Vor ein paar Jahren hat die Adele-Winter-Stiftung der Stadt finanziell ausgeholfen und diesen Zaun um den Spielplatz an der Rudolf-Brenner-Straße bezahlt. Foto: Judith A. Sägesser

Menschen, die drohen abzurutschen, oder solche, die bereits abgerutscht sind, haben gute Chancen von der Adele-Winter-Stiftung mit Sitz in Sillenbuch finanziell unterstützt zu werden. Die Stiftung engagiert sich sowohl international als auch lokal.

Sillenbuch - In der Woche trudeln bei Walter Nowag etwa zehn Anfragen ein, schätzt er. Alle Briefeschreiber erhoffen sich Geld von der Adele-Winter-Stiftung, die der Sillenbucher als Vorsitzender verwaltet. Und Chancen haben grundsätzlich mal alle Bittbriefe, die darlegen können, dass die Hilfe einem losgetretenen Stein gleichkommen könnte. Dass das Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit bewirkt, dass jemand ein besseres Leben führen kann. Und wenn es nur ein kleines bisschen ist.

Die Adele-Winter-Stiftung hat schon Geld für die unterschiedlichsten Projekte überwiesen. International, aber auch lokal. Sie fördert zum Beispiel die SOS-Kinderdörfer oder hat der Riedenberger Jugendfarm ein Pferd gekauft, als das alte gestorben war. Die Mädchen würden die Tiere voller Hingabe pflegen, das sei doch besser, „als auf der Straße dummes Zeugs zu machen“, sagt Walter Nowag. Aus demselben Grund hat die Stiftung 16 000 Euro gespendet und damit einen Zaun um den Spielplatz an der Rudolf-Brenner-Straße finanziert. Die Stadt wollte den Spielplatz damals mangels Einfriedung sperren.

Die Familie sei ausreichend versorgt

Die Stiftung mit Sitz in Sillenbuch hat ihren Namen von Adele Winter, Jahrgang 1903. Dass es eine Stiftung geben würde, wusste sie, als sie im Jahr 1992 gestorben ist, sie wollte das so. Sie war der Meinung, dass ihre Familienmitglieder ausreichend versorgt waren und dass ihr Nachlass einem gemeinnützigen Zweck zukommen sollte. Was sie nicht wusste: dass die Stiftung nach ihr benannt werden würde. Das hat ihr Neffe Walter Nowag entschieden. Schließlich hatte seine Tante ihr Vermögen hauptsächlich der Stiftung vermacht.

Adele Winter lebte in Horrem bei Köln, dem heutigen Kerpen. Sie war mit dem Sohn des Unternehmers Richard Winter verlobt, „ihr Verlobter hat sich leider mit dem Motorrad zu Tode gefahren“, sagt Walter Nowag. Die Familie hat Adele Winter daraufhin adoptiert. Als dann einziges Kind ist sie in die Firma von Richard Winter eingestiegen und hat schließlich gut geerbt. Die Winters hatten in Horrem eine Kiesgrube, die vom Bauboom der Nachkriegszeit profitierte. Adele Winter hat den kaufmännischen Bereich geleitet. „Sie war mit dem Laden verheiratet“, sagt Nowag. „Sie war unglaublich stark.“ Er kannte sie gut. „Wir haben auf der gleichen Wellenlänge gesendet und empfangen“, erzählt er. „Wir hatten ein gutes Vertrauensverhältnis.“ Walter Nowag hatte noch zu ihren Lebzeiten eine Generalvollmacht.

Eine hohe Leistung mit wenig Geld

Seit 1993 liest der Sillenbucher Woche für Woche Anfragen an die Stiftung, recherchiert nach und formuliert schließlich eine Zu- oder eine Absage. Das Grundstockvermögen der Adele-Winter-Stiftung hat Millionenhöhe, jährlich wird ein fünfstelliger Betrag ausgeschüttet, sagt Nowag.

Die Adele-Winter-Stiftung greift Leuten unter die Arme, die abrutschen könnten oder die bereits abgerutscht sind. Walter Nowag zählt auf, wen sie schon alles geholfen haben. Einem behinderten Mann, der eine zweite Lehre gemacht hat und den die Stiftung in der Ausbildungszeit finanziell unterstützt hat. Oder Menschen, die ihre Medikamente nicht bezahlen konnten. Oder einer Frau, die sich keine neuen Zähne leisten konnte, ohne sie aber keinen Job fand. Viele Jahre hat die Stiftung zudem das Schülercafé Alberta bezuschusst „Es gibt jede Menge Beispiele“, sagt Walter Nowag. Und eines hat sich die Stiftung selbst verordnet: „Wir reagieren relativ schnell.“

Zusagen bekommen diejenigen, „die uns überzeugen, dass mit wenig Geld eine hohe Leistung erzielt werden kann“, sagt er. Was das sein könnte, darüber muss sich Nowag keine Gedanken machen. Die etlichen Anfragen kommen auch so.

Die Stiftung

D
ie Adele-Winter-Stiftung ist im Jahr 1993 gegründet worden. Ihr Sitz ist in Sillenbuch bei Walter Nowag, dem Vorsitzenden der Stiftung. Der Stiftungszweck: „Präventive und heilende Förderung gefährdeter Einzelpersonen bzw. gesellschaftlicher Randgruppen ohne Rücksicht auf Alter, Rasse, Geschlecht, Religion und Staatsangehörigkeit.“ Das Grundstockvermögen hat Millionenhöhe, jährlich wird ein fünfstelliger Betrag ausgeschüttet.