Etwas ratlos schaute der Hobby-Elektriker Stefan Baelz auf die 20 Jahre alte Hi-Fi-Anlage von Boris Duepré und seinen beiden Kindern. Foto: Tilman Baur

Der Verein Integrative Wohnformen hat zum Repair-Café ins Wohncafé an der Körschstraße geladen. Das Ziel: kaputte Geräte wieder in Gang zu bringen. Das gelingt aber nicht immer.

Plieningen - Ob das noch mal was wird? Erika Burkhardt zweifelt, hat aber noch Hoffnung. Es geht um ihre Küchenmaschine, die sie mit ins Repair-Café an der Körschstraße gebracht hat. Die Maschine sei aus den 60er-Jahren und habe ihr gute Dienste geleistet, sagt Burkhardt. „Die konnte alles: Sahne schlagen, mixen und häckseln.“ Nur einmal musste sie in all den Jahren repariert werden, sagt Burkhardt.

„Heute ist die Maschine im Internet ein Kultobjekt“, weiß die Frau. Leider habe sie den Getriebearm falsch aufgesetzt, und der Einschaltknopf sei herausgefallen. Nun nimmt sich Alexander de Groot der Maschine an. Der 60-jährige IT-Spezialist repariert heute mit zwei Kollegen ehrenamtlich Geräte. Auf engem Raum sitzen sie um einen L-förmigen Tisch herum. Ein ganzes Arsenal an Schraubenziehern, Lötkolben und kleinen Instrumenten liegt darauf.

Der Kunde soll mitmachen

Nebendran sitzt Hobby-Elektriker Stefan Baelz. Seitdem das Repair-Café vor eineinhalb Jahren eröffnet hat, gehört er zum Team. Fachmännisch tüftelt er an einer zwanzig Jahre alten Hi-Fi-Anlage herum. Gebracht hat sie Boris Duepré. Der 43-jährige Sillenbucher ist mit Sohn und Tochter da. „Ich habe dank der Zeitung vom Café erfahren, und mein Vater war auch schon da“ sagt Duepré. Nach nur fünf Minuten spricht Stefan Baelz sein Verdikt: Nichts war’s, ein Ersatzteil fehlt. Besonders enttäuscht ist Duepré nicht. „Schön war’s hier, auch wenn es nicht geklappt hat“, sagt er und verabschiedet sich. Stefan Baelz hat kaum Zeit, sich zu verabschieden – denn jetzt liegt ein Toaster auf dem Tisch. „Ich habe ihn eigentlich nur zweimal im Jahr benutzt“, sagt Besitzer Werner Heckmann. Die Idee des Repair- Cafés findet der 83-jährige toll – denn wegwerfen will er das Gerät noch nicht.

Nebenan raucht der Kopf von Norbert Caspari. Der 50-jährige Elektrotechniker brütet schon seit einer halben Stunde über einem Kassettenradio. „Mit einer Pinzette nestelt er in der Elektronik herum. „Ziehen sie mal in diese Richtung“, sagt er zu seiner Kundin, die dem Schauspiel gespannt folgt. Das gemeinsame Reparieren sei der Idealfall, sagt Brigitte Schumm. Sie ist eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Vereins Integrative Wohnformen. Mitanpacken und was lernen, nicht einfach passiv dasitzen, diese Wunschvorstellung verfolge man mit dem Repair-Café, sagt Schumm.

Ein Plädoyer gegen die Wegwerfgesellschaft

Nach dem Toaster und einem klapprigen Sieb ist in der Zwischenzeit eine gelbe, fürchterlich quietschende Nähmaschine bei Stefan Baelz gelandet. 30 Jahre sei die alt, versichert Besitzerin Carola Zecevic. Die 71-jährige Frau aus dem Asemwald repariert auch daheim alles, was geht. „Das entspricht einfach meiner Denkart, alles wiederzuverwenden“, sagt Zecevic. Ein Telefon habe sie bereits einmal vorbeigebracht. Nun ist auch die Nähmaschine wieder in Schuss: Stefan Baelz hat an der richtigen Stelle nachgeölt und eine neue Glühbirne eingedreht.

Das nächste Erfolgserlebnis verbucht Alexander de Groot. Er hat es geschafft: Erika Burkhardts Küchenmaschine läuft! „Jetzt können Sie wieder Kuchen backen“, sagt er stolz. Das Problem: ein falsch herum eingesetzter Schaltknopf. „Das gibt’s doch nicht“, sagt Burkhardt und freut sich. De Groot ist aber schon wieder beschäftigt: Eine Kundin hat keine Bedienungsanleitung für ihren Elektrowecker – und am Tag darauf beginnt die Sommerzeit.

Der Verein Integrative Wohnformen lädt ein

Ist etwas kaputt, muss es nicht immer gleich in den Mülleimer. Im Repair-Café in Plieningen werden die Dinge des Alltags wieder geflickt. Regelmäßig sind ehramtliche Experten für verschiedene Fachgebiete vor Ort in dem Wohncafé an der Körschstraße 44. Die Reparierergruppe bietet alle zwei Monate einen Termin an. Das nächste Repair-Café ist am Samstag, 20. Mai, von 13 bis 17 Uhr. Die weiteren Termine müssen erst noch festgelegt werden. Fragen beantwortet der Verein Integrative Wohnformen, Telefon 07 11/91 44 30 75.