genannte Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher (MME) und preiswertes Wohneigentum (PWE). Ziel ist es, jedes Jahr 300 SWM, 100 MME und 100 PWE zu fördern. Und von diesem Ziel ist die Stadt auch tatsächlich nicht sonderlich weit entfernt.

Erste Baugemeinschaft Stuttgarts

Dafür geht sie neue Wege, wie etwa in Heumaden, wo im März der Spatenstich für Stuttgarts erste Baugemeinschaft gefeiert wurde. 26 Erwachsene – und 17 Kinder – haben sich zusammengetan, um an der Bernsteinstraße gemeinsam 23 Wohnungen in zwei Häusern zu bauen. 14 davon werden gefördert, und es entsteht ein bunter Mix aus SWM, MME und PWE. Die Fertigstellung ist für Herbst 2017 geplant.

Dann sollen schon bereits die Bagger über das Pallotti-Areal in Birkach rollen. Dort soll das katholische Gotteshaus dem Erdboden gleichgemacht werden, um ein neues Quartier zu schaffen. Die Entscheidung hat sich die Gemeinde nicht leicht gemacht, und von Seiten der Anwohner wird das Vorhaben kritisiert. Doch weniger wegen des Kirchenabrissen, sondern wegen der Nachverdichtung vor ihren Haustüren. Geplant sind 64 Eigenheime, eine Kita und zehn geförderte Wohnungen.